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07.12.02 / Das Leben von Karl-August Knorr stand im Zeichen der Arbeit für die Heimat

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 07. Dezember 2002


Charakterstark und pflichtbewusst
Das Leben von Karl-August Knorr stand im Zeichen der Arbeit für die Heimat

Vergangenen Monat hätte sich der Geburtstag von Karl-August Knorr zum hundertsten Mal gejährt. Am 21. November 1902 wurde Karl-August Knorr im Kirchdorf Hermsdorf (Heiligenbeil) als Sohn eines Landwirts geboren. Sein Vater bewirtschaftete zu der Zeit einen 30 Hektar großen Hof. Im Jahr 1908 kaufte der Vater jedoch das zum Zeitpunkt der Flucht 278 Hektar große Gut Marienhöhe in der Nähe von Hermsdorf, und die Familie zog nun dort hin. Zur Volksschule ging Karl-August in Hermsdorf, bis er ab 1912 die "Königliche Oberrealschule auf der Burg" in Königsberg besuchte. Hier erhielt er 1919 das Reifezeugnis. Im September desselben Jahres begann seine berufliche Ausbildung als landwirtschaftlicher Eleve auf dem großen Rittergut Lindenau (Heiligenbeil). Nachdem sein Bruder Konrad den elterlichen Betrieb verlassen hatte, um das Gut Adlig Diedersdorf in eigener Regie zu übernehmen, kehrte Karl-August Knorr auf das Gut seiner Eltern zurück. Sein Vater war aufgrund seiner zahlreichen Ehrenämter stark beansprucht, so daß der Sohn fast selbständig wirtschaften konnte. Im Jahr 1932, dreißigjährig, übernahm er dann das Gut als Alleineigentümer. Sein Vater zog sich auf den 50 Hektar großen Ruhesitz in Nemritten bei Zinten zurück, wo er bereits 1934 verstarb.

Zwischen 1923 und 1934 gehörte Karl-August Knorr der "Schwarzen Reichswehr" in Königsberg an. Sein Truppenteil war das Inf.-Reg. 1. Ab 1932 wurde der junge Gutsherr zu mehreren Übungen beim Reiter- Regt. 1 einberufen. Da er passionierter Pferdeliebhaber war, gehörte zu den Leidenschaften von Karl-August Knorr das Turnierreiten. In der Provinz Ostpreußen kannte man ihn und seine beiden Pferde "Sturmvogel" und "Hannibal" sehr bald und bejubelte die zahlreichen Siege bei Galopprennen und Springwettbewerben. Seine zweite Passion war die Jagd. Der Waidmann Knorr betrieb Hege und Pflege und war erfolgreich im Abschuß kapitalen Wildes. Ein herausragendes Ergebnis ging seinerzeit durch die Presse. Am 8. August 1937 erlegte er im eigenen Revier Marienhöhe einen ungeraden 18-Ender Hirsch, der auf der internationalen Jagdausstellung in Berlin mit einer Goldmedaille prämiert wurde.

Im August 1939 wurde Knorr zu einer Wehrübung einberufen. Als wenige Wochen später der 2. Weltkrieg ausbrach, wurde er sofort eingezogen. Von da an nahm er am gesamten Krieg teil. 1945 geriet er als Offizier in englische Gefangenschaft, aus der er aber schon im Juli entlassen wurde. Wie für alle heimatlosen Flüchtlinge und entlassenen Soldaten aus den östlichen Provinzen begann auch für ihn ein beschwerliches Leben. Nach anfänglicher Tätigkeit als Landarbeiter, später Verwalter eines großen landwirtschaftlichen Betriebes, fand Karl-August Knorr dann eine Anstellung als Angestellter im Öffentlichen Dienst.

