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19.04.03 / Die globalisierte Virus-Welt / Vor allem Asien leidet unter SARS

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 19. April 2003


Die globalisierte Virus-Welt / Vor allem Asien leidet unter SARS
von J. Liminski

Seuchen-Fieber hat in der Regel zwei Arten der Ausbreitung, eine biologische und eine psychologische. Beide Varianten sind derzeit beim Schweren Akuten Atemwegsyndrom (SARS - Severe Acute Respiratory Syndrome) zu beobachten. Die psychologische Seite dieses Fiebers findet ihren Niederschlag in den Medien.

Demnach bedroht die Seuche selbst die Weltkonjunktur, eine Annahme, die eigentlich nur den verwundern kann, der Banken und Börsen als Orte kühler Logik betrachtet. Sind sie nicht. Strategen und Analysten raten von Investitionen in Asien, insbesondere in Hongkong und Südchina ab. Die Produkte und Finanzen der Region spielen eine erhebliche Rolle auf den Weltmärkten. Die mediale Verbreitung solcher Einschätzungen kann zeitweise schon die Konjunktur, mithin die Wirtschaftsentwicklung beeinträchtigen. Die Ansteckung über die Medien ist schnell geschehen, vor allem in psychologisch labilen Ländern und Gesellschaften wie etwa der deutschen oder der japanischen. Die Flüge in die asiatischen Ferienparadiese wurden hierzulande jedenfalls massenweise storniert.

Die Fakten: Bis Mitte April hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gut 3.000 Fälle registriert, die meisten in China (1300) und Hongkong (1100). Rund 120 endeten tödlich, die Hälfte davon in China, weitere 35 in Hongkong. Singapur zählt 140 Fälle mit neun Toten. Todesfälle gab es sonst nur noch in Kanada (10), Vietnam (4), Thailand (2) und Malaysia (1). Ansonsten haben folgende Länder SARS-Krankheitsfälle zu behandeln: USA (166), Taiwan (23), Deutschland (6), Großbritannien (5), Frankreich (5), Japan (4), Italien (3) und weniger als drei die Länder Indonesien, Philippinen, Brasilien, Kuweit, Rumänien, Südafrika, Spanien, Schweiz. Die Erfassung der Krankheit ist der erste Schritt zur Eindämmung. Die WHO hat diesen Schritt so gut es ging gemeistert. Daß die chinesischen Behörden in alter kommunistischer Manier die Seuche erst verharmlosten, dann verheimlichten und schließlich als lokales Problem einstuften, ist nicht die Schuld der WHO, hat aber entscheidend dazu beigetragen, daß die Seuche sich überhaupt so schnell ausbreiten konnte.

Der zweite Schritt hat auch zwei Varianten. Zum einen muß die Seuche medizinisch eingedämmt werden. In asiatischen Städten läuft mittlerweile fast jeder mit einer Mundmaske herum. Hongkong will bei allen Flug-Passagieren vor dem Abflug Fieber messen lassen. Das wird ein logistisches Problem. Vom Chek Lap Kok - Flughafen starten pro Monat rund eine Million Menschen in alle Welt. Neben den praktischen und medizinischen Maßnahmen wird die Forschung vorangetrieben. Aber es wird noch etliche Monate dauern, bis man einen Impfstoff marktgerecht anbieten kann. Solange muß die globalisierte Welt mit dem Virus leben und einmal mehr die reale Erfahrung machen, daß der Mensch anfällig und seine Lebenszeit auf dieser Erde begrenzt ist. Es kann nicht schaden, gerade in diesen Tagen darüber nachzudenken. Für die Seele wäre es keine schlechte Medizin.