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19.04.03 / Leserbriefe

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 19. April 2003


Leserbriefe

Krieg der Koalition ist durchaus tolerabel

Betr.: "Treulose" Freunde - kritische Partner (Folge 12)

Die zahlreichen antiamerikanischen Beiträge, insbesondere in Leserbriefen fordern zu einer Stellungnahme heraus: Nato und EU haben aus "humanitären" Gründen und zur Wiederherstellung von Demokratie das souveräne Jugoslawien angegriffen, um Frieden zwischen den verfeindeten Ethnien und Religionsgruppen herzustellen. Wegen des befürchteten Vetos Rußlands wurde auf einen Uno-Sicherheitsbeschluß bewußt verzichtet; es wurden Wohngebiete mit Krankenhäusern und sogar die chinesische Botschaft bombardiert, wobei Verluste an Frauen, Kindern und Männern in Kauf genommen wurden. Noch heute befinden sich Besatzungstruppen dort, um den Frieden zu gewährleisten. Wo ist der Unterschied zum Handeln von USA, Großbritannien und den "Willigen"?

Nach Ansicht des britischen Kronanwalts Lord Goldsmith in Beantwortung der Anfrage des britischen Parlaments ist der Krieg gegen Irak auf Grund der Resolutionen 678, 687 und 1441, die gemäß Kapitel VII der Charta der Vereinten Nationen verabschiedet wurden (Die Welt, Nr. 67; 20. März 2003), möglich. Prof. Dr. U. K. Preuß, Jurist und Politologe an der FU Berlin, hält eine unilaterale humanitäre Intervention für durchaus tolerabel (Preuß, K.: Krieg, Verbrechen, Blasphemie. Wagenbach, Berlin 2002). Saddam Hussein konnte trotz des zunehmenden Drucks der USA und Großbritanniens sein Spiel mit den Uno-Untersuchern treiben, weil Chirac, Schröder und Fischer sowie Putin (und China?) seine "Karte" spielten, obwohl Putin seit Jahren, in letzter Zeit unwidersprochen, einen Vernichtungskrieg in Tschetschenien mit hohen Opfern an Zivilisten, insbesondere Frauen und Kindern führt. Jeder vernünftige Mensch ist gegen jeden Krieg, aber - es darf nicht mit unterschiedlichem Maß gemessen und geurteilt werden. Das sollten alle demonstrierenden pazifistischen "Gutmenschen" bedenken! 

Hans-Joachim Maurer, Bodolz

 

 

Den Krieg noch in den Knochen

Betr.: "Treulose" Freunde - kritische Partner (Folge 12)

"Verschwörung gegen den Frieden" und "Verbrechen gegen den Frieden" waren die Punkte 1 und 2 im Nürnberger Prozeß 1946 gegen die Deutschen. Sie wurden verurteilt zum "Tod durch den Strang". Richter waren damals Amerikaner, Engländer, Franzosen und Russen. Wer in dieser Welt hat sich heute gegen den Frieden verschworen und muß wegen "Verbrechen gegen den Frieden" verurteilt werden`? Nach dem Irakkrieg wollen Amerikaner und Engländer auch am Wiederaufbau verdienen, aber erst werden sie zerstören - wie damals in Deutschland - mit vielen unschuldigen Opfern, die nicht wieder lebendig wurden

Ich haben den Zweiten Weltkrieg noch in den Knochen. Arno Werner, Nützen

 

 

Unglaubwürdige Bundesregierung

Betr.: "Treulose" Freunde - kritische Partner (Folge 12)

Es ist beinahe spaßhaft, wenn man lesen muß, wie Deutsche die USA heute beurteilen und wie man versucht, Gründe für den dort herrschenden Antiamerikanismus zu finden. Dabei ist alles so einfach. Solange Deutschland Amerika zum Schutz brauchte, folgte es der Politik der USA mit Anhänglichkeit. Aber schon in den 60er Jahren machte sich eine starke Linksbewegung auf den Straßen Deutschlands bemerkbar.

Momentan braucht Deutschland nicht den Schutz Amerikas und die damaligen linken Straßenrevoluzzer tragen heute dreiteilige Anzüge und sitzen an den Hebeln der Bundesregierung. Warum also eine Freundschaft noch aufrecht erhalten, die keinen Nutzen mehr bringt und darüber hinaus eventuell noch Opfer erfordern könnte?

