29.03.2024

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12.10.02 / Ralph Arthur Roberts: Ein kauziger Typ

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. Oktober 2002


Meisterleistungen im Film
Ralph Arthur Roberts: Ein kauziger Typ

Erinnern Sie sich noch an Ralph Arthur Roberts, diesen kauzigen Typen aus zahlreichen Stumm- und Tonfilmen? Was wenig bekannt ist, daß er der Verfasser des Evergreens "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" ist, den Hans Albers so unnachahmlich gesungen hat. Schon als Kind wollte Roberts Schauspieler und Intendant werden. Beides sollte sich erfüllen.

Roberts wurde am 2. Oktober 1884 auf einem Bauernhof bei Meerane in Sachsen geboren. Er hieß mit bürgerlichem Namen Schönherr. Seine Bühnenlaufbahn begann er in Wiesbaden, kam über Breslau nach Hamburg. Der Erste Weltkrieg unterbrach seine Karriere, und er wurde mit zahlreichen Orden und Ehrenzeichen ausgezeichnet. Nach dem Krieg hat er sich, ohne je dem Theater untreu zu werden, dem Film gewidmet. 1919 stand er zum ersten Mal vor der Kamera, erster Schritt auf einem Wege, der nicht unterbrochen wurde und der dennoch ein jähes Ende fand. Im Jahre 1928 wurde der Mime in Berlin Direktor des "Theaters an der Behrenstraße".

Zu welchen menschlichen Leistungen der Herr des Hauses in der Behrenstraße befähigt war, beweisen zwei Hauptrollen im Film. Der borniert-begriffsstutzige Staatsanwalt in Spoerls "Maulkorb", der fehlenden Geist durch stramme Haltung und schnarrenden Tonfall ersetzte und dessen Pendeln zwischen Begreifen und "Du ahnst es nicht!" eine Meisterleistung genannt zu werden verdient. Und die andere Figur: der unselige König in "Der Tanz auf dem Vulkan". Als Gegenspieler des funkensprühenden Debureau - Gustaf Gründgens - hat er so viel weltfremde Tyrannei, engstirnige Unklugheit an den Tag zu legen wie nur möglich. Und er hat es darüber hinaus geschafft, daß es dennoch ein Mensch blieb, was er da verkörperte, daß neben dem Lachen über das Groteske ein Rest menschlichen Mitleids mit einem armen Unglückseligen übrigblieb, den Schicksal und Unzulänglichkeit auf einen Posten gestellt hatten, mit dem er nicht fertig wurde. "Wie konntest Du, Veronika?" war sein letzter Spielfilm.

Dann der 12. März 1940. Roberts stand mit dem Stück "Bargeld lacht" auf der Bühne. Niemand konnte ahnen, daß es seine letzte Vorstellung sein würde. Nach der Vorstellung ging er mit Bekannten und Kollegen in ein Restaurant und bestellte Fisch. Nach dem Essen brach er plötzlich zusammen und krümmte sich vor Schmerzen. Für ihn kam jede Hilfe zu spät. Ein jäher Herzschlag, mitten hinein in Schaffen und Planen des erst Fünfundfünfzigjährigen, der noch so jugendlich wirken konnte und - wenn er wollte - so alt und versponnen. Ralph Arthur Roberts wurde auf dem Stahnsdorfer Südwestfriedhof beigesetzt. kai-press

Ralph Arthur Roberts: Wollte schon als Kind Schauspieler werden, Foto: Imago / N. F. Archiv kai-press