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18.01.03 / Wie unser Land gesunden kann …

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 18. Januar 2003


Wie unser Land gesunden kann …
von Hermann-Christian Thomasius

Die Familie ist ein Ordnungsbegriff und stellt die Gemeinsamkeit von Mann und Frau sowie deren Kinder dar. Diese Gemeinsamkeit in der Ehe bezieht sich auf die Polarität zwischen dem männlichen und weiblichen Element. Polarität ist nicht gegensätzlich. Sie stellt die menschliche Verschmelzung von Mann und Frau dar. Eine derartige Verschmelzung ist gegeben, wenn die Intuition, die Gefühle, die Ratio und der daraus erwachsene Geist in Harmonie sich miteinander verbinden. Polarität ist Leben. Sie stellt ein Naturgesetz dar, an das der Mensch gebunden ist. Wir kennen sie in den vier Jahreszeiten. Sommer und Winter bringen die Natur zum Leben und nach geraumer Zeit zum Ableben. Dieser Vorgang ist notwendig, um aus dem Bestehenden die Kraft zu neuem, lebendigem Wachstum zu entwickeln. Die Polarität erleben wir ebenfalls in der Biologie.

Mit anderen Worten heißt das, daß „Neues Leben“ nur aus der harmonischen Verschmelzung des männlichen und weiblichen Elementes zustande kommt. Ohne diese in Harmonie entstehende Gemeinsamkeit kann kein gesundes Kind entstehen.

Ein so entstandener gesunder, kraftvoller Nachwuchs ist für den Kern der Familie und damit für die Gesellschaft unbedingt erforderlich.

Die Familie stellt das harmonische Zusammenleben der Generationen dar. Von außerordentlicher Bedeutung für das Heranwachsen sind die Wurzeln des Kindes. Diese Wurzeln bestehen sowohl in dem „Mutter-Kind-Verhältnis“ als auch umgekehrt im „Kind-Mutter-Verhältnis“.

Eine Erziehung baut sich auf diesen gegenseitigen Verhältnissen auf. Es ist zunächst ein intuitiv-seelischer Prozeß. Die Mutter führt durch Vorbild das Kind in seine Umwelt hinein. Durch diese Form der Entwicklung gewinnt das Kind langsam an Eigenständigkeit. Den Rahmen zur Wahrnehmung der Eigenständigkeit stellen die Eltern dar. Das heißt mit anderen Worten, sowohl Mutter wie auch Vater müssen Vorbild sein, damit die Kinder die Grenzen ihrer Eigenständigkeit kennenlernen.

In unserer Gesellschaft löst sich zur Zeit das Verhältnis zwischen Kindern und Eltern auf. Die Kinder finden in ihren Eltern nur noch selten ein Vorbild.

Bedingt durch die enorme vielseitige technische Entlastung des Menschen in seiner Lebensführung wächst automatisch die Egozentrik der Eltern. Die Führung der Lebensumstände wird in großem Maße von ihrem Egoismus bestimmt.

Die Mutter führt ihre Kinder nicht mehr aus der seelischen Bindung heraus, sie werden vielfach als Belastung oder störendes Element empfunden. Die Folge daraus ist das übermäßige Ausstatten der Kinder mit Geld und technischen Werten.

Auch der Vater spielt hier eine besondere Rolle. Nach der Tagesaus-übung seines Berufes sucht er zu Hause Ruhe. Seine Frau will er von der Kinderbetreuung entlasten, und so gewährt er der Entwicklung der Kinder nicht entsprechende Wünsche nach technischen Ausrüstungen.

Aus dieser gefühlsarmen Beziehung und Betreuung erwächst eine neue Generation, die in ihren Wünschen immer maßloser und egozentrischer wird.

Die gegenseitige familiäre Hilfe und Unterstützung fehlt. Das Zusammenleben in der Familie wird dadurch von einer starken Charakterlosigkeit geprägt. Charakter entsteht nur, wenn der Mensch in sich seine Wünsche und oft zügellosen Hingaben bekämpft.

Dieses geschilderte Situationsbild entspricht der Krankheit unserer Gesellschaft.

Mit welchen Elementen kann man dieser Situation entgegentreten?

An erster Stelle steht der Aufbau einer seelisch-harmonischen Verbindung von Mutter zu Kind und umgekehrt. Dieses Mutter-Kind-Verhältnis kann in der heutigen Zeit nicht durch Kinderhorte, Kindergärten, Pflegemütter und frühzeitige Einschulung erreicht werden. Die Aufgabe der Politik besteht nicht darin, die vorangegangenen Ausweichmöglichkeiten der Mutter zu finanzieren. Vielmehr sollte der Staat den Müttern eine finanzielle Zukunftssicherung im Bereich der Rente zukommen lassen. Zum Beispiel: Für die ersten zehn bis zwölf Jahre sollte die Mutter einen Rentenanspruch zur Absicherung ihrer zukünftigen Existenz erhalten. Neu zu finanzie- rende Instanzen holen das Kind nur aus der mütterlich-häuslichen Umgebung heraus, und damit verkümmert die Seele des kindlichen Wesens. Dieses aber ist die Plattform für einen ausgeprägten Egoismus, der letztlich in den menschlichen Süchten wie Drogen, Alkohol, Sex und Korruption endet.

