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08.03.03 / Kritischer Beobachter / Blockfiguren von Bernd Altenstein in Berlin

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 08. März 2003


Kritischer Beobachter
Blockfiguren von Bernd Altenstein in Berlin

Es ist fast ein kleines Jubiläum, das der Bildhauer Bernd Altenstein in diesem Jahr bege-hen kann: Vor 20 Jahren entstanden seine ersten Blockfiguren. Menschliche Figuren wachsen aus einem Block heraus oder sind in ihm gefangen. Besonders beeindruckend die Plastik "Mann am Schreibtisch", für die er 1986 beim Internationalen Rodin-Wettbewerb in Japan den 3. Preis erhielt. Über diese Arbeit hat Altenstein einmal erläuternd gesagt, er habe mit ihr Menschen in Entscheidungssituationen darstellen wollen, Manager ebenso wie Bürokraten. "Sie ist eine Metapher für die Verstrickungen von Menschen, die aus der Distanz, also ungesehen, verdeckt Macht ausüben. Deshalb die Einhüllung seines Machtinstrumentariums in das Tuch, das auf ihn übergreift. Dieser Täter mit seinen Tastaturen und dem Telefon ist aber zugleich Opfer. Die Skulptur ist auch ein Zeichen für seine Ausweglosigkeit bis zur Selbstzerstörung. Darauf ist die Form und Komposition ausgerichtet, die sich in der Figur des Mannes im Oberkörper zuspitzt ... Der Mann kann sich nicht lösen. Er ist Gefangener seiner Macht ..."

In einer anderen Arbeit sitzen zwei Menschen, zwei Freunde in einem Block (gemeinsam an einem Tisch?). Sie sind einander zugewandt, ihre Gesichter verschwimmen in den Konturen, grenzen den Betrachter aus. Es ist eine kleine Bronze, nur 19 Zentimeter hoch, und doch so treffend, so beeindruckend in der Darstellung des Themas. Wie überhaupt die kleinen Formate des Bernd Altenstein besonders ansprechen. Zu sehen sind Arbeiten aus den Jahren 2001 und 2002 noch bis zum 26. April in der Berliner bildhauergalerie, Grolmannstraße 46, 10623 Berlin, Telefon und Fax: 030/883 22 85; donnerstags, freitags und sonnabends 15 bis 19 Uhr und nach Vereinbarung.

Gertraude Zebe, die 1979 die Galerie mit Sitz in einem Berliner Mietshaus gründete, ist selbst Bildhauerin und hat sich auf die Präsentation von Kleinplastik spezialisiert. Bereits vor gut zwei Jahren zeigte sie Arbeiten des 1943 im ostpreußischen Schloßberg geborenen Bernd Altenstein. Von 1964 bis 1969 studierte Altenstein übrigens an der Akademie Stuttgart bei Prof. Rudolf Daudert, der selbst lange Jahre in Königsberg gelebt und an der dortigen Kunst- und Gewerkschule unter anderem unter Hermann Brachert studiert hat. Damals stand die Ausstellung, in der auch Arbeiten anderer Bildhauer präsentiert wurden, unter dem Motto "Mensch und Tier".

Bei Bernd Altenstein, der seit 1975 an der Bremer Hochschule für Gestaltung im Studiengang Plastik lehrt und der Ende April seinen 60. Geburtstag begehen kann, ist es der Mensch mit allen seinen Facetten, der im Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens steht. "Die menschliche Figur ist für jede Arbeit von mir auf unterschiedliche Weise der Ausgangspunkt. Als mein eigenes Gegenüber, als Widerspiegel meiner selbst und des Menschen allgemein, des Humanen. Darüber hinaus gibt die menschliche Figur mir die Möglichkeit, über sie zur Identifikation mit dem anderen zu kommen und in die Formenfülle der Natur einzudringen. Ich stehe als Mensch in sozialen und politischen Zusammenhängen, und die Themen meiner Arbeit entwickeln sich aus der kritischen Beobachtung des zivilisierten Naturmenschen." Silke Osman

Phantasievolle Architektur: Persius baute das Dampf- maschinenhaus für die Wasserspiele von Sanssouci 1842 auf Wunsch Friedrich Wilhelms IV. in Form einer Moschee

Bernd Altenstein: Zwei Freunde (Bronze, 1989, Höhe 19 cm)

Foto: aus Bernd Altenstein, Skulpturen 1967-1992. Galerie Cohrs-Zirus, Worpswede