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29.03.03 / "Best of war" - der Medien-Krieg

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. März 2003


"Best of war" - der Medien-Krieg
von Hans-Jürgen Mahlitz

Das Neueste vom Krieg, rund um die Uhr: Kaum war die erste Bombe auf Bagdad gefallen, da hatte schon alles, was über Mikrofon oder Kamera verfügt, sich des Themas bemächtigt. Medien-Krieg total, Irak-Specials und Golfkrieg-Extras auf allen Kanälen, jeder Sender mit seinem eigenen Kriegs-Logo, und wem all der Pulverdampf und Kanonendonner (dies vor allem im übertragenen Sinne) noch nicht reichte, der wurde per Schriftband am unteren Bildschirmrand auf's Internet verwiesen. Natürlich hat jede TV-Anstalt, gleich ob öffentlich-rechtlich oder privat, ihre Web-Seite, und da kann der geneigte Zuschauer nach Herzenslust in Videosequenzen und Computeranimationen schwelgen: die spektakulärsten Luftangriffe, die verwegensten Panzervorstöße, die ergrei- fendsten Krankenhausszenen, die wildesten Friedens-Demos, die martialischsten Sprüche von Bush und Saddam - "Best of war", wie das heute auf Neudeutsch-Denglisch heißt, an allen Fernseh-Fronten.

Am Ende der ersten Kriegswoche dann der Schock: makabre Bilder von gefangenen und gefallenen GIs. Vielen, vor allem Jüngeren, die das Glück haben, selber nie derartiges erlebt zu haben, wird erst jetzt schlagartig bewußt: Das ist kein Computerspiel, das ist keine globale Fernseh-Inszenierung, das ist ein wirklicher Krieg. Da wird "echt" gekämpft, gelitten, gestorben, das Schlachtfeld ist nicht eine 40-Gigabyte-Festplatte, sondern ein wirkliches Stück "Mutter Erde".

Des Volkes Masse war zu diesem Zeitpunkt schon dabei, sich von der medialen Kriegs- und Friedens-Hysterie abzuwenden. Am Samstag abend wollten nur noch 1,9 Millionen Deutsche die ARD-"Bomben auf Bagdad" sehen, während der trotz allem unvermeidliche Thomas Gottschalk sich im ZDF über 13,8 Millionen Zuschauer freuen konnte.

Derweilen geben sich die Medienschaffenden mimosenhaft beleidigt, gerade so, als habe sich in ihrem tollen Computerspiel irgend jemand nicht an das Drehbuch oder die Regieanweisungen gehalten. Einträchtig über alle Konkurrenzgrenzen hinweg jammern sie über die "bösen" Militärs, die erstens zu wenig, zweitens die Unwahrheit und drittens dies auch noch den "Falschen" sagen. Als ob ein Offizier, der schließlich nicht nur für den militärischen Erfolg, sondern auch für Leib und Leben seiner Soldaten verantwortlich ist, es sich leisten könnte, seine Operationspläne öffentlich diskutieren, vielleicht gar von Kameraleuten und Regisseuren genehmigen zu lassen! Geheimhaltung gehört nun einmal zum "Kriegshandwerk".

Und daß die US-Armee nur als zuverlässig geltende Journalisten auf ihren Panzern mitfahren läßt, dürfte so neu und außergewöhnlich auch nicht sein; soweit erinnerlich, hatte es sich zum Beispiel im Zweiten Weltkrieg bei den von der Wehrmacht eingesetzten Kriegsberichterstattern in aller Regel auch eher um Parteigänger denn um Regimegegner gehandelt (auch wenn Henri Nannen und andere später Gegenteiliges behaupteten). Im übrigen: Wenn unsere Fernsehmacher wirklich so angewidert sind von der Desinformation (die merkwürdigerweise nur Washington, nicht aber Bagdad vorgeworfen wird) - warum traktieren sie das Publikum dann stunden- und tagelang damit? Etwa, weil diese Mischung aus CNN-Propaganda und hausgemachten Betroffenheitsritualen allemal billiger ist als die üblichen Seifenopern?