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26.04.03 / Gedanken zur Zeit: Die guten alten DM-Zeiten ...

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. April 2003


Gedanken zur Zeit: Die guten alten DM-Zeiten ...
von Lienhart Schmidt

Kürzlich wurden wieder statistische Daten verbreitet, man höre und staune, im vergangenen Jahr liegt der durchschnittliche Preisanstieg nur bei 1,8 Prozent. Da würde schon mal interessieren, was da wohl für Produkte, Dienstleistungen etc. erfaßt worden sind. Für Otto Normalverbraucher bewegt sich die 2002 gemachte Erfahrung eher in zweistelligen Zuwachsraten.

Schauen wir kurz in selige DM-Zeiten zurück: Da kostete ein (Freiland-)Ei so zwischen 25 und 30 Pfennig, heute liegt der Preis in der Regel bei denselben Beträgen, nur daß es sich nun um Euro-Cents handelt. Nach Adam Riese ist das eine Verdoppelung. Ins Restaurant darf man sich als Bezieher von Durchschnittseinkommen oder Renten kaum noch wagen. Nicht, daß überall die "DM" in "Euro" bei sonst unveränderten Zahlen ausgetauscht wurden. Aber nicht selten kann man nur zum selben Preis wie früher speisen, wenn man Vor- und Nachtisch wegläßt.

Öffentliche Verkehrsmittel haben sich bei Erhöhungen kaum an die amtlich ermittelten 1,8 Prozent gehalten. Und wenn wir uns die neuen Bahntarife anschauen, dann muß man - falls man nicht zu den wenigen gehört, die den kleinen Prozentsatz der angebotenen Billigplätze unter Einhaltung der diversen Auflagen wirklich nutzen können - schon flott etwas zulegen, um mit dem vorigen Tarif vergleichbare Leistungen zu erhalten. Und ob dann noch ein Sitzplatz frei ist oder die Anschlußzüge nicht verpaßt werden, weil technische Störungen in unserem so genannten "Hightech"-Zeitalter einfach dazugehören? Auch bei so manchem Gasthof ist es mit 1,8 Prozent Preisanstieg bei weitem nicht getan, man muß halt mit der Zeit gehen, es wird ja auch sonst alles immer teurer.

Man spricht neuerdings viel von der "Ich-AG". Abgesehen davon, daß es sich hier um ein scheußliches Wortungetüm handelt, das im Zusammenhang mit der Förderung von Unternehmen, die nur aus einer Person bestehen, in Umlauf kam, könnte dieses Unwort nolens volens zum Ausdruck für eine Gewohnheit werden, die sich bei Einzelpersonen, Unternehmen und Behörden wachsender Beliebtheit erfreut: "Preise rauf, Leistung runter". Glücklicherweise gibt es noch eine Menge erfreulicher Ausnahmen von dieser äußerst kurz gedachten Verhaltensweise, aber böse Beispiele verderben rasch die guten Sitten.

Es ginge natürlich auch andersherum. Wenn "die da oben" mit gutem Beispiel vorangingen beim Dämpfen des Kostenanstiegs, dann hätten sie wenigstens auf die letzte Rate der Ökosteuer verzichtet und so an der Tankstelle für viele Millionen Verbraucher einen Teilausgleich für die Preis-Spielchen der Benzinproduzenten geschaffen. Deren monopolähnliche Stellung wird vom Kartellamt zwar gelegentlich gerügt, doch falls tiefergehende Recherchen wirklich erfolgen, bleiben die Resultate schleierhaft. Wahrscheinlich wird sich der Benzinpreis erst dann wieder auf einem erträglichen, das heißt erheblich niedrigeren Maß als heute - der Liter Milch kostet weit weniger als ein Liter Benzin - einpendeln, wenn die meisten Familien in Deutschland sich wegen der allgemeinen Kostensteigerungen den Zweitwagen nicht mehr leisten können und die Verkaufsziffern des mit allen davon abhängigen Berufszweigen größten Arbeitgebers in Deutschland, der Kraftfahrzeugindustrie, drastisch absinken.

Und was die übrigen überhöhten Preissteigerungen angeht, da wird die Monat für Monat stärker ins Bewußtsein dringende Ebbe in der Kasse der Normalverbraucher die Nutzung der jeweils billigsten Anbieter von Produkten des täglichen Bedarfs kräftig fördern und mit dem Verzicht auf Entbehrliches die ausgeflippten Hochpreisler zur Vernunft bringen.