18.04.2024

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29.03.03 / "Wer soll das bezahlen?"

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. März 2003


"Wer soll das bezahlen?"
Prof. Eberhard Hamer über die Folgen des Krieges

US-Verteidigungsminister Rumsfeld hat die Kosten eines Kurzkrieges auf 30 Milliarden Dollar, die eines Langkrieges auf 300 Milliarden Dollar geschätzt. Davon sollen die europäischen Satelliten die Hälfte übernehmen, die andere Hälfte würden die Amerikaner finanzieren und sich vom Irak in Form von Öl zurückzahlen lassen.

Diese hemdsärmeligen Finanzierungspläne fürchtet offenbar Europa, insbesondere der Hauptzahler Deutschland. Insofern war die Weigerung Schröders, für Krieg zu stimmen, auch ökonomisch richtig. Er unterbindet zumindest einmal den Anspruch der USA, daß wir uns an den Kosten beteiligen. Ob allerdings diese Haltung bei steigendem Druck der Amerikaner durchzuhalten ist, muß bezweifelt werden. Die Erpressungsmöglichkeiten der amerikanischen Hochfinanz, Industrie und Administration gegen Deutschland sind so vielfältig, daß sich eine deutsche Regierung eigentlich Ungehorsam gegenüber den Befehlen aus Washington nicht leisten kann.

Die Kriegskosten sind aber nur die eine Seite der Gesamtkosten. Wirtschaftlich geht es um mehr, nämlich um den Wiederaufbau dessen, was die US-Luftwaffe zuvor zerstört hat. Hierbei wird nach amerikanischen Vorstellungen den Deutschen die Hauptlast zukommen, zumal diese Zahlungen mit Humanität verbrämt werden können und nicht mit dem Makel der Kriegsführung belastet sind.

Politischer Gewinner des Krieges wird jedenfalls Israel sein, das seinen stärksten Feind auf fremde Kosten liquidiert bekommt. Ob aber auch die Amerikaner politische Sieger sein werden, ist zweifelhaft. Die Brutalität, mit der sie den Krieg gegen die Meinung der Welt erzwungen haben, wird ihren moralischen Stellenwert drastisch senken und könnte in eine Amerikafeindlichkeit der bisher neutralen Welt umschlagen.

Die Welt wird jedenfalls nach dem Krieg verändert sein. Ob dabei aber auch die Weltrezession beendet wird, bleibt fraglich, weil die Verschuldungs- und Geldmengenprobleme durch den Krieg nicht gelöst werden. Sie werden eher durch die Kriegsinflation noch verschärft. Es könnte deshalb sein, daß der nachfolgende Katzenjammer der Rezession den Kriegstigern im Pentagon als Fehlversuch zur Lösung innenpolitischer Probleme mit untauglichen Mitteln vorgeworfen wird. Eine Sonderkonjunktur der Rüstungsindustrie ist nämlich nur zu Kriegszeiten vertretbar, in Friedenszeiten hingegen eine unwirtschaftliche Zusatzlast. Selbst wenn die europäischen Satelliten und der Irak die Kriegskosten zahlen müssen, die Nachkriegsumstellung der amerikanischen Wirtschaft, die Verschuldung des Staates, der privaten Haushalte und der Industrie sind langfristige Strukturprobleme, deren Anpassungszwang ein kurzfristiger Krieg nicht aufhebt, sondern verschärft. Die innenpolitischen Probleme für Bush werden also durch den Krieg nicht gelöst, sondern nur prolongiert. Der Krieg wird sich innenpolitisch nicht gelohnt und außenpolitisch den moralischen Ruf der USA ruiniert haben. Andererseits besitzen die USA dann den stärksten Einfluß auf den größten Teil der Weltölmenge und schwingen sich somit zum bestimmenden Faktor über wirtschaftlichen Erfolg und Mißerfolg von Staaten und Volkswirtschaften in der Welt auf. Dies wäre der einzige Dauervorteil für die USA und ihre Hochfinanz.