12.12.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
08.03.03 / Ehemaliges Hauptquartier ab 1. Mai geöffnet / Das Kriegsquartier des Oberkommandos des Heeres ist ungleich besser erhalten als die 18 Kilometer entfernte "Wolfsschanze"

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 08. März 2003


Ehemaliges Hauptquartier ab 1. Mai geöffnet
Das Kriegsquartier des Oberkommandos des Heeres ist ungleich besser erhalten als die 18 Kilometer entfernte "Wolfsschanze"

Das Objekt wurde auf einer Waldfläche von 25 Hektar gebaut

Unter der Bezeichnung "Wolfsschanze" ist Adolf Hitlers in Görlitz, in der Nä-he von Rastenburg, befindliches Kriegsquartier allgemein bekannt. Diesen in der letzten Kriegsperiode durch die Wehrmacht und die Rote Armee weitgehend zerstörten Komplex aus 30 Betonbunkern haben viele Reisegesellschaften schon besichtigt. Jährlich besichtigen die "Wolfsschanze" über 200.000 Personen, davon über 100.000 aus der Bundesrepublik Deutschland.

Nur wenige wissen allerdings, daß sich kaum 18 Kilometer nordöstlich der "Wolfsschanze", am Ufer des Mauersees, ein weiterer, "Mauerwald" genannter Bunkerkomplex befindet.

Dort befinden sich 30 unzerstörte mächtige Eisenbetonbunker, darunter zwei gigantische Exemplare des Typs, in dem Hitler in der "Wolfsschanze" wohnte. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges entstand hier auf einer Waldfläche von über 25 Hektar ein Hauptquartier für das Oberkommando des Heeres (OKH), das die Anlage bis 1944 nutzte. Die Belegschaft dieses Objektes bestand aus über 1.500 Soldaten und Offizieren. Im Januar 1945 wurde die Militäranlage von der Wehrmacht verlassen. Sie hatte es nicht geschafft, ihn in die Luft zu sprengen, und der Roten Armee gelang es auch nicht, ihn zu zerstören.

Hier waren immer über 40 Generäle stationiert. Hier befand sich das Kriegsquartier des Generalfeldmarschalls Friedrich Paulus, des Generals Heinz Guderian und auch des Oberst Claus von Stauffenberg. Hier kamen Hitler, Benito Mussolini, der ungarische Reichsverweser Miklos Horthy und der rumänische Regierungschef Jon Antonescu zusammen.

Von diesem Zentrum der Truppenführung aus wurde der Angriff am 22. Juni 1941 auf die Sowjetunion, die Militäroperation "Barbarossa", durch den Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch zusammen mit dem Generalstabschef Franz Harder sowie über 40 weiteren deutschen Generälen befohlen.

Das OKH-Hauptquartier besaß eine Eisenbahnverbindung zum Hauptquartier Adolf Hitlers und dem "Schwarzschanze" genannten Quartier Heinrich Himmlers, das sich auf der anderen Seite des Mauersees neben dem Ort Großgarten befand, mittlerweile aber völlig zerstört ist. Es bestand auch eine Verbindung zu dem Quartier des Leiters der Reichskanzlei Hans-Heinrich Lammers, das sich im Wald neben dem Ort Rosengarten befand und inzwischen auch nicht mehr existiert.

Nicht mehr existent sind leider ebenso die über 20 kleineren gemauerten Versorgungsobjekte und die rund 200 aus Holzbrettern gebauten Wohn- und Stabsbaracken von "Mauerwald". Nur noch Betonkeller und Fundamente erinnern an ihre frühere Existenz. Aus den oberirdischen Überresten ist nicht nur ein Haus in der Umgebung gebaut worden.

Der Pächter sucht Personen mit Wissen über die Anlage

Nichtsdestotrotz ist dieses gut versteckte ehemalige Kommando-Zentrum des OKH einzigartig in Europa. Räume und Korridore der Bunker sind gut erhalten und werden in der kommenden Saison der Öffentlichkeit zugänglich sein. Der Militärkomplex besitzt begehbare und ungefährliche Besichtigungswege, die für Touristen aller Altersgruppen geeignet sind. Ein großer Parkplatz ist ebenso vorhanden wie Toiletten, und Tischmodelle verschaffen einen Überblick über die Ausmaße des Areals. In den Sprachen Englisch, Deutsch und Französisch werden Führungen angeboten.

Am 1. Mai dieses Jahres wird die geschichtsträchtige Stätte für zahlende Gäste eröffnet und bis zum 30. Oktober zwischen 8 und 20 Uhr zu besichtigen sein. Für Gruppen besteht auch außerhalb dieser Öffnungszeiten nach vorheriger Anmeldung unter der Telefon- und Faxnummer 0048/89/7524283 sowie der E-Mail-Adresse info@mamerki.com die Möglichkeit des Besuches. Weitere Informationen werden vielleicht schon bald auf der Internet-Seite www.mamerki.com nachzu- lesen sein.

Es betragen die Eintrittspreise vier Zloty (ein Euro) für Erwachsene und zwei Zloty (50 Cent) für Kinder sowie die Parkplatzgebühren für Busse zehn Zloty (2,50 Euro) und für Personenkraftwagen vier Zloty (ein Euro). Die Anfahrt von Rastenburg ist im Grunde die zur "Wolfsschanze", nur daß man weiter in Richtung Rosengarten/Angerburg fahren muß. Fährt man aus Angerburg kommend in Richtung "Wolfsschanze", führt der Weg direkt nach "Mauerwald", man kann das Ziel nicht verfehlen.

Pächter des ehemaligen OKH-Quartiers ist der an der Geschichte im allgemeinen und an jener dieser Stätte im besonderen interessierte junge Danziger Bartlomiej Pleban-czyk. Er möchte eine Geschichte dieses Komplexes schreiben und bittet alle um Hilfe, die ihm dabei helfen können. Besonders interessiert ist er am Kontakt mit Soldaten, die in den Jahren 1940 bis 1944 hier stationiert waren. Die genaue Anschrift lautet: Bartlomiej Plebanczyk, ul. Burzynskiego 8 F/16, 80-462 Gdansk.

Unweit dieses geschichtsträchtigen Areals befindet sich übrigens noch ein Erbe aus der NS-Zeit. Geht man nämlich etwa vier Kilometer in Richtung Westen am Masurischen Kanal entlang, stößt man mitten im Wald auf eine fast vollendete, ungeheuerliche Wasserschleuse für Schiffe bis zu 240 Tonnen. Der beim Mauersee beginnen-

de Kanalabschnitt des Masurischen Kanals ist jedoch nie fertiggestellt worden. In der Umgebung gibt es keinerlei Spuren von Wasser. Von der mächtigen Frontseite aus ist der stilisierte Adler mit dem Hakenkreuz bis heute gut zu erkennen. Gerhard Olter