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22.03.03 / Wilhelm v. Gottberg: Krieg - auch um Öl und Macht

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. März 2003


Wilhelm v. Gottberg: Krieg - auch um Öl und Macht

Bei Redaktionsschluß dieser Zeitung sprachen noch nicht die Waffen. Gleichwohl ist sicher: Das irakische Regime kann nichts mehr retten. Die USA, vertreten durch ihren Präsidenten, haben dem Diktator in Bagdad den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen.

Wir empfinden keine Sympathie für die totalitäre Kaste im Irak. Dennoch muß festgehalten werden: Die Begründung der Vereinigten Staaten für den Krieg gegen den Irak, daß nämlich Bagdad die Sicherheit der USA bedrohe, ist lächerlich. Irak ist heute aus militärischer Sicht ein schwaches Land. Im Norden des Landes stehen türkische Truppen. In den sogenannten Flugverbotszonen haben Amerikaner und Briten mit ihrer technologischen Überlegenheit seit Jahren jedwedes militärische Potential des Irak kleingemacht. Auch die Behauptung, daß der Irak Verbindung zum Netzwerk Al-Kaida habe, konnte bisher nicht schlüssig nachgewiesen werden. Sicher ist aber, daß die amerikanischen und englischen Geheimdienste konstruiertes Belastungsmaterial gegen den Irak in Umlauf brachten.

Damit sind wir bei einem Punkt, der gerne ausgeblendet wird. Beim Irak-Konflikt geht es nicht zuletzt um Öl und um Macht. Amerikanische Hegemonialbestrebungen sollen durch einen langfristigen Zugriff auf die großen irakischen Ölvorkommen abgesichert werden.

Darüber hinaus hat nun der martialische Aufmarsch der USA am Golf eine Eigengesetzlichkeit entwickelt. Die Vereinigten Staaten als einzige Supermacht der Welt können es sich - so meint man im Weißen Haus - diplomatisch und psychologisch nicht leisten, ihre Truppen zurückzuziehen, ohne ihr Kriegsziel, den Sturz Saddam Husseins, erreicht zu haben.

Schließlich gibt es für die USA einen nicht zu unterschätzenden innenpolitischen Grund zum Losschlagen gegen Saddam Hussein. Einflußreiche jüdische Kreise in den USA fordern vom Weißen Haus seit langem ein militärisches Vorgehen gegen Bagdad. Die ideelle, möglicherweise auch materielle Unterstützung des Irak für die palästinensischen Hardliner hat die Gewaltspirale zwischen Israel und dem arabischen Autonomiegebilde hochgeschraubt. Die Ausschaltung Saddams könnte, so hofft man, deeskalierend auf den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern wirken.

Die Auswirkungen des militärischen Vorgehens der USA gegen den Irak auf die deutsche Innenpolitik können an dieser Stelle nicht näher beleuchtet werden. So viel scheint klar: Das Gezeter der Unionsspitze wegen einer angeblichen Isolierung Deutschlands auf Grund stümperhafter Diplomatie und Außenpolitik war Stimmungsmache. Die übergroße Mehrheit der Weltstaatengemeinschaft unter Einschluß Deutschlands will diesen Krieg nicht. Die Bundesregierung hat frühzeitig - leider aus egoistischen Motiven - deutlich gemacht, daß sie bei einem eventuellen Irak-Krieg nicht Gewehr bei Fuß stehen werde. Eine Isolierung Deutschlands war damit nicht verbunden. Wenn Deutschland in einer weltpolitischen Frage von hoher ethischer und moralischer Relevanz auf der Seite des Papstes steht, kann dies nicht so verkehrt sein.