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14.12.02 / Im Geiste von "Mutter Ostpreussen" / Zehn Jahre nach der Anbringung einer Gedenktafel in Königsberg gedachte die Agnes-Miegel-Gesellschaft der Dichterin

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 14. Dezember 2002


Im Geiste von "Mutter Ostpreussen"
Zehn Jahre nach der Anbringung einer Gedenktafel in Königsberg gedachte die Agnes-Miegel-Gesellschaft der Dichterin

Zehn Jahre nach der Anbringung einer Gedenktafel für Agnes Miegel in Königsberg begab sich eine Gruppe von Mitgliedern und Freunden der Agnes-Miegel-Gesellschaft auf den Weg dorthin. In der ostpreußischen Hauptstadt wurden die Deutschen von den russischen Mitgliedern der Gesellschaft freudig begrüßt und weitergeleitet zur Hornstraße, dem letzten Wohnsitz von Agnes Miegel. Hier hatten sich weitere russische Freunde bereits versammelt.

In den vorausgegangenen zehn Jahren hat sich einiges verändert. Die Fassaden rund um die Gedenktafel sind weiter verblaßt, und das gegenüberliegende Gartenland - einst der großelterlichen Familie von Agnes Miegel gehörig - ist einem neuen Hotelbau gewichen. Andachtsvoll treten die Agnes-Miegel-Freunde vor die Bronzetafel. Für den Vorstand der Agnes-Miegel-Gesellschaft begrüßte Hannelore Canzler die Anwesenden und führte weiterhin aus:

(...) Was wird von mir bleiben, geh ich für immer fort? In einem ihrer Altersgedichte stellte Agnes Miegel diese Frage. An sich selbst war sie gerichtet, aber auch an uns alle, die wir an dieser Stätte vor nunmehr zehn Jahren diese Gedenktafel anbrachten.

Eine Antwort darauf gab uns Sem Simkin in der neuesten Ausgabe des "Königsberger Expresses". Darin ist dieses Gedicht zu lesen, von ihm ins Russische übersetzt. Die Stimme Agnes Miegels ist also hier in der alten Heimat lebendig geblieben. Hier schrieb sie in den zwanziger Jahren das Gedicht "Am Gartenzaun", mit dem wir vor zehn Jahren unsere Feierstunde einleiteten. (...)

Angesichts der freundschaftlichen Verbundenheit, die sich seither zwischen uns entwickelte, spüren wir, daß es auch Agnes Miegels Stimme ist, die die tiefen Gräben nach den Irrungen des letzten Krieges zu überbrücken half. Ihre Dichtungen vermochten den hier nun lebenden Menschen die Schönheit dieses Landes und seine kulturelle Vielfalt näher zu bringen. (...)

Im Anschluß an ihre Worte brachte Hannelore Canzler einen kleinen Kranz aus Beeren und Früchten mit einer schmalen Schleife, die in schwarzer Schrift auf weißem Grund die Worte "Agnes Miegel Gesellschaft" trägt, unter der Gedenktafel an. Beim Singen des Ostpreußenliedes legten die Königsberger Freunde mitgebrachte Blumen nieder. Fernsehen und Presse waren wie bei den vorausgegangenen Treffen zugegen.

Der frühe Abend war dem Besuch der neuen evangelischen Kirche gewidmet, wo sich die Deutschen ausführlich über die Arbeitsweise der Königsberger und umliegender Pfarreien informierten. Am darauffolgenden Tag wurden alte, vertraute Stätten aufgesucht. Eine Teilnehmer-Gruppe fuhr nach Insterburg, eine andere blieb in der Pregelmetropole und wieder andere suchten die Salzburger Kirche in Gumbinnen und das einstmals berühmte Trakehnen auf.

Dort bildete neben der Gedenkstätte im erhalten gebliebenen Schloß die Agnes-Miegel-Schule für übergesiedelte Rußlanddeutsche einen Anlaufpunkt. Außer dem Unterrichtsfach Deutsch für Kinder und Erwachsene werden an dieser Schule auch handwerkliche Fähigkeiten aller Art vermittelt. Auch viele dort wohnende Russen nehmen eifrig an den angebotenen Kursen teil. Es sind wahrhaftig große Idealisten, die in jener unendlichen Abgeschiedenheit ehrenamtlich als Lehrkräfte wirken. Unter ihnen ist auch ein Engländer, den diese Aufgabe nicht losläßt. Man mag dies als ein kleines Stückchen Wiedergutmachung für Winston Churchills Zustimmung zur Auslieferung Ostpreußens ansehen. Hier, wie auch in Königsberg, waren sowohl die bereits bekannten als auch die neuen Veröffentlichungen von Miegel-Werken sehr willkommen.

Am Abend wurden die Deutschen von der russischen Mitglieder-Gruppe ins Deutsch-Russische Haus eingeladen. Diese von der Königsberger Agnes-Miegel-Gruppe gestalteten Stunden bewiesen auf das schönste die Verbundenheit im Sinne Agnes Miegels und ihrer Worte, daß Königsberg leben wird. Die anwesenden Presse- und Fernsehreporter berichteten noch am selben Abend in ihren Nachrichten vom Treffen und von Agnes Miegel.

Der Abschied am nächsten Morgen war wie unter Freunden herzlich. Die reichlichen Freundesgaben des Königsberger Kreises nahmen die Deutschen dankbar entgegen. Sie spürten: Hier lebt Agnes Miegel in ihrem Werk lebendig fort. Lebt Agnes Miegel auch bei uns so lebendig fort? H. C.

Hannelore Canzler vor der Gedenktafel: Die Agnes-Miegel-Gesellschaft beging das Jubiläum mit einem kleinen Festakt Foto: Canzler