Wir sehen in Amerika immer wieder trotzdem großes Verständnis für Deutschland (im Gegensatz zu unserer Einstellung Frankreich gegenüber), das durch zwei Weltkriege dramatisch traumatisiert wurde. Man hätte noch mehr Verständnis gehabt, wenn Schröder uns nicht in beleidigender Weise etwas zu brutal zurückgestoßen hätte, als wir von einem Bundesgenossen nur moralischen Beistand erwarteten. Militärische Kriegsteilnahme im Irak war nicht einmal erfragt! Leider wird diese neue Einstellung zwischen Deutschland und Amerika zumindest solange eingefroren bleiben, bis man endlich in Deutschland nicht nur eine wirtschaftlich kompetente sondern auch amerikafreundliche Regierung wählt. Inzwischen wird Deutschland für seine heutige Fehlregierung auch in den USA teures Lehrgeld zahlen müssen! Die heutige Bundesregierung weint Krokodilstränen über einen noch nicht einmal bewiesenen "Bruch des Völkerrechts" durch die USA.

War es nicht auch eine deutsche Bundesregierung, die zwölf Millionen Heimatvertriebene des international verbrieften Rechts auf Heimat und Selbstbestimmung beraubte, indem sie über die ungefragten Stimmen dieser Leidtragenden hinweg die Annexion ihrer Heimat durch Russen, Polen und Tschechen illegalerweise anerkannte und somit "legalisierten"? Eine Regierung, die nicht einmal die Menschenrechte ihrer eigenen Bürger schützte, wird man kaum im Ausland in diesen Fragen Glauben schenken. Besonders wenn sie sich plötzlich gewisser eigener "Empfindsamkeiten gegenüber dem Völkerrecht" entsinnt und für die Rechte anderer Völker moralisch etwas zu hochtrabend einsetzt. 

Peter P. Haase, Boca Raton, Florida

 

 

Kriegsverbrechen

Betr.: "Reemtsma rudert zurück" (Folge 9)

Endlich mal eine Kommune, die Reemtsma in die Schranken verweist. Wenn es um Kriegsverbrechen geht, werden in der Öffentlichkeit fast immer nur Verbrechen von Angehörigen der Deutschen Wehrmacht vorangestellt. Verbrechen sind aber in allen Armeen und in allen Kriegen vorgekommen. Es hat den Anschein, daß die Wehrmacht, ja sogar eine ganze Kriegsgeneration und damit ein großer Teil unseres Volkes zu Verbrechern gestempelt werden soll. Doch dieses Thema ist größer und komplexer, es zum Gegenstand einseitiger Propaganda werden zu lassen. Kriegsverbrechen gibt es auch noch heute. Hinter dem Schlagwort "Kampf gegen den Terror" wird in diesen Tagen hingenommen, was mit moralisierender Attitüde den Großvätern vorgeworfen wird. 

Heinrich Banse, Haselhorst

 

 

Die Ehre der Nation

Betr.: "Die Deutschen werden erwachsen" (Folge 9)

Die meisten Deutschen sind mit der Kriegspolitik der USA nicht einverstanden, gehen auf die Straße und demonstrieren gegen den Irak-Krieg und für den Frieden. Einige erinnern uns nun daran, daß wir den USA dankbar zu sein hätten, denn sie waren es, die uns vom Nazi-Terror befreiten, uns in der Nachkriegszeit auf die Beine halfen und den Weg zu Wohlstand und Demokratie ebneten. Nicht erinnert wird daran, daß dies alles mit Humanität überhaupt nichts zu tun hatte, sondern damit, daß die USA ganz andere Ziele verfolgten. Nach beinahe sechs Jahrzehnten sollte es doch wohl an der Zeit sein, mit dem "Dankbarkeitsgelabere" endlich Schluß zu machen. Wer glaubwürdig sein will, der sollte auch an die zahlreichen Verbrechen der Amerikaner erinnern, die sich an internationale Abkommen nicht hielten, und heute auch nicht halten. Mehr Rückgrat sollten wir schon zeigen im Bewußtsein der Worte eines Friedrich Schiller: "Nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr ,alles' setzt an ihre Ehre!" Friedrich Kurreck, Offenbach/M.

 

 

Lange Kriege mit den Türken

Betr.: "Wo Europa endet" (Folge 3)

Viele Stimmen werden über die Eingliederung der Türkei in die EU verbreitet, in keiner wird jedoch auf die geschichtliche Vergangenheit hingewiesen.

Im Jahre 1354 haben die Osmanen die Dardanellen überschritten. Erwähnt sei der Kampf gegen die Serben auf dem Amselfeld im Jahre 1389. In den Jahren 1529 und 1683 sind sie vor den Toren von Wien erschienen mit der Absicht, die Stadt zu erobern. Erinnert sei auch an die Heldentaten von Prinz Eugen bei Belgrad.

Im Jahre 1915 sind auch noch Kämpfe um Bulgarien zu verzeichnen. Somit sind mehr als fünf Jahrhunderte lang Auseinandersetzungen mit den Türken ausgetragen worden. Als Folge dieser langen Zeit der Fremdbesetzung sind nunmehr auf dem Balkan germanische, slawische und osmanische Volksstämme vertreten. Infolgedessen sind dort auch deren drei Sprachen anzutreffen und somit auch die katholische, die orthodoxe, aber auch die muselmanische, also drei Religionen verbreitet. Das sind natürlich recht große kulturelle Gegensätze, die im Laufe der Zeit zu erheblichen sprachlichen, religiösen, aber auch politischen Gegensätzen geführt haben, die schließlich in einem Bürgerkrieg endeten.

