28.03.2024

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01.02.03 / Den Vögeln auf der Spur / Diavortrag über die alte-neue Vogelwarte Rossitten

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 01. Februar 2003


Den Vögeln auf der Spur / Diavortrag über die alte-neue Vogelwarte Rossitten

Die älteste deutsche Vogelwarte ist die in Rossitten auf der Kurischen Nehrung. Und sie gehört nicht, wie so vieles in Ostpreußen, der Vergangenheit an, sondern dient auch heute der intensiven Forschung an Vögeln. Dr. Petra Wurst berichtete in einem Diavortrag anschaulich von der Arbeit dort.

Eingeladen von der Arbeitsgruppe Ökologie und Vogelschutz waren gut zwei Dutzend Zuhörer gekommen. Gleichermaßen kamen sowohl die an mehr Vögeln sowie die stärker an Landschaft Interessierten auf ihre Kosten. Denn ökologische Landschaftsgrundlagen und Vögel bedingen sich gegenseitig.

Vor 101 Jahren gründete Johannes Tiedemann die Station auf der 100 Kilometer langen und nur bis zu drei Kilometer breiten Nehrung. Im Frühjahr und Herbst gibt es dort nach wie vor eine große Konzentration an Zugvögeln. Viele kleinere Vögel fliegen nicht gern übers Wasser, sondern bevorzugen den Landweg, erklärte die Referentin. So kommt es zu dichten Vogelschwärmen, von Südwest nach Nordost (also in Längsrichtung der Nehrung) im Frühjahr und umgekehrt im Herbst. Das Gebiet ist ökologisch sensibel und wertvoll. Es besteht größtenteils aus Schilf und Weidengestrüpp, das bis auf den Hochsommer unter Wasser steht. Die dichten Schwärme von Haffmücken "fliegen den Vögeln direkt in den Schnabel." Die Meerseite mit den früher so einzigartig hohen Dünen wird heute zunehmend befestigt. Die wissenschaftliche Station in Rossitten gehört zu der "Akademie der Wissenschaften St. Petersburg". Es gibt zwölf Wissenschaftler, dazu Praktikanten, Studenten, sowie Zeitarbeitskräfte aus der unmittelbaren Umgebung. Auch viele Touristen besuchen die Vogelstation.

Ausführlich ging die Referentin auf den ornithologisch-wissenschaftlichen Beitrag der Arbeit ein. Tag für Tag und neuerdings auch nachts (70 Prozent aller Singvögel fliegen nachts) werden die Vögel in speziellen Netzen gefangen, stündlich herausgesammelt, beringt, gewogen, begutachtet und wieder freigelassen. Es gibt 73 Netze und die Netzstrecke ist mit einem halben Kilometer riesig. Im Frühjahr werden pro Tag 800 bis 1.000 Vögel beringt. Insgesamt gibt es 100 verschiedene Arten. Am häufigsten sind Buchfinken, Rotkehlchen, Meisenarten und Wintergoldhähnchen. Es kommen aber auch größere Räuber, wie Sperber oder Eulen vor. Die Feldarbeit sei nicht einfach, führte die Referentin anhand von Dias zu verschiedenen Jahreszeiten aus. Oft läge Ende April noch hoher Schnee, und im Oktober beginne es erneut zu schneien. In neuster Zeit werden die Vögel nicht nur beringt, sondern einige auch mit Sendern ausgestattet. Diese neue Methode ermöglicht die genauere Beobachtung der Vögel.

Kontrastprogramm ist die Tourismus-Bebauung "unter mafiösen Bedingungen", führte Petra Wurst aus. Es entstehen "stinkfeine Hotels mit hohen Preisen", die wenig gemütlich sind und nicht in die Landschaft paßten. Ungünstig sind auch die Konsequenzen für das für die Vögel so wertvolle Gebiet. ge

Fangzäune auf der Kurischen Nehrung: Der Eingang zur Vogelwarte Rossitten. Foto: Archiv