Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 08. März 2003 |
||||
Die Stadt der Gondolieri Ausführlicher Reiseführer widmet sich den Schönheiten Venedigs Das Geheimnis des märchenhaften Venedig liegt in der seltsamen Geographie der Lagunenstadt verborgen. Menschen bewohnen erst seit der Spätantike dieses küstennahe Eiland, das ursprünglich Schutz vor stürmischen Zeiten bot, dann aber die östliche Mittelmeerwelt beherrschte, weil die Venezianer dank großer Handelsflotten und kaufmännischer Tüchtigkeit wie eine Drehachse die abendländische Sphäre mit jener des Orients verknüpften. Thorsten Droste bietet Besuchern der Adriastadt, laut Napoleon I. der "schönste Salon" Europas, hervorragende, reich bebilderte kultur- und kunsthistorische Einblicke. Der Autor resümiert die Geschichte Venedigs und schildert dessen kaum zählbare touristische Attraktionen. Wenige Oligarchen, die im republikanischen Venedig jahrhundertelang alle Macht usurpierten, gründeten zahlreiche Institutionen, damit niemand, schon gar nicht der zum Oberhaupt gewählte "Doge", Alleinherrschaft anzustreben vermochte. Fast tausend Jahre, vom 9. Jahrhundert bis 1797, als französische Truppen Venedig besetzten, dauerte die staatliche Unabhängigkeit. Allerdings endete das "goldene Zeitalter" der "Serenissima" (Ehrenwerte) genannten Republik bereits 1453. Türken eroberten Konstantinopel, blockierten den Weg nach Osten, während die Entdeckungen der Kolumbus und Magellan die Stadt vom Westen abschnürten. Venedig ähnelte einem geschminkten Greis, der sich weigert, ins Grab zu sinken, so daß ein rätselhafter Hauch des "Morbiden" die Lagune verhüllte. Schriftsteller und Künstler inspirierte diese unvergleichbare Atmosphäre, auch Thomas Mann, dem wir die Novelle "Tod in Venedig" verdanken. "Im verräterischen Sonnenlicht sehen wir Venedig verfallen", schrieb Mark Twain 1867, und dennoch sei Venedig "die fürstlichste unter den Nationen der Erde". Droste empfiehlt elf Rundgänge, die es Touristen ermöglichen, das vielgestaltige Bild der Stadt zu erleben. Venedigs Herzstück ist der San Marco, ein trapezförmig angelegter Platz, früher die politische Schaltstelle der Republik. Hier stehen der grazile Dogenpalast, erbaut im Spätmittelalter, sowie das berühmte Denkmal des Markuslöwen. Daneben ragt der wuchtige Turm Campanile hoch auf, den Goethe bestieg, um erstmals das Meer zu sehen. Fünf rundliche Kuppeln charakterisieren die Kirche San Marco, und das nahe archäologische Museum birgt antike Kostbarkeiten wie Skulpturen, Porträts, Reliefs. Gleich vor dem Dogenpalast zerren Dutzende schwarze Gondeln an ihren Leinen. Niemand sollte es versäumen, den fast vier Kilometer langen Canal Grande zu befahren. Das Labyrinth der Gewässer, die Venedig Form und Gestalt verleihen, enthüllt gleichsam das Innenleben der Stadt. Direkt am Kanalufer stehen Palazzi, nach Art der Gotik, Renaissance oder des Barock gebaute Villenhäuser, in denen einst venezianische Adelige residierten. Im Bezirk Rialto, wo die gleichnamige Marmorbrücke den Canal Grande überwölbt, pulsiert das Treiben von Händlern und Marktfrauen. Systematisch beschreibt Droste alle Sehenswürdigkeiten der Lagunen-Metropole. Kunstgeschichtlich interessierte Touristen erhalten unverzichtbare Informationen. Ein eigenes Kapitel widmet Droste venezianischen Museen. Verschlossen ist momentan der Öffentlichkeit das Arsenal, Werft und Waffenschmiede der Venezianer, als ihre siegreichen Schiffe die Meere kreuzten. Wer Ruhe und Erholung benötigt, dem seien Ausflüge zu den Inseln der Lagune oder an den schönen Strand des Lido empfohlen. Am Ende des Buches findet der Leser nützliche Reistips. Massenhaft besuchen Touristen Venedig in der Karnevalszeit, die man besser meiden sollte. Apropos Karneval: Diese Symphonie der Masken haben die Venezianer erst 1980 wieder belebt, nach zweihundertjähriger Unterbrechung. Leider sind die Preise in Venedig seit Einführung des Euro um etwa 30 Prozent gestiegen. Nur 70.000 Menschen leben heute noch in der Stadt, denn viele können die teuren Wohnungsmieten nicht bezahlen. Rolf Helfert Thorsten Droste: "Venedig. Die Stadt in der Lagune - Kirchen und Paläste, Gondeln und Karneval", Dumont Reiseverlag, Köln 2002, 368 Seiten, 12,90 Euro |