16.04.2024

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22.03.03 / Siegfried Matthus und die Kammeroper Schloß Rheinsberg

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 22. März 2003


Wunderbare Welt der Musik
Siegfried Matthus und die Kammeroper Schloß Rheinsberg

Schleswig-Holstein Musik Festival, Bregenzer Festspiele, Bayreuth, Salzburg - alles Namen, die Musikfreunde mit unvergleichlichen Erlebnissen verbinden. Seit mehr als zehn Jahren zählt auch das in der Mark Brandenburg gelegene Rheinsberg mit seinem Internationalen Festival zur Förderung junger Sänger in diese illustre Reihe. Silke Osman sprach mit dem künstleri- schen Leiter des Festivals, Siegfried Matthus, über die Besonderheiten von Rheinsberg und das Festival.

Sie feiern Erfolge in aller Welt. Ihre Kompositionen werden in New York und in St. Petersburg aufgeführt. Immer aber zieht es Sie zurück nach Rheinsberg, wo Sie 1990 die Kammeroper Rheinsberg ins Leben riefen. Ein Jahr später dann wurde der erste Rheinsberg Festivalsommer durchgeführt.

Nun findet er in diesem Jahr zum 13. Mal statt. Grund zum Aberglauben oder eher ein Grund zur Freude? Was fasziniert Sie als Ostpreußen so sehr an Rheinsberg, Herr Matthus?

Siegfried Matthus: Die 13 ist in meinem Leben eine Glückszahl - bin ich doch an einem 13. geboren, der auch noch ein Freitag war! Gleich nach den prägenden ersten zehn Lebensjahren bin ich aus meinem ostpreußischen Dorf Mallenuppen nach Rheinsberg gekommen und habe dort meine Oberschulzeit verbracht. Auch hier ist eine enge Bindung entstanden, die immer angehalten und zu der Gründung des Festivals zur Förderung internationaler junger Opernsänger geführt hat. Rheinsberg ist natürlich ganz anders, als mein verträumtes ostpreußisches Dorf war.

Es fällt mir schwer, Parallelen zu ziehen und Gründe für eine Antwort auf Ihre Frage zu suchen. Für mich sind beide Orte durch meine Kindheit und meine Jugend verbunden.

Hat sich der Charakter des Festivals eigentlich geändert im Lauf der Jahre? Und woher kommen die Teilnehmer?

Matthus: Tatsächlich hat sich das Festival verändert und entwickelt. Was im Jahre 1990 ein zaghafter Versuch und ein wenig beachtetes Unternehmen war, ist zu einem weltweit anerkannten und begehrten Festival geworden. Junge Sänger aus der ganzen Welt wollen in Rheinsberg singen. Bei der Ausschreibung haben sich wieder über 400 Sänger gemeldet. Im Januar hatten wir schon ein Vorsingen in New York, bei dem interessante Sänger angetreten sind. Dann haben wir fünf Tage lang in Deutschland weitere Sänger gehört und mußten aus der Vielzahl 35 auswählen, auf die Opernrollen in Rheinsberg warten.

Die Teilnehmer kommen tatsächlich aus allen Ländern der Welt. Besonders stark vertreten sind junge begabte Sänger aus Südkorea und weiteren asiatischen Ländern. Aber auch aus Südafrika und selbstverständlich aus den europäischen Ländern kommen weitere Kandidaten.

Nicht nur daß Sie junge Sängerinnen und Sänger fördern, Sie unterstützen auch junge Komponisten in ihrer Arbeit. Wie?

Matthus: Als junger operndürstiger Komponist hatte ich das große Glück, an die von Walter Felsenstein geleitete Komische Oper zu kommen. Dort habe ich, umgeben von der Praxis, das Opern-Komponieren gelernt. Diese wichtigen Erfahrungen möchte ich an junge Kollegen weitergeben und habe deshalb die günstigen Bedingungen der Verbindung mit den jungen Sängern in Rheinsberg genutzt, um im Rahmen einer Opernwerkstatt mit jungen Autoren neue Werke zu entwickeln.

Auf dem Festival wird Ihr "musikalischer Sommernachtstraum" uraufgeführt. Texte von Hebbel (Judith) und Rilke (Der Cornet) haben Sie früher zu neuen Werken angeregt, aber auch solche von Lessing, Herder oder Heine, von Bobrowski. Nun ist es Shakespeare, der Sie inspirierte, wie Ihre Landsleute Otto Nicolai und Hermann Gustav Goetz, die mit ihren Opern "Die lustigen Weiber von Windsor" und "Der Widerspenstigen Zähmung" dem großen Dichter ein musikalisches Denkmal schufen. Warum Shake- speare? Welche Texte haben Sie ausgewählt?

Matthus: Aus vielfachen Gründen mußten und haben wir uns entschieden, in diesem Sommer romantische Opernszenen, die für das Heckentheater besonders geeignet sind, aufzuführen. Damit der Abend nicht ein kostümiertes Opernkonzert wird, mußte der derzeitige Haus- und Hofkomponist Siegfried Matthus einige verbindende Teile komponieren. Das schien anfangs eine kleine Zwi-schenarbeit zu sein, weitete sich dann aber in ein umfangreiches Unternehmen aus.

Bitte verstehen Sie meine Situation: ich komponiere derzeit an meiner Oper "Die unendliche Geschichte", die im April nächsten Jahres uraufgeführt werden soll und die noch nicht fertig ist. Also fielen in diesem Jahr die Vorweihnachtszeit, Weihnachten und Silvester bei mir aus, und ich schrieb in diesem Winter einen Sommernachtstraum.

Dabei nahm ich als Grundlage die Sommernachtstraummusik von Mendelssohn. Titania, Obe-ron, Puck, Elfen und Waldgeister wirbeln die gesamte romantische Opernliteratur, die Sänger und die Zuschauer durcheinander und führen ein spukhaftes Spektakel vor, für das sich Puck am Schluß entschuldigt: "... ihr alle schier habet nur geschlummert hier und geschaut in Nachtgesichten eures eignen Hirnes Dichten." - Es war eine große Freude, mit den Texten des unergründlichen Shakespeare, der wunderbaren Musik von Mendelssohn und den Opernszenen von Weber, Dvorák, Humperdinck und nicht zuletzt meines ostpreußischen Landsmannes Otto Nicolai dieses Stück zu gestalten.

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch, Herr Matthus, und wünschen Ihnen toi, toi, toi für das 13. Festival.