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08.03.03 / Potsdam ehrt den Baumeister Ludwig Persius

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 08. März 2003


Er war der Architekt des Königs
Potsdam ehrt den Baumeister Ludwig Persius

Mit einem Festakt zum 200. Geburtstag ehrte die Stadt Potsdam ihren großen Sohn Ludwig Persius (1803-1845), der mit seinen Bauten wie kein anderer das Bild der Stadt geprägt hat und der als einer der eigenständigsten und begabtesten Schüler des großen Karl Friedrich Schinkel gilt. Er gehörte der Generation von Architekten an, die das Werk Schinkels in der Regierungszeit Friedrich Wilhelms IV. fortsetzten. Die meisten seiner Bauten entstanden für die Residenzstadt Potsdam und ihre Umgebung. Unter den königlichen Schlössern zählt das in Babelsberg - von Schinkel entworfen und von Persius fortgesetzt - zu den am meisterhaftesten in die Landschaft komponierten Bauten. Zu den bedeutendsten Bauten von Persius gehören auch die Fasanerie bei Charlottenhof, die Meierei im Neuen Garten, die Heilandskirche in Sacrow, die Dampfmaschinenhäuser in Glienicke, Babelsberg und und das in Gestalt einer Moschee auch heute noch merkwürdig anmutende für Sanssouci sowie die unverwechselbaren Villen Illaire, Tieck, Tiedke, Schöningen.

Einen Großteil der Bauten schuf Persius im Auftrag des Kronprinzen und späteren Königs Friedrich Wilhelm IV., der für seine Begeisterung für Architektur bekannt ist. Persius, der erstmals den ehrenvollen Titel "Architekt des Königs" erhielt, gelang es, die Phantasie des kunstbegabten Monar- chen behutsam zu lenken, und so entstanden Bauten, die noch heute ansprechen. Harmonisch in die Landschaft gebettet, wirken sie originell und voller Charakter. Viele Kritiker sehen Persius auch als einen Wegbereiter der Bauhaus-Architektur, ging er doch auch von den Raumbedürfnissen aus.

Mit einer Ausstellung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (spsg) soll nun das zeichnerische und architektonische Werk des Potsdamer Architekten und bedeutendsten Schinkel-Schülers zum ersten Mal in einer umfassenden Präsentation gewürdigt werden. Über 120 im Original erhaltene Entwürfe, Pläne und Ansichtszeichnungen stellen exemplarisch die gesamte Bandbreite seines Schaffens vor. Daneben sind Zeichnungen von Karl Friedrich Schinkel, Skizzen von Friedrich Wilhelm IV. und Ausführungspläne seiner engsten Mitarbeiter Martin Gottgetreu und Ferdinand von Arnim zu sehen. Briefe von Persius an Schinkel und Pückler verweisen auf deren enge Freundschaft und Zusammenarbeit. Der Katalog enthält neben zahlreichen Zeichnungen von Persius, die bisher noch nicht publiziert worden sind, auch den wieder aufgefundenen Briefwechsel zwischen Schinkel und Persius.

In der Ausstellung zu sehen sein werden auch zeitgenössische Ansichten seiner Bauten, plastische Baudekorationen und Modelle. Eine "Galerie der verschollenen Zeichnungen" weist mit über 50 Reproduktionen auf den 1945 verlorenen Nachlaß von Persius hin, der über 500 Originalblätter von Persius, also den einstigen Hauptbestand seines zeichnerischen Œuvres, enthielt. In einem Dokumentationsteil werden Zustand und Geschichte der noch erhaltenen Potsdamer Bauwerke dargestellt und das Entwurfsverfahren, die Baumaterialien und die Konstruktionsweise von Persius erläutert. Bisher wurden nur zwei- mal zeichnerische Entwürfe von Peråsius als zusammenhängende Werkgruppen der Öffentlichkeit präsentiert. Im Todesjahr des Baumeisters fanden Blätter von Persius besondere Berücksichtigung in der Ausstellung des Deutschen Architektenvereins in Nürnberg, gewissermaßen als stumme Eloge, und wurden von dem Architektenkritiker Josef Egle wohlwollend in der Allgemeinen Bauzeitung zitiert. Fast 100 Jahre später fand 1931/32 auf Initiative des preußischen Finanzministers von Popitz im Verkehrs- und Baumuseum eine Ausstellung zur Architektur in Preußen statt, die die Gesamtleistung auf dem Gebiet der preußischen Baukunst und Bauverwaltung würdigte. Dort fand auch eine Reihe von Entwürfen von Persius zur Potsdamer Schlösser- und Villenarchitektur Aufnahme.

Führungen und Sonderveranstaltungen und natürlich ein umfangreicher Katalog werden die Ausstellung, die vom 20. Juli bis 19. Oktober in Schloß Babelsberg zu sehen sein wird, ergänzen. Während der Ausstellungszeit sind außerdem die Maschinenhäuser im Schloßgarten Babelsberg und Glienicke geöffnet. spsg/os

Erster eigenständiger Bau: Das Dampfmaschinen- und Gärtnerhaus in Glienicke zählt zu den künstlerischwichtigsten Werken von Ludwig Persius Fotos (2): spsg