29.03.2024

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29.03.03 / Ein Bericht des Vorsitzenden des Fördervereins Ordensburg Schaaken, Axel Doepner

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 29. März 2003


Begegnungszentrum geplant
Ein Bericht des Vorsitzenden des Fördervereins Ordensburg Schaaken, Axel Doepner

Der Förderverein Ordensburg Schaaken e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, den fortschreitenden Verfall der rund 24 Kilometer Luftlinie nordöstlich von Königsberg am Südufer des Kurischen Haffes gelegenen Burg zu stoppen und das historische Erscheinungsbild zu rekonstruieren. Darüber hinaus soll die wiederhergestellte Anlage zur Sicherung ihrer Zukunft einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden.

Die Ordensburg liegt erhöht auf einer Art Warft aus prussischer Zeit und ist, ähnlich wie eine Vielzahl von Gehöften am Niederrhein oder an der Westküste Schleswig-Holsteins, deutlich aus dem umliegenden, flachen Land herausgehoben.

Verkehrstechnisch ist Schaaken gut mit der Stadt Königsberg und deren Flughafen verbunden. Eine alte Landstraße führt zum rund sieben Kilometer westlich gelegenen Powunden, wo sich der heutige Flughafen des nördlichen Ostpreußens befindet. In Gegenrichtung verläuft diese Landstraße an der Burg vorbei und weiter südöstlich durch das Dorf Liska Schaaken, bis sie in Kirche Schaaken auf eine Querstraße stößt, die nach Süden zur Landstraße von Königsberg nach Labiau führt.

Doch nicht nur wegen ihrer guten verkehrstechnischen Anbindung scheint die Burg dazu prädestiniert, als deutsch-russisches Begegnungs-zentrum zu dienen. Als Denkmal läßt sie die Geschichte Ostpreußens von den Prussen über den Deutschen Orden, das Herzogtum und das spätere Königreich Preußen bis in die jüngste Vergangenheit mit all ihren Wechselbeziehungen zu den Nachbarn im Baltikum, in Polen und in Rußland wieder lebendig werden; ihre Lage auf dem Lande beim Haff und dennoch unweit von Königsberg und seinem Flughafen bietet die Möglichkeit, Geschichte und Gegenwart des Landes aus nächster Nähe und in Ruhe zu studieren. Die Räumlichkeiten der Burg müssen nur um ein Geringes erweitert werden, um ausreichend Platz für Seminar- und Schlafräume sowie eine Bibliothek zu bieten. Tagungen, wissenschaftliche Symposien und Jugendbegegnungen sollen Schaaken im besten europäischen Sinne zu einer Stätte des wissenschaftlichen und kulturellen Austausches zwischen Deutschen und Russen und anderen werden lassen und so das Bewußtsein um die Vergangenheit des Landes und seine zukünftigen Möglichkeiten stärken.

Zur Realisierung des Projektes gilt es zunächst, die noch vorhandene Bausubstanz zu erhalten und gegen Plünderungen und weiteren Verfall zu schützen. Dazu muß das noch bestehende Mauerwerk des Burghauses gegen Einsturz gesichert, der Rest des eingebrochenen Daches mit dem morschen Balkenwerk entfernt und das ganze Gelände von Schutt, Unrat und überwucherndem Pflanzenwerk gereinigt sowie mit einem Zaun umgeben werden. Als kleiner Anfang konnte mit ersten Spendengeldern eine Hinweistafel auf das "Denkmalschutzprojekt Burg Schaaken" angebracht werden.

Vordringlich müssen jetzt eine Bausicherungsaufnahme sowie ein Bewertungsgutachten durch fachkundige Architekten erstellt werden, die dann später die Grundlage für den endgültigen Gestaltungsentwurf und den zugehörigen Kostenvoranschlag bilden können.

Im Frühjahr 2002 hat der russische Architekt Juri Sabuga aus Königsberg im Auftrage des Fördervereins eine erste fachmännische Begutachtung der Bausub-stanz vorgenommen. Nach seinem Urteil ist der größte Teil noch stabil und verwendbar.

Auf mehreren landsmannschaftlichen Veranstaltungen einschließlich des Deutschlandtreffens in Leipzig im vergangenen Jahr hat der Förderverein sein Projekt vorgestellt und um Unterstützung gebeten. Dabei wurde klar - besonders in Leipzig -, daß die Vielzahl der Wiederaufbau- und Entwicklungsprojekte die Hilfe der Landsleute natürlich zerstückelt. Es wurde offenbar, daß sich wohl sehr viele Ostpreußen von der Maxime leiten lassen: "Warum sollen wir den Russen wieder aufbauen, was sie uns genommen und dann zerstört haben? Und selbst wenn wir uns dafür stark machten, sie würden ja doch wieder alles verkommen lassen!'"

So verständlich diese Einstellung auch ist, so ist sie doch unrichtig. Wenn wir die Heimat lieben, und nicht nur die Erinnerung daran, dann müssen wir für eine bessere Zukunft dort eintreten, müssen versuchen, das Erbe der Vorfahren dort für die Nachkommen zu erhalten. Die Bemühungen zum Wiederaufbau des Königsberger Domes, der Kirchen in Arnau, Friedland, Mühlhausen und anderswo können von tiefgreifender Wirkung sein, weil damit den heutigen Bewohnern bleibende, zur Nachahmung anreizende Beispiele gegeben werden. Es gibt eine steigende Anzahl von Menschen im Königsberger Gebiet, die erkannt haben, daß ihre bessere Zukunft davon abhängt, das deutsche, das besondere ostpreußische Erbe anzunehmen und wieder aufzubauen, so weit das noch geht. Und sie sind bereit, nach ihren Möglichkeiten daran zu arbeiten.

In diesem Zusammenhang ist auf Renovierung, Wiederaufbau und Ausbau des Landgestüts Georgenburg bei Insterburg zu verweisen. Im letzten Sommer konnte man diese Maßnahmen in voller Aktion bestaunen. Laut der Presse ist diese sinnvolle, zukunftsweisende Investition auf einen Bewohner Königsbergs namens Alexander Girsekorn zurückzuführen. Und es ist fast anzunehmen, daß bald auch das eigentliche Ordensschloß restauriert werden wird, um die Anlage für Pferdefreunde aus aller Welt zu vervollständigen.

Der Wiederaufbau der Ordensburg Schaaken als Begegnungsstätte ist eine noch sinnvollere Investition; jedenfalls dann, wenn es gelingt, das notwendige Kapital mehrheitlich in der Bundesrepublik Deutschland aufzubringen und dadurch die Gestaltung der Anlage und ihre spätere Nutzung entscheidend zu bestimmen. Es gibt heute in Königsberg Menschen, die sowohl bereit als auch fähig sind, an der Realisierung des Projekts mitzuarbeiten.

Foto: Hauptgebäude: Von der Südseite aus gesehen Foto: Doepner