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07.09.02 / Aktionen zum Todestag / Das Berliner Medizinhistorische Museum würdigt Rudolf Virchow

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 07. September 2002


Aktionen zum Todestag
Das Berliner Medizinhistorische Museum würdigt Rudolf Virchow

Die 100. Wiederkehr des Todestages Rudolf Virchows nimmt das Berliner Medizinhistorische Museum (BMM) der Charité am Institut für Pathologie zum Anlaß für zwei berichtenswerte Aktionen.

Zum einen zeigt es in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz (Museum Europäischer Kulturen, Museum für Vor- und Frühgeschichte, Ethnologisches Museum) und der Stiftung Stadtmuseum Berlin noch bis zum 27. Oktober die Sonderausstellung "Virchows Zellen - Zeugnisse eines engagierten Gelehrtenlebens in Berlin". Exponate aus allen Lebens- und Arbeitsbereichen sollen dabei eine lebendige Vorstellung vom erstaunlich breit angelegten Wirken des Berliner Wissenschaftlers vermitteln. Gezeigt werden unter anderem Zeugnisse von Virchows stadtpolitischem Wirken sowie die eindrucksvollen, an seinem Institut gefertigten, pathologischen Präparate aus den Beständen des Medizinhistorischen Museums. Ein umfangreiches Rahmenprogramm, das unter anderem Führungen, Vorträge und eine Filmreihe beinhaltet, begleitet die Ausstellung.

Zum anderen präsentiert das BMM seine Präparate-Sammlung der Öffentlichkeit in neuer Form, wobei es das erklärte Ziel des Museums ist, den Betrachtern nicht nur den gesunden und kranken Körper auf neue und verständliche Weise vorzustellen, sondern auch Geschichte und Gegenwart der Pathologie deutlich werden zu lassen. Der Zusammenhang zu Rudolf Virchow liegt auf der Hand. Immerhin hat dieser kultur- und me- dizingeschichtlich bedeutsame Bestand an Feucht- und Trockenpräparaten seinen Kern in den Sammlungsbemühungen des Berliner Pathologen.

Als Virchow im Jahre 1856 die Leitung des Pathologischen Instituts übernahm, umfaßte der Präparatebestand gerade einmal 1.500 Objekte, dreieinhalb Jahrzehnte später waren es bereits 19.000. Fast jede damals bekannte Krankheit war darin nicht nur mit den typischen Symptomen, sondern auch in ihrem typischen Verlauf durch mehrere Organstudien dokumentiert. Ab 1896 entstand auf dem Gelände der Charité das neue, aus drei Gebäuden bestehende Institut für Pathologie. Als erster Baukörper wurde 1899 das von Virchow angeregte, fünfgeschossige Museum fertiggestellt. Erst im Oktober 1901 war der Umzug der Sammlung abgeschlossen, die zu diesem Zeitpunkt exakt 23.066 Feucht- und Trockenpräparate zählte. Drei der dicht mit hohen Glasvitrinen bestückten Etagen dienten als Lehr- und Studiensammlung, zwei weitere waren Ausstellungsebenen, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Virchow verfolgte in diesen Schauräumen das Ziel, das Wissen um Gesundheit und Krankheit in der Bevölkerung zu mehren. Durch die Bombenangriffe 1944 und 1945 ging ein Großteil der inzwischen auf rund 26.000 Objekte angewachsenen Sammlung verloren, nur etwa zehn Prozent blieben erhalten. Ein Dachstuhlbrand in den 1950er Jahren vernichtete erneut zahlreiche, zumeist ältere Stücke der Sammlung.

Nach einer langen Zeit der Fremdnutzung des Gebäudes wurde in dem der Wende folgenden Jahrzent die Idee entwickelt, das komplette Museumshaus in seine ursprüngliche Gestalt zurückzubauen, um es künftig als Berliner Medizinhistorisches Museum zu nutzen. Dieses Vorhaben konnte schließlich im März 1998 unter schwierigen Rahmenbedingungen in einem ersten Schritt umgesetzt werden. Die seinerzeit eröffnete Dauerausstellungsebene präsentiert dem interessierten Besucher im Rudolf-Virchow-Saal etwa 1.000 Feucht- und Trockenpräparate, wobei zahlreiche Stücke noch aus der ursprünglichen Sammlung stammen.

Virchows Todestag bildet nun den Anlaß, das von ihm begonnene Werk in einer überarbeiteten Version zu präsentieren. T. S.