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04.01.03 / Zehn Jahre "Volksdeutsche Gemeinschaft" in Esseg/Osijek

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 04. Januar 2003


Kroatien: Trotz und Tränen
Zehn Jahre "Volksdeutsche Gemeinschaft" in Esseg/Osijek

Vor wenigen Wochen beging die "Volksdeutsche Gemeinschaft - Landsmannschaft der Donauschwaben in Kroatien" ihr zehnjähriges Jubiläum.

Am 9. Dezember feierte man in einem Theater jenes Ortes, der heute der unbestrittene Mittelpunkt der Deutschen in der Republik Kroatien ist: Esseg (Osijek). In der slawonischen Stadt an der Drau und ihrer Umgebung leben noch etwa 7000 Menschen deutscher Herkunft.

Schon kurz nach den ersten freien Wahlen von 1990 konstituierte sich hier ein "Verband der Deutschen und Österreicher in Jugoslawien". Nach dem Zerfall des Vielvölkerstaates wurde ‚Jugoslawien' im Namen durch ‚Kroatien' ersetzt.

Darüber hinaus entstand in Esseg eine "Kroatisch-deutsche Gesellschaft". Doch als wichtigste Organisation der Minderheit sollte sich fortan die Volksdeutsche Gemeinschaft erweisen. Sie gibt ein Jahrbuch heraus und eine zweisprachige Vierteljahreszeitschrift mit dem Titel Deutsches Wort/Njemacka Rijec.

Anerkannt und gefördert vom kroatischen Staat hat sich diese Vereinigung in den zehn Jahren ihres Bestehens vor allem folgender Aufgaben verschrieben: Durchführung von Sprachkursen in Hochdeutsch, aber auch in der angestammten Mundart, karitative Tätigkeiten, Veranstaltung von Seminaren, Ausstellungen und Exkursionen, Herausgabe von Büchern über die Donauschwaben, Förderung des Mädchenchores "Brevis - Donau" und Kennzeichnung von Orten, in denen die Donauschwaben einst lebten bzw. von früheren Lagern der Tito-Partisanen, in denen sie Todesqualen erlitten.

Seit 1992 gibt es auf dem Esseger Friedhof ein symbolisches Grab und eine Gedenktafel mit der Erinnerung an die "Opfer jeder Vertreibung: 1945/46 ebenso wie 1991/92". Die Inschrift vergegenwärtigt die schlimmen Zeiten donauschwäbischer Geschichte in Kroatien und im gesamten Ex-Jugoslawien.

Während beim jugoslawischen Zensus vom 31. März 1931 noch eine halbe Million Deutsche gezählt wurden und eine Erhebung von 1941 im damaligen selbständigen Kroatien die Zahl von 192 000 Deutschen ermittelte, waren es 1953 in ganz Jugoslawien offiziell nur noch 60 000.

Alle anderen waren umgesiedelt worden, mußten flüchten, starben durch Mörderhand von Partisanen, in jugoslawischen Lagern (55 000 Tote!) oder als Zwangsarbeiter in der Sowjetunion.

Die vor allem im serbischen Teil des Banats und der Batschka, aber auch auf dem Gebiet des jetzigen Sloweniens und Kroatiens starke Präsenz, zum Teil Dominanz deutscher Volksgruppen gehörte der Geschichte an. Im kroatischen Bereich betraf das in erster Linie die Siedlungszentren in Slawonien, in Waraschdin (Varazdin), Petrinja und Agram (Zagreb).

In Syrmien und Ostslawonien waren die Gegenden um Winkowitz (Vinkovci) und Neu-Pasua (Nova Pasua) mehrheitlich deutsch sowie Esseg, Ruma und India etwa zur Hälfte.

Als ob das Schicksal ihnen nicht schon übel genug mitgespielt hätte, waren die wenigen verbliebenen Familien im Laufe des serbischen Aggressionskrieges von 1991/92 neuer Drangsal ausgesetzt. Insgesamt 429 Deutschen kamen gewaltsam ums Leben; allein 142 fielen als Soldaten im Freiheitskampf der neuen kroatischen Armee.

Beschämenderweise nahm der deutsche Staat davon offenbar keine Notiz. Die hiesige Öffentlichkeit, die sonst einem Bombardement von Katastrophen-Nachrichten aus aller Welt ausgesetzt ist, wurde über die getöteten Landsleute nicht mal informiert. Martin Schmidt