20.04.2024

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05.04.03 / Leserbriefe

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 05. April 2003


Leserbriefe

Schröders Anti-Kriegshaltung nur Stimmungsmache

Betr.: Die Deutschen werden erwachsen (Folge 9)

Herr Ströhm baut eine Geschichte auf, die hinten und vorne nicht stimmt: Als Schröder gegen Ende des Wahlkampfes herausschrie: "Kein Krieg, kein deutscher Soldat ...!", da tat er das nicht als Friedensapostel oder aus einem schon lange in ihm brodelnden Antiamerikanismus heraus, er tat es, um eine drohende Niederlage abzuwenden. Er wollte die Stimmen der Mütter gewinnen und die grüne Wählerschaft mobilisieren. Und siehe da, er wurde Sieger, wenn auch nur knapp!

Alles andere hat sich erst nach der Wahl entwickelt: Aus einem Wahltrick wurde nachträglich eine Ideologie, eine Friedensmission gezimmert, ein Gegensatz zu den USA konstruiert, ja im Verlaufe sogar eine Achse (!) geschmiedet mit einem Frankreich, dessen neidbehafteter Antiamerikanismus historisch ist, und einem Rußland, das in Tsche-tschenien seinen Humanismus auslebt.

Niemand hatte von uns verlangt, auch nur eine Kompanie zum Kampf gegen Saddam zur Verfügung zu stellen; Überflugrechte, Spürpanzer, AWACS und Patriot-Raketen - das war's, das ergab sich schon aus den NATO-Verträgen. Hätte es im September 2002 wirklich Bedenken deutscherseits hinsichtlich der amerikanischen Irak-Politik gegeben, so hätte man das im Bündnis vortragen können; der Kanzler hätte Kontakt zu Busch aufnehmen, ihn notfalls in Wa- shington aufsuchen können. Nichts von alledem. Heute geht es schon nicht mehr um die - gar nicht angeforderten - deutschen Soldaten, man arbeitet fleißig gegen den Verbündeten und Freund, der uns noch vor gar nicht langer Zeit eine "partnership in leadership" angeboten hat.

Wen wundert's, daß die Amerikaner sauer reagieren? Der US-Verteidigungsminister ist kein Diplomat, ein polternder Typ. Sein Vergleich Deutschland mit Kuba oder Libyen war deplaziert. Er galt aber nicht dem deutschen Volk, sondern seiner derzeitigen Regierung. Wäre es anders, hätte Bushs Administration - Rumsfeld eingeschlossen - Frau Merkel nicht mit offenen Armen empfangen. Aber ungeschoren werden wir nicht davonkommen. Zu tief sitzt die Enttäuschung über Deutschland.

Jetzt ist die NATO, die uns im Falle des Falles verteidigen sollte, tief gespalten, vielleicht sogar inoperabel geworden, und eine in 50 Jahren gewachsene Freundschaft liegt in Trümmern - dank der unilateralen Entscheidung des deutschen Regierungschefs.

 Hans L. Waiblinger, Hardert

 

 

Es gibt keinen ersten unter Gleichen

Betr.: "Die Deutschen werden erwachsen" (Folge 9)

Der Artikel ist hervorragend. In allen Diskussionen im Fernsehen, Radio und den Zeitungen bemerkt man die Ängstlichkeit über die eventuellen Folgen eines souveränen Auftretens der Europäer und vor allem der Deutschen. Ich finde, daß es allerhöchste Zeit ist, daß die EU und natürlich auch Deutschland als wirkliche Partner in Richtung USA auftreten. Partnerschaft heißt aber ohne jede Einschränkung: es gibt keine "Führungsmacht", es gibt keinen "Ersten unter Gleichen" oder sonstwie geartete Vormachtstellungen oder Sonderrechte.

Deutschland hat endlich ehrlich, klar und deutlich seine Meinung gesagt, vordergründig gegen den völkerrechtswidrigen Krieg gegen das irakische Volk, eigentlich aber geht es um das Verhältnis zur USA. Die USA haben unbeherrscht in beleidigender und frecher Anmaßung reagiert, damit haben sie wieder einmal manifestiert, daß sie sowohl die EU als auch Deutschland als unmündige Bananenstaaten ansehen. Auf diese primitive Dialog-Ebene sollte sich unser Volk nicht herablassen. Ich kann nur hoffen, daß diese politische Linie weiter verfolgt wird, egal, wer künftig in die Regierung von Deutschland gewählt wird. 

