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14.09.02 / Ein Komiker ohne Heldenflausen

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 14. September 2002


Ein Komiker ohne Heldenflausen
Geliebter Kintopp: Ernst Waldow glänzte in vielen komischen Rollen

Ernst Waldow, dessen Name im deutschen Film rasch bekanntgeworden ist, darf sich zu den wenigen Komikern zählen, die sich keine Heldenflausen vormachten und die darum auch nicht einen großen Umweg zu machen brauchten, um zu sich selbst zu gelangen. Als er, der geborene Berliner und Sohn des einst in Berlin sehr geschätzten Schauspielers Karl Waldow, seine Bühnenlaufbahn begann - es war im Königlichen Schauspielhaus in Berlin, wo er sich zur Aufnahmeprüfung für die damals von Albert Patry geleitete Schauspielschule meldete -, trug er freilich die berühmte Rede des Mark Anton aus Shakespeares "Julius Cäsar" vor. "Mitbürger, Freunde, Römer hört mich an ..." Mit pathetischer Würde und vielen rollenden R's, wie es die alte Schule gebot, begann er seine Deklamation. Aber er war noch nicht bis zur Hälfte der Rede gelangt, als er sich selbst unterbrach. Der schmächtige junge Mann oben auf der Bühne erklärte, er wolle die Rolle doch lieber einmal so sprechen, wie er sie wirklich empfinde. Man ließ ihn nachsichtig gewähren - und siehe da, es war zwar bestimmt kein Mark Anton, der dort sprach, aber gewiß jemand, aus dem einmal ein beachtlicher Komiker werden könnte. So lautete das einstimmige Urteil über diesen ersten Bühnenversuch Ernst Waldows, und Patry bedauerte es nur, daß die Schauspielschule des Königlichen Theaters nicht der rechte Boden war, in dem ein solches Talent gedeihen konnte. Aber es gelang Ernst Waldow dann, in die Schauspielschule des Deutschen Theaters aufgenommen zu werden und dort mit Erfolg seine Abschlußprüfung abzulegen.

Seine Bühnenlaufbahn hatte viele Stationen, von denen Hamburg, Dresden, Stuttgart, Leipzig die wichtigsten waren; nicht zu vergessen aber auch das Bremer Schauspielhaus, wo Detlev Sierck zu jener Zeit Spielleiter war: derselbe, unter dessen Regie Waldow in dem Film "Das Hofkonzert" spielte. Als ihn dann Carl Froelich in der Premiere von Hinrichs' "Wenn der Hahn kräht" im Lessingtheater sah - Waldow spielte die Rolle des Amthauptmanns, in der man ihm später auch im Film begegnete -, war der Würfel endgültig gefallen; Froelich beschloß, ihm in einem seiner nächsten Filme eine größere Aufgabe anzuvertrauen. So kam es zu dem Engagement für "Traumulus", in dem Waldow in der Rolle des Assessors Mollwein zeigen konnte, daß er auch als Filmdarsteller etwas zu bestellen habe. Dann kamen Rollen in "Barcarole", in dem Kurzfilm "Der Große Preis von Europa", in "Der grüne Domino", im Kurzfilm "Der rote Faden", in "Liebesleute", "Inkognito", "Boccaccio", "Wenn wir alle Engel wären", "Geheimnisse eines alten Hauses", "Und du, mein Schatz, fährst mit", "Togger" und "Die göttliche Jette" an der Seite von Grete Weiser. Nach 1945 konnte der Schauspieler (geboren am 22. August 1895 in Berlin) gleich wieder in die Filmateliers einziehen. Streifen wie "Professor Nachtfalter", "Toxi", "Skandal im Mädchenpensionat", "Maske in Blau" und "Ihre große Prüfung" stammen aus dieser Zeit. In über 80 Filmen hat er noch nach dem Kriege mitgewirkt. Ernst Waldow starb am 5. Juni 1964 nach einem Herzanfall in Hamburg. kai-press