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07.12.02 / Wärmegewitter als Begleitmusik

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 07. Dezember 2002


Wärmegewitter als Begleitmusik
Das Wetter in der Heimat im September / Analysiert von Dr. Wolfgang Terpitz

Die Jahreszeitenuhr der Klimatologen geht im Vergleich zu der der Astronomen bekanntlich drei Wochen vor. Sie läutet bereits am 1. September den meteorologischen Herbst mit einer deutlich kühleren Witterung als im August für Mitteleuropa ein. Doch manchmal gelingt es dem Sommer, bis in den ersten Herbstmonat hineinzuwirken. So war das auch im vergangenen September, als Ostpreußen im ersten Drittel des Monats von Wärme und Sonne verwöhnt wurde. Als Attribut des Sommers gesellte sich manch ein Wärmegewitter hinzu.

Die Weichen für diese Witterung stellte ein Hoch, das von England über die Ostsee bis nach Rußland gezogen war. Es baute anschließend über dem östlichen Mitteleuropa eine südwestliche Höhenströmung auf, die Warmluft heranführte. Nach dem nur mäßig warmen ersten Tag erreichten die Temperaturen dann Maxima von mindestens 22 Grad. Bis zu sechs Sommertage mit einer Temperatur von mindestens 25 Grad erlebte das Land. Am wärmsten waren der 4. und 5. September, als die Thermometer verbreitet 27 bis 29 Grad zeigten. In Königsberg wurden diese Maxima seit mindestens 18 Jahren nicht mehr erreicht.

Nicht alle Gegenden, zum Beispiel die Nehrungen, wurden von der Wärme begünstigt. So ging Nidden ganz knapp an diesem Glück vorbei und erlebte keinen einzigen Sommertag. Doch bedeutete das dort keinen Makel; denn bei reichlichem Sonnenschein und einer für diese Zeit ungewöhnlich hohen Wassertemperatur von 22 Grad konnte man das Leben am Ostseestrand herrlich genießen.

Das angenehme Sommerwetter ging mit Beginn des zweiten Monatsdrittels zu Ende und machte einer Witterung Platz, die eher in die frühherbstliche Zeit paßte. Sie dauerte ungefähr anderthalb Wochen, in der zunächst ein Hoch über Skandinavien sonniges Wetter mit Höchsttemperaturen von 20 Grad, aber auch die ersten beiden Nächte mit Bodenfrösten dieses Herbstes brachte. Das gleiche Hoch lenkte dann einige Kaltfronten aus dem Norden in Richtung Ostpreußen. Nun wechselten sich Zeiten mit dunklen Wolken, aus denen sich Schauer und Gewitter entwickelten, mit kurzen sonnigen Sequenzen ab. In dieser Zeit fiel der meiste Niederschlag des Monats. So kamen am 14. September, zum Beispiel in Allenstein, innerhalb von 24 Stunden 21 Millimeter Regen zusammen.

Nach dem 21. September wurde es noch kälter; denn von nun ab befand sich über Ostpreußen ein Höhentrog. Das ist ein Tiefausläufer in der Höhe, der mit kalter Luft angefüllt ist. Bei dieser Konstellation stellten sich nicht nur Fröste am Boden, sondern auch in der Luft ein. So meldete Allenstein in den Morgenstunden des 24. und 25. September Minima von minus 3 Grad. Das war also ein kalter Einstieg in den astronomischen Herbst. Auch die Maxima lagen nur noch in einem gedämpften Bereich. Sie erreichten Werte von 11 bis 16 Grad. Ein unangenehmes Wetter bescherte der 27. September. An diesem Tag mußten Nieselregen, Schauer und dazu kalte Luft mit einem Maximum von 8 Grad ertragen werden. Der Monat verabschiedete sich an seinem letzten Tag zwar mit einem bewölkten Himmel, aber mit milder Meeresluft, in der die Temperatur wieder bis 16 Grad stieg.

Faßt man alle Witterungsabschnitte des vergangenen Septembers zusammen, dann erkennt man, daß die sommerlichen Tage zu Beginn des Monats für einen Wärmeüberschuß von etwa 0,5 Grad verantwortlich waren. In Königsberg betrug er mit einem Temperaturmittel von 13,8 Grad sogar ein Grad. Dagegen war im nur 120 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Memel der vergangene September um ein Grad deutlich kälter als gewöhnlich. Dort betrug das Mittel nur 11 Grad. Trotzdem war Memel die sonnigste Station des ganzen Landes. Sie schien insgesamt 230 Stunden. Das sind 45 Prozent mehr als gewöhnlich. In Elbing war sie weniger fleißig. Sie schien dort nur 174 Stunden. Aber auch das sind 30 Prozent mehr als sonst. Trotz des reichlichen Sonnenscheins wurde in Memel mit 72 Millimetern das Niederschlagssoll fast erfüllt. In den Gegenden Ostpreußens fehlten daran mehr als 30 Prozent. Hier kamen nur rund 50 Millimeter zusammen.