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12.04.03 / Deppensprache

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. April 2003


Michels Stammtisch:
Deppensprache

Wer künftig ein Arbeitsamt in Anspruch nehmen müsse, komme ohne ein Englisch/Deutsches Wörterbuch nicht aus, hieß es am Stammtisch im Deutschen Haus. Werde doch das Arbeitsamt zum "Job-Center", das die Besucher im "front-office" empfange. Das Gespräch mit dem Vermittler finde dann im "back office" statt. Dort werden nicht etwa kleine Brötchen gebacken, sondern über "Job-Activ" und "Profiling-Center" informiert. Mit ein bißchen Glück könne der Besucher dabei zum "Job-Floater" werden.

Das Wörterbuch muß auch anderswo gute Dienste leisten: Vom "Service-Point" der Bahn AG über die Päckchengrößen "small", "medium" und "large" der Post zu einem "shop", um ein "bike" zu kaufen. Zum "outfit" gehört es, mit Faltencreme "anti-aging"-Wirkung zu erzielen, damit man beim abendlichen "event" ein "highlight" erleben kann.

Der Stammtisch war sich einig: Jede Privatperson könne so dumm daher reden, wie sie will oder kann, ob die Leute das verstehen oder nicht. Der öffentliche Dienst habe jedoch die Pflicht, mit den Bürgern in der deutschen Muttersprache zu sprechen. Das gelte bis hin zu den Hundebesitzern. Es sei grotesk, daß der Hamburger Senat für die Bedürfnisse hanseatischer Hunde die "Dog Station" geschaffen hat und das Klo auf Bahnhöfen "McClean" heiße.

Die anglizistische Deppensprache nehme überhand, meinte der Stammtisch. Sie sei nicht mehr nur komisch, sondern werde zur Gefahr für das kulturelle Selbstverständnis. Genau zur rechten Zeit kam der arme Schuster Voigt zum Stammtisch, Als Hauptmann von Köpenick wollte er Trost spenden und sagte: "Und da hat nu schließlich der Mensch seine Muttersprache, und wenn er nichts mehr hat, dann hat er die immer noch". Der Stammtisch spürte bei diesen Worten, wie armselig die Deutschen sind, wenn sie sich selbst ihrer Sprache berauben.