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15.02.03 / Hindenburg raus - Bersarin rein!

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 15. Februar 2003


Hindenburg raus - Bersarin rein!

Die Kampagne der Linken für den Rausschmiß Hindenburgs aus der Ehrenbürgerliste Berlins und Potsdams (siehe Ostpreußenblatt, Folge 6, Seite 2) hat in Berlin zwei Seiten. Dort wollen die Rot-Roten nicht nur Hindenburgs Ehrenbürgerschaft liquidieren, sondern mit dem gleichen Streich einen hochrangigen Offizier der sowjetischen Roten Armee zum Ehrenbürger des freien Berlin küren: Nikolai Erastowitsch Bersarin, der von Stalins Marschall Shukow am 24. April 1945 zum Stadtkommandanten von Groß-Berlin und Kommandeur der sowjetischen Garnison in Berlin ernannt worden war. Am 16. Juni 1945 verunglückte Bersarin mit einem Motorrad, das er befehlswidrig selbst lenkte, tödlich.

Im April 1946 beschloß die Verwaltung des Ostberliner Bezirks Friedrichshain, eine Straße und einen Platz (vorher Küstriner Platz) nach Bersarin zu benennen. Ende der sechziger Jahre erhielten Schulen, "Brigaden der sozialistischen Arbeit" in Betrieben den "Ehrennamen" N. E. Bersarin. Der Unterkunft einer Grenztruppe der "Nationalen Volksarmee" wurde der Name "Nikolai-Bersarin-Kaserne" verliehen. Am 2. Mai 1975 erhielt Bersarin die Ehrenbürgerwürde (Ost-)Berlins. In einer von der PDS-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus im Spätsommer vergangenen Jahres herausgegebenen Broschüre "Nikolaj E. Bersarin - Lutz Prieß zur Debatte um einen Ehrenbürger von Berlin" wird unter der Überschrift "Berlin vereint - Bersarin entehrt" berichtet, daß "in der Wendezeit 1989/90" sogenannte gesellschaftliche Namensträger wie Schulen, Brigaden, Kasernen den Namen Bersarin schnell ablegten. 1992 entschied der Berliner Senat, daß es nur noch eine Liste mit Ehrenbürgern Berlins gibt, in die Bersarin und andere "Würdenträger" aus der Ostberliner Liste nicht übernommen wurden. Die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und PDS im Berliner Abgeordnetenhaus protestierten damals lauthals. Die Bersarinstraße wurde in Petersburger Straße umbenannt; der Bersarinplatz heißt heute noch so.

Linke Gruppierungen und einige "Einzelkämpfer" versuchen seitdem, vom ersten sowjetischen Stadtkommandanten in Berlin nach der Besetzung (pardon: "Befreiung") das Bild eines Gutmenschen zu zeichnen, der nicht nur alles getan habe, eine schnelle Normalisierung des Lebens in der zertrümmerten Stadt in Gang zu bringen; der nicht nur bei kriminellen und verbrecherischen Handlungen seiner Soldaten gegen die Zivilbevölkerung hart durchgegriffen habe; sondern der zum Beispiel auch dafür gesorgt habe, daß der erste Pferderenntag in ganz Deutschland bereits am 1. Juli 1945 in Berlin stattfinden konnte.

Im Jahr 2000 beschloß das Berliner Abgeordnetenhaus mit den Stimmen von SPD, PDS und Grünen die "Wiederherstellung der Ehrenbürgerwürde" Bersarins. Der damalige Regierende Bürgermeister, Eberhard Diepgen (CDU), lehnte jedoch ab.

In einer Protokollnotiz zur Vereinbarung von SPD und PDS zur Bildung einer rot-roten Koalition in Berlin wurde festgelegt, Bersarin die Ehrenbürgerwürde zurückzugeben; nach dem Willen der PDS "deutlich vor dem 8. Mai 2003". Der rot-rote Senat braucht nur noch zu beschließen. Helmut Bärwald