Fremde Mächte haben auf dem Balkan eingreifen und die Ordnung wieder herstellen müssen. Heute sind noch fremde, auch deutsche Soldaten dort eingesetzt, um die Gemüter zwischen ihren Ruinen wieder zu beruhigen. Mit einer Aufnahme der Türkei in die Europäische Union ist für ganz Europa eine ähnliche Entwicklung keineswegs auszuschließen. 

Erich Linnenkohl, Duisburg

 

 

Freude an den "alten" Skudden

Betr.: "Von wolligen Ostpreußen" (Folge 8)

Über den eindrucksvollen und hochinteressanten Beitrag "Wollige Ostpreußen" habe ich mich sehr gefreut.

Als Herdbuchzüchter Ostpreußischer Skudden habe ich mich vor Jahren dem bundesweit tätigen Zuchtverband für Ostpreußische Skudden und Rauhwollige Pommersche Landschafe e. V. angeschlossen, der als einziger sich länderübergreifend für die ältesten deutschen Landschafsrassen einsetzt und ein eigenes Herdbuch führt. Weniger als 200 rassetypische Skudden konnten mit Kriegsende aus Ostpreußen gerettet werden. Sie wurden mitgeführt von Frauen, Kindern und Greisen auf Schlitten und Wagen oder liefen neben Kinderwagen oder Fahrrädern her. Als lebendige Wärmflasche dienten Skuddenlämmer Kindern, Kranken und Alten auf den Vertreibungstrecks. Auch danach ging es in der Zerstreuung vordringlich nur um Unterkunft, Durchkommen und um die Suche nach einander. Wer dachte in solcher Zeit schon an Erhaltungszucht?

Der Bezug von Menschen zu diesen "wolligen Ostpreußen" erreichte es dennoch. Heimatvertriebene Landsleute brachten - damals noch ohne Auto - auf den unmöglichsten Wegen einzelne Tiere zum nächsten geeigneten Bock und versicherten einander, die erhofften Lämmer möglichst entsprechend weiterzugeben. Solche Halter und Züchter begründeten diesen Verband und erreichten seine Anerkennung durch alle Bundesländer nach geltendem Tierzuchtgesetz. Die anerkennenswerte Leistung dieser Menschen sicherte die genetische Stabilität der beiden alten ostdeutschen Landschafrassen.

Die ganzjährig im Freien gehaltenen ostpreußischen Skudden bereichern - wie mir diese Rasse haltende Freunde versichern - nicht nur durch ihre äußere Erscheinung, ihre wache Wahrnehmung und ihr Verhältnis zum Menschen. In der Landschaftspflege sind sie unübertroffen und ihre wohltuende Natürlichkeit vermitteln nicht zuletzt auch die aus ihren Wollen gewebten wertvollen Tuche und Decken. Die Selbsthilfe Weitsichtiger hat - ohne irgendwelche Beihilfen und staatliche Unterstützung - heutige und zukünftige Bestände von Ostpreußischen Skudden und Rauhwolligen Pommerschen Landschafen zustande gebracht.

Interessierten Lesern kann ich nur empfehlen, sich als Fördermitglied, Züchter oder Halter für diese liebenswerten wolligen Ostpreußen und für eine Mitgliedschaft in diesem Zuchtverband mit eigener Herdbuchführung zu entscheiden. Und wer Hinweise auf Fotos als Zeitdokumente von im Treck mitgeführten oder noch in der Heimat gehaltenen Skudden geben kann, hilft ebenfalls sehr.

Bei der Redaktion des Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung bedanke ich mich für diesen eingehenden Beitrag. Den langjährigen Lesern Ihrer Zeitung in unserer Familie haben sie mit diesem Beitrag eine besondere Freude gemacht. 

Jürgen Tönnesen, Goch-Nierswalde

Prinz Eugen: Der Sohn eines französichen Prinzen aus dem Hause von Savoyen-Carignan galt zu seiner Zeit als der fähigste Feldherr. Er schlug die Türken vor Wien und entschied den Türkenkrieg 1716 mit der Einnahme Belgrads. Foto: Archiv

Josef Fischer: Die Bundesregierung vertritt mit ihrem Außenminister Josef Fischer seit Beginn des Irak-Konfliktes eine den Krieg ablehnende Haltung. Auch in den Gremien, in denen Deutschland bisher bestens mit den USA zusammengearbeitet hat, fehlt heute die alte Vertrauensbasis. Foto: SB-Media