28.03.2024

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04.01.03 / Die Antifa-Lokomotive

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 04. Januar 2003


Die Antifa-Lokomotive
Sowie: Wolfgang Thierse, unser Vorbild für die private Vorsorge und - wie die Zukunft zum Stehen kam
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Wolfgang Thierse hat etwas dagegen, "daß wir auf typisch deutsche Manier aus Problemen eine Weltuntergangsstimmung inszenieren, als wären wir in einer Kata-strophensituation". Gut, daß ein Mann, dem Dynamik und Aufbruchsgeist förmlich ins Gesicht geschrieben stehen, endlich das Wort ergreift! Nun gut, die Rentenkasse ist erledigt, die Sozialkassen sind leer, das Gesundheitssystem bröckelt, die Wirtschaft ist am Boden und die Bundeswehr zerrüttet - aber für unser persönliches Schick-sal sind wir schließlich selbst verantwortlich! Der Bundestagspräsident hat vorgelebt, wie man der vermeintlichen Krise beherzt und erfolgreich begegnen kann. Er wurde Berufspolitiker und braucht sich hernach über seine Altersversorgung keinen Kopf mehr zu machen.

Im angebrochenen Jahr wird der Reformmotor endlich richtig losdonnern. Beispielsweise sollen unsinnige Maßnahmen am "Zweiten Arbeitsmarkt" zurückgefahren werden. Da wurden Friseurgehilfinnen zu Maurern "fortgebildet" und ähnlicher Schwachsinn. Selbst staatliche Stellen retteten ihre Planstellen mittels zweckfreier Beschäftigungstherapie. Der Verfassungsschutz hat sich eine ganze Partei, die NPD, mit V-Leuten hochgepäppelt, um die Öffentlichkeit zu schocken und sein Dasein mit der Überwachung der künstlich gebräunten eigenen Kollegen zu rechtfertigen. Hiervon profitierte sogar der Mittelstand. Es entfaltete sich ein schwungvolles Antifa-Gewerbe, das den schrillen Inszenierungen erst die menschliche Note ("Gesicht zeigen") verlieh.

Doch mündete dieses Konjunkturprogramm wie zahllose Vorgänger in anderen Wirtschaftszweigen leider nicht in einen selbsttragenden Aufschwung. Die "Gegen-rechts"-Kampagnen gerieten immer fader, das Publikum fing an, sich zu langweilen und die Regie versagte zu oft auf erschütternd unprofessionelle Weise - siehe Sebnitz, siehe "V-Mann-Affäre". Mit diesem ökonomischen Dilettantismus ist im neuen Jahr Schluß. Die Beteiligung Privater soll nachhaltig gefördert werden. "Antidiskriminierungsgesetz" zum Schutz von "Minderheiten" heißt das Programm, mit dem die Grünen aus der Sackgasse der Antifa-Dauersubventionen herausfinden wollen. Zu klein, zu groß, zu weiß, zu schwarz, zu X, zu Y: "Minderheit" - und damit potentiell faschistoid "diskriminiert" - sind doch fast alle irgendwie. Wer nicht zum Igittigitt-Segment der Gesellschaft zählt (deutsch, männlich, nicht vorbestraft, politisch rechts der Mitte), dem stehen nach dem Willen von Schröders Koalitionären künftig hundert Wege offen, sich in jede beliebige Stellung, Wohnung oder Vereinigung hineinzuklagen. Der Plan: Eine Woge neuer Arbeitsplätze als hauptamtliche Menschenrechtler und Spezialanwälte wird entstehen und die Erwerbslosigkeit unter sich begraben. Antifa wird endlich zur echten Konjunktur-Lokomotive.

Spaß-Guido könnte es kommenden Montag ordentlich an den Kragen gehen. Die Messer sind gewetzt zum Dreikönigstreffen der FDP. Wochenlang hatte sich der vergilbte Hoffnungsträger Westerwelle vor der Öffentlichkeit verkrochen. Der als hessische Schnarchtüte verspottete Ex-FDP-Chef Wolfgang Gerhardt nutzte die Gelegenheit weidlich, um seinen ihm verhaßten Nachfolger öffentlich zu piesacken. Sogar Springteufel Möllemann kratzt schon wieder an der Schachtel und hat angekündigt, seinen nächsten Schuß in den Ofen Mitte des Monats abzufeuern. Die Liberalen werden also auch in diesem Jahr für bizarre Unterhaltung sorgen.

Die Bahn kommt!" lautet der bekannte Werbespruch eines "Unternehmens Zukunft". Auf dem Bildschirm sahen wir dazu einen topmodernen Zug elegant durch meterhohen Schnee gleiten wie das Messer durch die Butter. Toll! Ja, die Bahn kommt - aber traurigerweise meistens zum Stehen, sobald etwas Unvorhergesehenes passiert. So die Lehre der Feiertage. Wir ahnen den Betrug: Der Zug in dem Werbefilm war nur eine Attrappe, unter der sich ein Lkw mühelos seinen Weg über die frisch geräumte Landstraße bahnte. Vorbei am festgefrorenen ICE, in dessen klirrend kalten Gängen die schlotternden "Zukunfts"-Teilhaber mit Heißgetränken am Leben erhalten werden mußten.

"Dafür kann sich die Bahn wenigstens nicht verfahren - und Staus gibt es auch nicht", halten Schienenfreunde dagegen. Tatsache? Hier zwei Anekdoten erlebter Geschichte: Bummelzug von Hamburg-Harburg nach Lüneburg. Auf einmal durchqueren wir eine ganz andere Landschaft als erwartet. Gedanken: "Seit der Steinzeit fährst du diese Strecke - und nun steigst du Volltrottel in den falschen Zug." Nach Minuten der Selbstbeschimpfung die erlösende Durchsage: "Wegen eines Stellwerkfehlers sind wir leider falsch abgebogen. Wir kehren gleich zurück nach Harburg und setzen unsere Fahrt wie geplant fort." Oder jene schon öfter durchlittene Erfahrung: Der Zug hält wenige Kilometer vor Hamburg-Hbf auf freier Strecke. Zugführer: "Wegen eines Staus im Hauptbahnhof verzögert sich unsere Weiterfahrt um ..." Es lebe der Individualverkehr!

Einer wird kleiner im neuen Jahr, und das hat er sich in den letzten Wochen des alten selbst eingebrockt. Jemand wie Friedrich Merz, der vor aller Welt petzt, wie intrigant er von seiner Parteichefin Merkel auf die Seite geschoben wurde, wird sich etwas einfallen lassen müssen, damit er wieder mitspielen darf. Der Mann ist kein zeitgemäßer Politiker, wenn er nicht begriffen hat, daß derlei penetrante Ehrlichkeit ein scheußliches Licht wirft auf das strahlende Antlitz der "moralischen Erneuerung in unserem Lande", für die seine Partei schließlich angetreten ist.

Ab wann ist man eigentlich im Krieg? Joschka Fischer hat angedeutet, daß Deutschland im Weltsicherheitsrat für einen Angriff auf den Irak stimmen könnte, obschon man natürlich dagegen ist. Alles klar? Vielleicht bomben wir am Ende selber ein bißchen mit? Selbstredend nur "unter schwersten moralischen Bedenken" und allein zu dem Zweck, das Land für den demokratischen Wiederaufbau übersichtlicher zu gestalten.