Werner Pfennig, Neubrandenburg

 

 

Falscher General

Betr.: "Ehemaliges Hauptquartier" (Folge 10)

Ihr Autor schreibt, daß am 22. Juni 1941 aus dem "Mauerwald", dem Zentrum der Truppenführung, die Militäroperation "Barbarossa" durch den Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch zusammen mit dem Generalstabschef Franz Harder befohlen wurde. Das ist nicht ganz korrekt. Generalstabchef war nicht Franz Harder, sondern Generaloberst Halder. Ich verweise hierzu auf das Buch von Paul Carell "Unternehmen Barbarossa".

Walter Grubert, Hannover

 

 

Betr.: "Ehemaliges Hauptquartier " (Folge 10)

Ich war im September vorigen Jahres an Ort und Stelle des ehemaligen Kriegsquartiers des Oberkommandos des Heeres bei Steinort in Masuren. Die Bunker sind in unbeschädigtem Zustand und von Gehölz und Gestrüpp umgeben.

Horst Radeck, Braunschweig

Foto: Radeck

 

 

Betr. "Zwangsarbeiter-Schicksale" (Folge 50)

Ihr Artikel über Zwangsarbeiter-Schicksale hat auch bei mir, als Zwangsarbeiterin bei den Russen, einige Erinnerungen zurückgebracht.

Am 9. April 1945 wurde ich wie viele andere Frauen mit meinem damals neun Monate alten Kind im Kinderwagen aus dem Haus und anschließend etliche Tage über Landstraßen getrieben. Nach schlimmen Erlebnissen unterwegs als 24jährige Frau wurde ich mit zwei anderen Frauen aus dem Treck herausgenommen, von zwei Soldaten in ein ehemaliges Insthaus bei Geidlauken/Heiligen Hain, geführt, wo wir vorerst untergebracht wurden. Die Russen waren nicht unfreundlich und erklärten uns, daß wir für eine Einheit Wäsche zu waschen hätten. Die Angehörigen dieser Einheit waren anständig und bedrängten uns nicht. Sie gaben uns Milch und Brot für unsere Arbeit.

Inzwischen war der Krieg zu Ende, und im Juni zog diese Einheit ab. Als nun keine Uniformstücke mehr auf der Wiese vor dem Haus hingen, wurden wir von umherstreunenden Russen ständig belästigt, und daher beschlossen wir, dieses Haus, das uns bisher eine gewisse Sicherheit geboten hatte, zu verlassen und nach Königsberg zurückzukehren. Es wurde ein neuer Treck gebildet, aber anstatt nach Königsberg ging es in die entgegengesetzte Richtung. Alles zu Fuß, und ich mit einem sehr lädierten Kinderwagen, in dem meine inzwischen ein Jahr alte Moni saß. Der Treck, nur aus Frauen und Kindern bestehend, von bewaffneten Soldaten bewacht, landete schließlich nach einigen Tagen auf einer Kolchose, etwa zehn Kilometer von Insterburg entfernt. Die Kolchose wurde von sowjetischen Offizieren geführt, und unsere schwere und ungewohnte Arbeit wurde von bewaffneten Soldaten beaufsichtigt. Ihnen waren außerdem junge russische Frauen unterstellt.

Bei dem üblichen morgendlichen Antreten zur Arbeitsverteilung bekamen Nadja - eine Ukrainerin - und ich den Befehl, mit Pferd und Wagen zum Gurkenfeld zu fahren. Später hörten wir plötzlich auf der nahen Chaussee einen Lastwagen mit eher grölenden Soldaten vorbeifahren. Nadja lauschte, lächelte und sagte mit ganz verklärtem Gesicht: "Deitscher Soldat aber scheener singen." Ich fragte überrascht: "Woher weißt du das, Nadja?" "Na, ich war in Deitschland arbeiten!" Ich fragte, wo sie gearbeitet hätte. Und sie antwortete: "Keenichsberch, Flughafen." "Und wie war deine Arbeit?" fragte ich. "Gut, nicht leicht, aber guter Direktor, gut Essen und Geld."

Unser ganzer Lohn für die schwere Arbeit, von Sonnenaufgang bis Untergang, war folgender: Jeden zweiten Tag 400 Gramm nasses Brot, etwa 100 Gramm Mehl oder Graupen, zweimal in der Woche sollte es 150 Gramm Fisch geben, aber meistens bekamen wir eingesalzene Dorschköpfe, und einmal in der Woche einen Eßlöffel Zucker. Für die Kinder und die alten Frauen, die für die Feldarbeit nicht mehr einsatzfähig waren, gab es nichts. Unsere kleinen Kinder mußten nach und nach verhungern. Auch meine kleine Moni.

