Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 12. April 2003 |
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Vom Ostpreussenblatt zur PAZ Wie der Titel Preußische Allgemeine Zeitung geboren wurde von Ruth Geede Wenn wir heute zum letzten Mal den blauen Schriftzug "Das Ostpreußenblatt" als Haupttitel lesen, so bedeutet das keinen Abschied. Der würde mich als Mitarbeiterin der ersten Stunde unserer geliebten Heimatzeitung doch sehr schmerzen wie alle unsere Landsleute, die seit Anbeginn dabei waren oder im Laufe der Jahrzehnte hinzu kamen. Selbstverständlich bleibt der Titel erhalten in Kombination mit dem optisch dominierenden neuen Namen "Preußische Allgemeine Zeitung". Und daß der Inhalt sich nach wie vor und vielleicht noch stärker auf Ostpreußen als Wiege Preußens bezieht, ist ebenso selbstverständlich. Das haben bereits der Sprecher der LO, Wilhelm v. Gottberg, und Chefredakteur Hans-Jürgen Mahlitz auf den letzten Titelseiten hinreichend erklärt. Und Herr v. Gottberg wird dies in seinem Geleitwort zur ersten Ausgabe der "Preußischen Allgemeinen Zeitung" noch manifestieren. Warum ich heute zu dem neuen Titel Stellung nehmen will, hat seine Gründe. Denn ich bin sozusagen die Patin oder Initiatorin der "Preußischen Allgemeinen Zeitung", wie man es auch nennen könnte, jedenfalls Auslöserin des ersten Funkenfluges. Der kam bei einem Gespräch in der Redaktion, als das Thema "Preußen" auf das Tapet gebracht wurde. Schon lange war uns klar geworden, daß wir in Zukunft stärker als zuvor Ostpreußen als Urzelle Preußens und die für uns damit verbundene Verpflichtung hervorheben mußten. Vorschläge kamen auf und wurden verworfen - vielleicht war die Zeit auch noch nicht reif für eine solche Aktion, die bei manchen Landsleuten auf Unverständnis gestoßen wäre, wie behutsam geführte Vorgespräche ergaben. Mit dem "Ostpreußenblatt" kam ja in jeder Woche die Heimat auf den ersten Blick sichtbar in das Haus. Aber die Zeit schritt voran, die Argumente, die sich aus dem veränderten Leserkreis und dem dadurch erweiterten Aufgabenbereich ergaben, wurden immer gravierender. Ich selber bekam das sozusagen aus erster Hand mit den Leserbriefen für die "Ostpreußische Familie" auf den Tisch. Die an uns gerichteten Wünsche und Fragen kamen verstärkt von Nichtostpreußen - wenn sie sich auch zum großen Teil auf unsere Heimat bezogen -, aber auch Institutionen und Verbände leiteten die Anfragen, die sie nicht lösen konnten, an uns weiter. Hinzu kam das weltweite Anwachsen des Interessenkreises durch das Internet. Durch die rege Mitarbeit und das Engagement unserer Leserinnen und Leser hatte die "Ostpreußische Familie" einen solch guten Ruf bekommen, daß die sich immer breiter auffächernden Aufgaben die eines üblichen "Leserbriefkastens" weit übertrafen. Es waren zwei Briefe, die den Anstoß gaben, mich intensiver als zuvor mit einem möglichen Titelwechsel zu befassen. Der eine kam von einer Leserin aus Westpreußen, die fragte, ob sie auch einen Wunsch äußern dürfte, obgleich sie ja eigentlich keine Ostpreußin sei. Ich schrieb ihr, daß unsere Rubrik jedem Leser offenstünde. Und daß wir beide doch die gleichen Wurzeln hätten - schließlich erhielt Ostpreußen ja erst 1772 diesen Namen. Da wurde mir klar, daß man viel stärker und an sichtbarer Stelle auf die Geschichte Preußens eingehen