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26.10.02 / Roman über das sowjetische Sachsenhausen

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. Oktober 2002


Opfer der Willkür
Roman über das sowjetische Sachsenhausen

Der Zweite Weltkrieg war zu Ende, und die Menschen hofften 1945 auf ein wenig Frieden. Viele, die kein Zuhause mehr besaßen und Hab und Gut sowie geliebte Menschen verloren hatten, wünschten sich mit Kriegs-ende sehnlichst eine Besserung ihrer Lebensbedingungen herbei. Doch die Lage der Deutschen blieb über Jahre hinweg angespannt. Nur sehr langsam besserte sich die Situation. Vor allem der starke Aufbauwille der Deutschen versetzte Berge. Für manche hingegen wie die Soldaten in Gefangenschaft oder Teile der Zivilbevölkerung, die zur Zwangsarbeit auf russischem Territorium genötigt wurden, gab es kein Licht am Horizont.

Werner K. Lahmann hat sich in seinem Roman "Warten ohne Wiedersehen" dem Schicksal der Menschen in sowjetischen Lagern in der sowjetischen Zone angenommen, in denen Zehntausende an den unmenschlichen Haftbedingungen starben. Hunger, Kälte und Krankheiten rafften allein in Sachsenhausen, dem "Speziallager Nr. 7", in dem der Roman spielt, 20.000 Gefangene dahin.

Die Geschichte von Kurt Seldermann, dem Vater des Autors, und seinen Kameraden Karl-Eduard von Kohlhammer und "Spinner" ist die Leidensgeschichte von über 154.000 in der sowjetischen Besatzungszone Internierten.

Einfühlsam und nachvollziehbar wird das harte Schicksal dieser Männer geschildert, die hier lernen mußten, ihre Mittagssuppe aus Ofenkacheln zu schlürfen und sich den Po mit den Fingern zu putzen. Neben Hunger, Kälte und Krankheiten plagte sie besonders die Ungewißheit und das verzweifelte Warten auf ein Wiedersehen mit den Angehörigen.

Neben der katastrophalen Lage in Sachsenhausen wird auch die Situation der Ehefrau Kurt Seldermanns immer wieder in den Mittelpunkt gerückt, die verzweifelt darum kämpft, ihren Söhnen auch ohne Vater ein Zuhause zu schaffen. Das Dramatische daran ist vor allem die Tatsache, daß das Glück, gemeinsam den Krieg überlebt zu haben, durch die willkürlichen Verhaftungen der Sowjets sinnlos zerstört wird. So hat Kurt Seldermann seine Frau und seine vier Kinder nie wiedergesehen. "Knochen-Karl", der Leichenfahrer, hat ihn eines Nachts in den nahen Wald gefahren, wo er mit Tausenden anderen in einem Massengrab verscharrt wurde.

Der Roman, der ein noch viel zu selten in der Öffentlichkeit besprochenes Thema behandelt, nimmt sich sensibel und anschaulich des schwierigen Stoffes an. Lesenswert! Rebecca Bellano

Werner K. Lahmann, "Warten ohne Wiedersehen", BVT, Überlingen 2001, broschiert, 264 Seiten, 14,90 Euro