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08.03.03 / Drohkulissen, Schröder greift an, die Uno schweigt, und wo steckt eigentlich Frau Merkel? Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 08. März 2003


Drohkulissen, Schröder greift an, die Uno schweigt, und wo steckt eigentlich Frau Merkel? Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Das beste am Streik sind die Streikposten. Männer in bunten Plastiktüten, die grölend und trillerpfeifend vor den Kameras herumhopsen. Ein hübsches Bild. Beim Bahnstreik waren sie besonders wertvoll. Wir Kunden werden uns dankbar an die Zeit ihres Wirkens erinnern. Wann gab es das schon mal: Der Zug hat Verspätung, und alle erreichbaren Bahnmitarbeiter geben bereitwillig Auskunft, warum. Sogar die Anzeigetafeln taten die Ursache der Verzögerungen kund! Genießen wir das! Bald wird das alles nur noch Nostalgie sein, dann haben sie ihre Plastiktüten abgestreift, und wer wissen will, warum er hier schon wieder eine Stunde herumsteht, bekommt Sätze wie "Woher soll ich das wissen? Achten sie auf die Ansage!" um die Ohren gehauen. Schade. Wenn doch immer Streik wär' ...

Also so was! Zwischen der Türkei und den USA war doch alles klar? Die Amerikaner dürfen via Türkei den Irak befreien, dafür bekommt Ankara ein stattliches Schmiergeld und das Recht, hinter den GIs herzumarschieren und den irakischen Kurden die Flausen mit der Freiheit gleich wieder aus den Köpfen zu prügeln. Jeder kriegt, was er braucht - auf geht's! So hätte es was werden können. Doch plötzlich trat das türkische Parlament zusammen und schmiß den soliden Handel in einem Fieberschub demokratischer Anmaßung über die Wupper. Das wird Folgen haben! Ankara hat etwas getan, was man auch in diesem Gewerbe tunlichst unterlassen sollte: Erst in Washington den Preis für seinen Liebesdienst hoch- und höhertreiben und dann - kaum hat die andere Seite angebissen - die Tür zuknallen.

Die schnöde abgewiesenen Amerikaner waren perplex. Zunächst versuchten sie sich (und uns) einzureden, daß das eigentlich gar nicht passiert ist, so tief saß der Schock. Dieser Undank! Was hatten die USA nicht alles getan für die Türken: Zum "neuen Europa" hatte das Weiße Haus sie geadelt, ihnen den Zugang zu den Subventionstöpfen der EU und zum deutschen Sozialsystem versprochen! Völlig selbstlos! Und jetzt das. Nun bleibt nur noch, sich an Ankara mit einer Art Kurdenstaat im Nordirak zu rächen. Auf den freut sich bekanntlich ohnehin die gesamte Region.

Karneval ist nichts für Norddeutsche. Das wissen wir ja und schleichen uns daher nur heimlich an den Rhein, wenn es losgeht. Die Rosenmontagszüge waren in diesem Jahr besonders frivol: Der Kanzler wurde als Piratenhäuptling verunglimpft. Und die arme Frau Merkel? Die steckte auf einem Kölner Festwagen im Hintern von US-Präsident Bush und schwenkte das Sternenbanner. Eine dreiste Verleumdung. Alle wissen doch, daß der US-Präsident die CDU-Chefin während ihrer Wallfahrt nach Washington gar nicht empfangen hat. Wie also soll sie dann jemals an (bzw. in) den mächtigsten Allerwertesten der Welt vorgedrungen sein? Wenn diese "Jecken" gedacht haben, uns so leicht hinters Licht führen zu können, haben sie sich getäuscht. Niemand weiß nämlich, wo Frau Merkel steckt, die Karnevalisten schon gar nicht. Sie ist nicht blöd und hat bislang peinlich vermieden, zu irgendeiner Frage eine inhaltliche Meinung zum besten zu geben. Leitkulturdebatte, Zuwanderungsstreit, egal: Immer wenn es heiß wird in irgendeiner Sache, verkrümelt sich die Frau mit der Kochtopffrisur wieselflink in ihren Bau und stellt Nebelkerzen auf. So wird man Kanzler, Herr Stoiber! Schröder hat es vorgemacht.

Der Chef der "Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft" (einer Art Arbeitsgemeinschaft linker Sozialdemokraten in der CDU), Hermann-Josef Arentz, ist seinem Parteifeind Friedrich Merz ordentlich an den Karren gefahren. Der hatte sich die DGB-Gewerkschaften vorgeknöpft und ihre Entmachtung gefordert! Arentz ist außer sich: Die Auseinandersetzung der CDU mit den Gewerkschaften müsse "im Dialog und nicht als Frontalangriff" geführt werden. Das finden wir auch. Vorschlag: Warum gründen sie nicht eine Kommission?

Von denen hat der Kanzler einstweilen die Nase voll. Die Berufung der 54. und 55. "Kommission" hatte nämlich gar nicht mehr so recht für Begeisterung im Volke gesorgt. Die Deutschen spielten am Schluß nicht mehr mit und ergingen sich in bissigem Spott. Was ihnen bald leid tun wird, denn der SPD-Chef hat jetzt einen Joker aus dem Ärmel gezogen, der uns das Blut in den Adern gefrieren läßt: Am 14. März will Schröder vor den Reichstag treten, um vor aller Öffentlichkeit das Schicksal Deutschlands in die eigenen Hände zu nehmen. In seine eigenen Hände! Man sollte jetzt nicht in Panikmache verfallen, doch die Zeichen sind unverkennbar: Unserem Land steht ein Übergriff bevor, dessen ganze Dimension wir bis dato nur ahnen können. Erste durchgesickerte Vokabeln aus der angekündigten Rede wie "Gemeinsinn" und "Zivilgesellschaft" lassen das Schlimmste befürchten (Siehe Seite 2: "Verspätete Büttenrede"). Bis an die Ärmelschoner bewaffnet, mit einem Schreckensarsenal abgelatschter Reformfloskeln greift Schröder nach Deutschland. Im übelsten Fall macht er uns alle-samt zur "Chefsache"; das überstehen wir keine drei Wochen. Warum hilft uns niemand? Wo ist die Uno? Das haben wir davon, daß wir die Amis so schlecht behandelt haben. Die hätten uns jetzt beschützt.

Schröders willige Alliierte bauen bereits die Drohkulisse auf, um den Widerstandsgeist im deutschen Volk zu brechen. Thea Dückert und Fritz Kuhn von den Grünen werden im Magazin Focus vom 3. März beispielsweise mit folgenden Einzelheiten zur geplanten Zerrüttung letzter Klarheiten im deutschen Arbeitsrecht zitiert: "Wir schlagen vor, Kettenbefristungen weiterhin zu ermöglichen, gleichzeitig aber einen eng begrenzten Zeitraum als vorhergehende Bezugsgröße für ein Wiederbefristungsverbot zu definieren. Damit wird die befristete Neuanstellung in derselben Firma auch nach vorhergehender Befristung wieder möglich." Noch Fragen? Kein Zweifel mehr: Man will uns in den Wahnsinn treiben.