Ein weiteres ganz wichtiges Element zur Bildung der Menschwerdung ist die Bildung. Wir wissen, daß die Gesellschaft nicht auf einem einheitlichen Leistungsprofil steht. Die Bildung hat daher die Aufgabe, Zielforderungen für die einzelnen Leistungsgruppen der Gesellschaft aufzustellen.

Es ist falsch, wenn man glaubt, daß ein für alle zugänglicher Bildungsgrad das Leistungsniveau der Gesellschaft hebt.

Viel wichtiger ist es, daß die Schule ihre Schüler in Leistungsgruppen einteilt und diese Gruppen entsprechend ihrem Leistungsni-veau zur vollen Reife ihres Leistungsvermögens ausbildet. Eine Gleichschaltung in allen Schulbereichen der Leistungsforderung ist abzulehnen. Das Leistungsvermögen innerhalb einer Gesellschaft ist sehr unterschiedlich. Dieser Differenzierung entsprechend müssen in den Schulen die unterschiedlichen Leistungsanforderungen aufgebaut werden.

Die Leistungen sind nicht nur eine Frage der Veranlagung, vielmehr ist die Leistung auch von der inneren Disziplin des Menschen abhängig.

Die Schule hat einen Bildungsauftrag. Sie hat aber nur in zweiter Linie einen Erziehungsauftrag. Die Schule kann daher die Grundlagen der Erziehung, die im Elternhaus gelegt worden sind, aufnehmen und in Forderung nach Disziplin und Leistungsvermögen entfalten.

Aus dem gewonnenen Leistungsbild der verschiedenen gesellschaftlichen Schichten entsteht das Leistungsprofil einer Gesellschaft. Das geringe Leistungsprofil in unserer Gesellschaft kommt durch eine für uns zu geringe Innovationskraft zum Ausdruck.

Die PISA-Studie stellt eine Leistungsanalyse dar, an der man nicht einfach vorbeigehen kann. Die Bildungsaufgabe der Schule in Hinblick auf diese Studie kann nicht durch Schulreformen abgeändert werden. Die Bildungsaufgabe ist abhängig vom stofflichen Inhalt, der sich nicht nur auf die Naturwissenschaften beschränken darf. Zu dieser Aufgabe gehört auch eine objektive, historische Darstellung der Entwicklung einer Gesellschaft. Tendenziöse Vorstellungen der Politik gehören nicht in den Bildungsauftrag der Schule. Ganz grundlegend sollte die Schule in ihrer Zielsetzung auf die ethischen Werte der abendländischen Kultur aufgebaut werden. Nur so entsteht ein immer wachsendes kulturelles Niveau. Die ethischen Werte sind aus der christlichen Religion zu entnehmen.

Die Bildung einer multikulturellen Gesellschaft ist daher abzulehnen.

Die ethischen Werte innerhalb der eigenständischen Kulturkreise sind so stark unterschiedlich, daß eine Gleichschaltung dieser Werte die Gefahr einer Auflösung eines Kulturkreises in sich birgt. Die Bereitschaft, immer stärker Asylanten und Angehörige anderer Kulturkreise in unseren abendländischen Kulturkreis aufzunehmen, stößt jetzt an ihre absoluten Grenzen.

Parteien, die aus den zurückliegenden 50 Jahren unserer Geschichte eine Forderung nach weiterer Aufnahme Angehöriger anderer Kulturkreise befürworten, haben ein sentimentales Humanitätsstreben und zerstören die bestehende Ethik der Gesellschaft.

Die Kirchen des abendländischen Kulturkreises sind an die christliche Lehre gebunden. Sie müssen die ethischen Werte, die in den Zehn Geboten eingebunden sind, lehren, und teilweise entsteht sogar in unserer Gesellschaft ein Missionsauftrag, da durch die zurückliegenden politischen Aufgliederungen der Atheismus weit verbreitet ist.

Der Begriff der Ehe wird von der evangelischen Kirche nicht mehr klar der Bevölkerung vorgestellt. So ist es kein Wunder, daß die evangelische Kirche neuerdings die Gleichschaltung homosexueller Verbindungen mit dem im Grundgesetz verankerten Schutz der Familie für vertretbar hält.

Abschließend muß festgestellt werden, daß die evangelische Kirche ihrem christlichen Aufgabenbereich nicht mehr gerecht wird.

Nur so ist es zu verstehen, daß neben dem Land Berlin auch das Land Niedersachsen den Islam-Unterricht einführen will.

Gleichfalls ist es unverständlich, daß Vertreter der christlichen Kirche an der Einweihung von Moscheen teilnehmen. Unverständlich bleibt auch die scheinbar von Ethik losgelöste Verwaltung, die den ständigen Ausbau von Moscheen fördert.

Unsere kranke Gesellschaft kann nur gesunden, wenn die christlich-ethischen Werte zum lebendigen Inhalt unseres Lebens werden. Aus dieser Perspektive heraus müssen Elternhaus, Bildungsstätten und die Politik eine gemeinsame Zielvorstellung aufbauen.

Wir müssen die Gedanken der französischen Revolution, des Marxismus, des Sozialismus - der Nationalsozialismus ist nur ein Teil des Sozialismus - überwinden.

Nur so kann unsere „Kranke Gesellschaft“ in einen Gesundungsprozeß geführt werden.