Ich glaube kaum, daß es den Fremdarbeiterinnen in Deutschland so ergangen ist. Wenn sie jetzt entschädigt werden mußten, dann sicher nicht für die Behandlung in Deutschland, sondern und vor allem bei den Russinnen für die schlechte Behandlung durch ihre Landsleute nach ihrer Heimkehr.

Daß ich für die fast vier Jahre keine Entschädigung erhalten habe, die auch bei meiner Rente nicht berücksichtigt wurden, wiegt nicht gar so schwer wie das weltweite Schweigen über die schlimmen Erlebnisse der deutschen Frauen, die wir über uns ergehen lassen mußten. Es reißt immer wieder vernarbte Wunden auf, wenn nur gegen die Deutschen aufgerechnet wird, aber über das, was uns widerfahren ist, wird grundsätzlich geschwiegen.

Charlotte Beck, Stuttgart

 

 

Warum erinnerte keiner an die Verbrechen Stalins?

Betr.: Stalin

Vor einem halben Jahrhundert, am 5. März 1953, starb Jossif Wissarionowitsch Dschugaschwilli, genannt Stalin, hinter dessen Maske eines altväterlich lächelnden Biedermanns sich einer der blutrünstigsten Despoten der Menschheitsgeschichte verbarg. Stalin, der Stählerne, war der Urheber und Organisator eines gnadenlosen Terrorregimes, das unterschiedslos und willkürlich ganze Bevölkerungsgruppen der Deportation, dem Hungertod oder der Erschießung überantwortete. In die zahllosen Konzentrationslager und Genick-schußkeller des NKWD gelangten unterschiedslos Arbeiter, Bauern, Adlige, Offiziere, Wissenschaftler, Ärzte und Altbolschewiken. Die inhaftierten Delinquenten unterschrieben die unsinnigsten, bereits vorformulierten Geständnisse und wurden in scheinlegalen Schauprozessen abgeurteilt. Vielfach teilten auch Familienangehörige ihr Schicksal. Solschenizyn schätzt die Opferzahlen von 1917-1991 auf etwa 60 Millionen, einige Quellen bleiben auch darunter.

Der Jahrestag von Stalins Tod hätte ein willkommener Anlaß sein können, die ungeheuren Verbrechen des "roten Zaren" und seiner skrupellosen Gehilfen einer breiten Öffentlichkeit bekanntzumachen. Daß dies so gut wie nie geschah, ist entlarvend für unsere selbsternannten "Volkspädagogen". Denn während man in unverminderter Heuchelei fortfährt, die Singularität der NS-Untaten zu betonen, wächst über den namenlosen Massengräbern des Stalinschen Terrors das Gras des Vergessens. 

Gerd Kresse, Schwülper

 

 

Verwöhnte Kinder

Betr.: "Reiche Jugend - arme Jugend" (Folge 3)

Sie schreiben, daß im Prinzip nichts gegen die Ausstattung von Jugendlichen mit viel Geld einzuwenden sei, so lange genügend Geld da sei. Dem widerspreche ich. Wenn eine Mutter bei jedem Laut ihres

Säuglings nachts aus dem Bett springt, wird sie dressiert und zieht sich einen Tyrannen heran.

Genauso ist es mit dem Geld. Wenn Kinder nicht lernen, auf etwas Gewünschtes zu verzichten oder wenigstens den Wunsch zurückzustellen und dafür zu arbeiten, werden sie später unbelastbar. Sehr gut ist es, wenn Kinder selber ihr Geld verdienen. Ernsthafte Arbeit muß es sein, bei der sie nicht überbezahlt aber auch nicht ausgenutzt werden und sie noch genügend Freizeit zum Jungsein haben. 

Norbert Martens, Hamburg

 

 

Amerikaner als Gesandte Gottes?

Betr.: "Jenseits von ,Gut' und ,Böse'" (Folge 7)

Propagandistisch werden Menschen in "Gut" und "Böse" eingeteilt, wie es gerade ins Konzept paßt. Einige möchten vielleicht sogar Gesandte Gottes spielen und sich fanatisch als Heilsbringer oder Weltverbesserer fühlen. Mir kommt das Ganze wie eine verkorkste Theateraufführung vor. Parallelen gibt es in der Geschichte genug. Die USA haben sich mit Diktatoren eingelassen und mit deren Hilfe andere Diktatoren bekämpft.

Eigene Erfahrungen haben uns gelehrt, was Verbrechen heißt. Das amerikanische Volk hingegen hat bis jetzt noch nie kollektive Schuld auf sich nehmen müssen.

Margot Mahner, Bremen