26.04.2024

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07.09.02 / "Hitlers Geld"

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 07. September 2002


"Hitlers Geld"

"Der Führer war also kohlegeil. Bleibt uns denn nichts erspart?" Mit seinem Stoßseufzer dürfte der "Late-Night-Talker" Harald Schmidt vielen Fernsehzuschauern aus der Seele gesprochen haben. Nach "Hitlers Helfern", "Hitlers Kriegern", seinen Frauen, seinen Generalen, Journalisten, Industriellen, Vollstreckern etc. nun also "Hitlers Geld". Eigentlich ein interessantes Thema, über das sich die Geschichtswissenschaft bisher noch nicht verbreitet hat. Wer sich von der ARD-Dokumentation allerdings grundlegend neue Erkenntnisse versprochen hatte, wurde enttäuscht. Der Autor der Dokumentation, Ingo Helm, kommt aus dem ZDF-Team von Guido Knopp. An dem gibt es ja vieles auszusetzen, aber eine solche Ansammlung von Plattheiten und Oberflächlich- keiten wie in der Sendung seines ehemaligen Zöglings Helm hat man bei ihm noch nicht erlebt.

Versprochen wurden dem Zuschauer Enthüllungen über die "Raffgier Hitlers", der es auf Volkes Kosten zum Milliardär gebracht hätte. Doch geboten wurden nur längst bekannte Tatsachen. Etwa daß Hitler reiche Gönnerinnen hatte, daß er Tantiemen für "Mein Kampf" bezog und daß der Bau von Reichskanzlei und Berghof Milliarden verschlang. Hinlänglich bekannt ist auch die Tatsache, daß Hitler seine Person mit Partei und Staat gleichsetzte und daß die Grenzen zwischen Privat-, Partei- und Staatsvermögen daher fließend waren. Helm ist es nicht gelungen, Hitlers private Vermögenslage wirklich zu erhellen. Immer wieder Formulierungen wie "so wird gesagt", "wird berichtet", "er soll" und "irgendwie hat er". Konkrete Belege, die auch einer Quellenkritik standhalten würden? Fehlanzeige! Und geradezu einfältig geriet auch die Erklärung historischer Zusammenhänge.

Der Autor muß selbst gemerkt haben, daß er zum eigentlichen Thema tatsächlich nichts Fundiertes beizutragen hat. Denn ständig schweifte er ab und wandte sich anderen Nazi-Größen zu, deren schamlose Raffgier tatsächlich leicht zu belegen ist. Beispiele sind der "Raubkunstsammler" Hermann Göring oder der den Lebemann mimende Reichsminister Goebbels. Das alles ist aber längst nicht neu. Auch sind Korruption, Vetternwirtschaft, Begünstigung und Bereicherung keine allein für das Dritte Reich charakteristischen Erscheinungen, sondern für jedes totalitäre Herrschaftssystem seit jeher kennzeichnend.

Die einzigen wirklich gehaltvollen Passagen des Films waren die Aussagen der Fachhistoriker. Sonst dümpelte diese ARD-Dokumentation stets an der Oberfläche dahin. Der Zuschauer blieb, um mit Goethe zu sprechen, "so klug als wie zuvor". Vertan also die Gelegenheit, wirklich Licht in die Finanzverflechtungen des Dritten Reiches und seines Protagonisten zu bringen. Dieses Thema harrt nun weiter der Aufarbeitung durch die seriöse Geschichtswissenschaft. Für Helm wird sich bestimmt ein neues spannendes Hitler-Thema finden. Wie wär's mit "Hitlers Haustiere"? Das hatten wir auch noch nicht. J. H.