müßte. Den zweiten Brief schrieb eine Mecklenburgerin, der unsere Ostpreußische Familie geholfen hatte, einen ehemaligen Verwundeten zu finden, den sie in den letzten Kriegstagen betreut hatte. Sie hatte nur gewußt, daß er "irgendwo" aus Ostpreußen stammte. Begeistert und dankbar über den unerwarteten Erfolg schrieb sie, daß sie geglaubt hätte, das "Ostpreußenblatt" sei ein kleines "Vereinsblättchen", und zeigte sich nun höchst erstaunt über Format und Inhalt unserer Wochenzeitung. Dies und noch viel mehr ging mir bei dem Gespräch in der Redaktion durch den Kopf, als wir eine mögliche Titeländerung erwogen. "Preußen" mußte sein! Ich dachte an mein erstes Gedicht, das in der "Königsberger Allgemeinen Zeitung" erschien, und auf einmal stand der Name "Preußische Allgemeine Zeitung" im Raum. Und da blieb er auch. Wir nehmen mit diesem Titel nicht nur die Verpflichtung auf, das preußische Erbe zu bewahren und zu stärken, sondern auch die kulturelle Tradition unserer Heimat lebendig zu halten. Und dazu gehört nun einmal das Zeitungswesen, das vor allem in Königsberg zu großer Bedeutung gelangte. Bereits drei Jahre, nachdem in Frankfurt die erste Zeitung erschienen war, wurde in Königsberg eine Zeitung herausgegeben, die in der damals einzigen Druckerei Preußens gedruckt wurde! Das war im Jahre 1618! Im Laufe der Jahrhunderte wurde Königsberg zu der bedeutendsten Zeitungsstadt des deutschen Ostens mit einer Fülle von Presseorganen, zu denen die "Königsberger Allgemeine Zeitung" als auflagenstärkste und einflußreichste Zeitung Ostpreußens gehörte, deren politische Bedeutung sich schon allein in der großen Berliner Redaktion zeigte. Aber auch die kulturelle: Welche deutsche Zeitung konnte schon eine Dichterin wie Agnes Miegel als ständige Mitarbeiterin verzeichnen? Solch eine Vergangenheit verpflichtet! Wir dokumentieren Wunsch und Willen zu dem erweiterten Aufgabengebiet mit dem neuen Haupttitel, der uns noch stärker an unsere Urheimat Preußen bindet, deren Keimzelle Ostpreußen ist und bleibt. Übrigens sei auch das noch gesagt: Die "Ostpreußische Familie" wird nicht umbenannt. Sie ist bereits eine Institution geworden und soll es bleiben. Aber mit der Anrede: "Lewe Landslied und Freunde unserer Ostpreußischen Familie" ist jeder angesprochen, der sich dazugehörig fühlt. Königsberg, Theaterstraße 12: Das Bild weckt Erinnerungen: Ich sehe mich wieder vor dieser Tür stehen, mein Blick gleitet an der imposanten Fassade hoch, liest "Königsberger Allgemeine Zeitung", und das Herz klopft bis zum Halse. Denn ich habe mein erstes Gedicht verfaßt, ein heiteres Poem von den beiden Fröschen, die in einen Schmandtopf fallen, wobei der Pessimist versinkt, der Optimist aber paddelt, bis er auf einem Haufen Butter sitzt. Ich will dieses Gereime der Redaktion anbieten, ein kühner Entschluß, wenn man erst 17 Jahre alt ist. Bis zur Redaktion dringe ich nicht vor, der Pförtner nimmt es mir endgültig ab - zum Weiterleiten. Ich denke: Na, das war's dann auch. Am nächsten Sonnabend die Überraschung: In der Wochenendausgabe steht mein Gedicht mit vollem Namen! Dann kamen noch ein netter Brief und drei Mark - mein erstes Honorar! Und der Beginn eines langen, langen Schriftstellerlebens - bis heute. Danke, liebe Königsberger Allgemeine Zeitung! Foto: Internationales Zeitungsmuseum der Stadt Aachen |