Die ersten Aufgaben waren zunächst Milchprüfer, dann Sachbearbeiter bei der Kreislandwirtschaftsbehörde in Husum. Es folgten höhere Aufgaben, die später auch mit seinen zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten für seine ostpreußischen Landsleute zu tun haben sollten. Ihm wurde 1953 die stellvertretende Leitung der Heimatauskunftsstelle Nr. 22 für den Regierungsbezirk Königsberg in Lübeck übertragen. Am 27. April 1956 übernahm Knorr als Leiter die Heimatauskunftsstelle Nr. 25 für den Regierungsbezirk Allenstein. Standort war das Finanzministerium in Kiel. Hier blieb er bis zu seiner Pensionierung.

Karl-August Knorr engagierte sich beruflich und ehrenamtlich über Jahrzehnte viel und vielseitig. Tiefe Heimatverbundenheit, Heimattreue, Pflichtgefühl haben ihn dazu bewogen.

Zehn Jahre lang wirkte er als Agrarsachberarbeiter beim "Landesverband der vertriebenen Deutschen" ehrenamtlich. Die Kreisgemeinschaft Heiligenbeil wählte ihn 1951 in Lübeck zu ihrem Vertreter. Zwanzig Jahre lang übte er das Amt des Kreisvertreters mit großem Erfolg aus. Mit seinen treuen Landsleuten im Kreisausschuß an der Seite, Emil Johannes Guttzeit und Paul Birth, beide Heiligenbeil, hat er sich um den Zusammenhalt der Heiligenbeiler Landsleute besonders verdient gemacht. 1955 war er maßgeblich am Zustandekommen der Patenschaft zwischen dem Landkreis Burgdorf und dem Landkreis Heiligenbeil beteiligt. 1957 gelang es ihm, den damaligen Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer zum Kreistreffen nach Burgdorf zu holen. Im dortigen Stadion sprach Dr. Adenauer vor einer riesigen Zuhörerschaft, Ostpreußen wie Niedersachsen. Auf vielen Treffen hat Knorr Vorträge gehalten, sich für die Forderungen der Vertriebenen und Flüchtlinge eingesetzt. Ein Thema von ihm waren stets die vertriebenen Landswirte aus Ostpreußen. Harte Auseinandersetzungen scheute er nie. Karl-August Knorr gehörte dem Vorstand der Landsmannschaft Ostpreußen zehn Jahre lang an. Er vertrat die LO in zahlreichen Belangen, seine fachlichen, heimatpolitschen Vorträge, sein Wissen, seine Erfahrungen waren überall gefragt. Er war Kenner der Lastensausgleichsmaterie, Sachverständiger in verschiedenen Gremien des Bundesausgleichsamtes.

Diverse Ehrungen wurden ihm zuteil. So verlieh ihm die Landsmannschaft Ostpreußen für seine Gesamtleistung für Ostpreußen 1970 die höchste ostpreußische Auszeichnung: den Preußenschild. Als Karl-August Knorr dann 1971 sein Amt als Kreisvertreter niederlegte, wählten ihn Vorstand und Kreistag zum Ehrenkreisvertreter.

In Ostpreußen hatte Karl-August Knorr 1935 seine Frau Olga geheiratet. Zwei Söhne, Christian und Karl-Heinz, gingen aus der Ehe hervor. Leider verstarb seine Frau schon im Jahr 1964. Auch ihm war kein sehr langes Leben beschieden. Verwundungen aus dem Krieg und Krankheiten machten ihm zu schaffen. Am 20. Dezember 1973 wurde er in Bad Schwartau zu Grabe getragen. Eine ungewöhnlich große Zahl von Freunden und ostpreußischen Landsleuten, unter ihnen der Bun-desgeschäftsführer der LO, Karl Milthaler, weitere Mitglieder des Vorstandes der LO, fast der gesamte Kreisausschuß der Kreisgemeinschaft Heiligenbeil sowie Herr von der Groeben, als Vertreter des Finanzministeriums in Kiel, gaben ihm das letzte Geleit. Heinz Sommer



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