Ein Porträt des Ostpreußen Lovis Corinth zeigt einen hageren Mann, der nachdenklich in die Ferne blickt. Auf den Knien liegt vor den verschränkten Händen ein hellbrauner Hut. Das Gesicht des Mannes ist schon gezeichnet von der schweren Krankheit, die schließlich 1918 zum Tode führt. Eduard Graf von Keyserling, der "baltische Fontane", saß dem Meister aus Tapiau im Jahr 1900 Modell. Schon damals galt er als ein erfolgreicher Schriftsteller. 1887 war sein Roman "Fräulien Rosa Herz" erschienen, 1892 "Die dritte Stiege", es folgten weitere Romane und Novellen, in denen Eduard Graf von Keyserling, der 1855 auf Schloß Paddern in Kurland geboren wurde und seit 1899 in München lebte, eine dem Untergang geweihte Welt schilderte. Meisterhaft gelungen ist ihm dies in dem Roman "Wellen", der erstmals 1911 erschien. Er versetzt den Leser hier in eine Sommerfrische zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Man - das ist die Generalin von Palikow mit Familie - genießt die Ruhe der Küstenlandschaft, das Strandleben, bis die schöne und ehebrecherische Gräfin Doralice auftaucht und nicht nur die Herren der Schöpfung in ihren Bann zieht. Die gekürzte Fassung dieser wundervollen Liebesgeschichte ist nun bei Hoffmann und Campe als Hörbuch erschienen. Burkhart Klaußner liest Wellen (3 CDs, 210 Minuten, 19,90 E). Ein besonderes Hörvergnügen für dunkle Herbstabende. man