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16.11.02 / Auslandsjournalist Graffenberger über seine Arbeit und seine neue Heimat Skandinavien

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 16. November 2002


Von Selbstfindung, Liebe und Lebensmut
Auslandsjournalist Graffenberger über seine Arbeit und seine neue Heimat Skandinavien

Im Laufe des Lebens verschlägt das Schicksal so manchen an ferne Orte, doch Günter Graffenberger suchte überall immer nach Ähnlichkeiten mit seiner Heimat. 1929 wurde er in Kaukehmen in Ostpreußen geboren, und die so eigentümliche Landschaft nahe der Ostsee grub sich tief in sein Herz.

Doch als Hitler an die Macht kommt, wird er erstmals von seinem Heimatort weggeholt. Während sein Vater als bekennender Sozialdemokrat ins KZ gebracht wird, schickt man den Sohn zur Umerziehung im Geiste des Führers nach Westpreußen auf eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten findet er schnell in den Alltag auf der Napola und nimmt auch die dortigen Lehren an. Nie kommen den Napola-Schüler Zweifel am Führer, und als er alt genug ist, meldet er sich 1944 selbstredend an die Front. Selbst nach dem Krieg kann er den Glauben an den Führer nur schwerlich abwerfen.

Da er keinen Studienplatz erhält, zieht er von der Sowjetzone ins Ruhrgebiet, um dort in einer Zeche zu arbeiten. Nachdem er allerdings verschüttet wird, zieht er die Arbeit auf einem Bauernhof in Schleswig-Holstein dem Bergarbeiterdasein vor. Als sich ihm die Möglichkeit eines Volontariats beim "Hamburger Echo" bietet, zögert er nicht lange. Der ehemalige Napola-Schüer wechselt so auf die ihm einst unverständliche politische Seite seines Vaters.

Nach seinen Lehrjahren zieht er von Ort zu Ort. Vom Bremer "Weser-Kurier", zum Berliner "Tagesspiegel" und zur "dpa" in Hamburg, weiter nach New York und London im Auftrag des Springer Verlages. Doch überall fühlt er sich unwohl und als auch noch seine Ehe mit einer Jüdin scheitert und er mit gebrochenem Herzen aus der Beziehung hervor geht, sucht er nach neuen Horizonten. Als man ihm 1964 eine Stellung in Stockholm als Auslandkorrespondent anbietet, versucht er dort sein Glück.

Die schwedische und vor allem die finnische Landschaft erinnern ihn an sein verlorenes Ostpreußen; hier fühlt er sich erstmals heimisch. Auch die Menschen Skandinaviens erwärmen sein Herz und auch wenn seine Ehe mit einer Finnin ebenfalls auseinander geht, bleibt er über 40 Jahre dort. Auf einer Reise nach Talinn lernt er die Schwedin Ethel kennen und lieben. Selbstverständlich geht die Hochzeitsreise nach Talinn, da er aber einen beruflichen Termin hat, fährt sie alleine vor. Es ist der 28. September 1994 und sie reist mit der "Estonia".

"Von Memel nach Stockholm" ist schon aufgrund des abwechselungsreichen Lebens des Autors interessant zu lesen, und obwohl das Buch sehr komprimiert geschrieben ist, kommen Empfindungen, Meinungen und Beschreibugen von Natur und Menschen nicht zu kurz. R. Bellano