20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
17.08.02 / Das Wetter in der Heimat im Monat Juni / Analysiert von Meteorologe Dr. Wolfgang Terpitz

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 17. August 2002


Siebenschläfer brachte Warmluft
Das Wetter in der Heimat im Monat Juni / Analysiert von Meteorologe Dr. Wolfgang Terpitz

Der vergangene Juni hatte es schwer, dem ungewöhnlich warmen Mai das Wasser zu reichen. Doch hatte er es geschafft und war sogar um anderthalb Grad wärmer, als die Statistik es für den ersten Sommermonat vorgibt. Wieder hatte die Sonne daran einen großen Anteil; denn sie machte in Ostpreußen 30 bis 40 Überstunden und summierte ihre aktive Zeit im ganzen Monat auf rund 275 Stunden. An die fleißige Maisonne reichte sie dennoch nicht heran. Denn dazu hätte sie nämlich weitere 40 Überstunden leisten müssen.

Trotz des reichlichen Sonnenscheins hatte es im vergangenen Juni auch viel geregnet. An acht Niederschlagstagen kamen insgesamt 54 Liter/Quadratmeter (in Memel) bis 77 Liter/Quadratmeter (in Königsberg) zusammen. Im Vergleich dazu war es in der Johannisburger Heide relativ trocken. Dort wurde der Erwartungswert fast genau erreicht. Dagegen hatte es in Elbing an zwölf Tagen geregnet. Und so erstaunt es nicht, daß bei einer Summe von 106 Litern/Quadratmeter dort das Soll um 70 Prozent übertroffen wurde und die Sonne mit 231 Stunden im Vergleich zu den übrigen Orten der Provinz am wenigsten zu sehen war.

Zunächst mußten die Pflanzen auf den lang ersehnten Regen warten. Denn seit Mitte März hatte es nur wenig Niederschlag gegeben. Und auch die erste Dekade im Juni bleib weitgehend trocken. So hatte die Sonne bei wenigen Wolken die Chance, richtig loszulegen. Trotzdem tat sie sich schwer, die kühle Luft sommerlich zu erwärmen. So gab es noch Minima bis zu fünf Grad (in Rastenburg). Diese tiefen Werte mußten erst ausgeglichen werden.

Das Ergebnis waren zunächst nur Höchstwerte von 18 bis 23 Grad. Erst am 5. Juni zeigte die Sonne Wirkung. An diesen Tagen wurden Maxima bis zu 26 Grad gemessen. Dann pendelten sie eine Woche lang zwischen 20 und 24 Grad mit Ausnahme des 8. Juni. An diesem Sonnabend trennte eine Front kühle Luft im Süden von warmer Luft im Norden. Die Wetterstation Memel meldete als Höchstwert knapp 26 Grad, als sich zur gleichen Zeit Allenstein und Nikolaiken mit 15 Grad begnügen mußten.

Wie auf einer Perlenkette aufgereiht wanderten ab dem 11. Juni kleine Tiefs mit ihren Ausläufern über Ostpreußen ostwärts. Nun setzten die ersten nennenswerten Regenfälle nach sehr langer Zeit ein. In Königsberg und Nidden schüttete es über mehrere Stunden mit einer Summe von 25 Litern/ Quadratmeter und mehr. Innerhalb von vier Tagen prasselten auf das malerische Fischerdorf der Kurischen Nehrung 62 Liter/ Quadratmeter nieder und erfüllten hier fast das gesamte Monatssoll. Tiefausläufer der folgenden Tage waren längst nicht so spendabel und brachen der Landschaft allenfalls wenige Tropfen.

Während dieser Tage war die Temperatur nicht über 22 Grad gestiegen. Das änderte sich, als die Luftströmung auf Südwest drehte. Sie pumpte Warmluft heran und schaffte in der Heimat die Voraussetzung für eine hochsommerliche Wetterlage mit Temperaturen von über 30 Grad. In Königsberg war es am 19. Juni mit 32 Grad am heißesten. Gleichzeitig war das auch der höchste Wert des gesamten Monats. Sogar Nidden meldete für seine Lage zwischen den Wassern den hohen Wert von 29 Grad. Nur 50 Kilometer weiter nördlich mußte sich Memel zur gleichen Zeit mit 24 Grad begnügen.

Eine Kaltfront drückte die Temperaturen einen Tag später um bis zu neun Grad runter. Nur der Süden und Osten konnten noch zwei Tage länger den Sommer genießen. Weitere atlantische Fronten führten in Schüben noch etwas kühlere Luft heran. Obwohl die Maxima nur noch Werte um 20 Grad erreichten, blieb das Wetter mit viel Sonnenschein freundlich. Auch bei den Johannisfeuern brauchte keiner zu frieren, da die Temperaturen noch im angenehmen Bereich lagen.

Am 27. Juni, dem Siebenschläfertag, gelangte nochmals ein Schub Warmluft nach Ostpreußen. Davon profitierte hauptsächlich das Binnenland mit Temperaturen bis zu 26 Grad. Eine Gewitterfront mit intensiven Schauern beendete bereits an diesem Tag für den Rest des Monats das sommerliche Gastspiel endgültig. Nun erreichten die Temperaturen nur noch Maxima bis zu 18 Grad. Königsberg und Allenstein mußten sich sogar mit 14 Grad begnügen. Es sah ganz so aus, als ob der Siebenschläfertag für die nächsten Wochen die Weichen auf eine kühle und unbeständige Witterung gestellt hätten.