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© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. April 2003 |
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"Verschwunden - wie die Awaren" In der katholischen Slowakei ist eine überwiegende Mehrheit für den EU-Beitritt von Karl P. Gerigk Eingang in die Geschichtsschreibung findet das Gebiet an den Karpaten im 9. Jahrhundert: "Verschwunden wie die Awaren", sagt der Volksmund noch heute über die heidnischen Stämme, die im 9. Jahrhundert durch Karl den Großen auf dem Gebiet der jetzigen Slowakei vernichtend geschlagen wurden, über jene, die sich der Zivilisierung durch die fränkische und christliche Majestät widersetzten. Die Franken bildeten zu jener Zeit ein europäisches Reich bis an die Karparten und missionierten. Und so siedeln später slawische, aber christianisierte Stämme in der wald-reichen Region zwischen Westkarpaten, Kleinen Karpaten und Weißen Karpaten. Die Landschaft in der Slowakei ist geprägt durch einzelne Gebirgszüge und Bergmassive. Die höchste Erhebung in der Hohen Tatra ist die Gelsdorfer Spitze mit 2.655 Metern. Darunter liegen die Niedere Tatra und das slowakische Erzgebirge. Die Bevölkerung ist heute zu 60 Prozent römisch-katholisch. Daneben existieren die nationale orthodoxe Kirche sowie verschiedene andere christliche Kirchen, unter anderem die nach byzantinischem Ritus oder protestantische Gemeinden. Es gelingt den Slowaken nur in der Anfangszeit ihrer Geschichte, selbständige Fürstentümer zu entwickeln. Schon ab dem Jahr 906 standen die Slowaken unter magyarischer Herrschaft, was auch eine völkische Mischung zur Folge hatte. Diese ungarische Vorherrschaft dauerte bis 1918. Die nationalen Erhebungsversuche der slowakischen Bevölkerung im 19. Jahrhundert scheiterten an der österreichisch-ungarischen Pression. Nach dem Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn betrieb die Verwaltung eine konsequente Magyarisierungspolitik. Aus diesem Grunde erwies sich seinerzeit eine Union mit den Tschechen als möglicher Weg zu mehr Freiheit. 1919 wurde so im Vertrag von St. Germain, nach der Niederlage des Deutschen Reiches und dem Zerfall der Donaumonarchie, der Zusammenschluß zur Tschechoslowakei besiegelt. Schon bald jedoch bildet sich wegen nicht eingehaltener Zusagen seitens der Regierung in Prag eine slowakische Opposition unter Josef Tiso. Mit Unterstützung Deutschlands erklärt die Slowakei 1939 ihre Unabhängigkeit. Nach der Besetzung durch die Sowjetunion wird die Slowakei 1948 wieder Teil der kommunistisch regierten Tschechoslowakei. Langsam erringt sie jedoch wieder ihre Freiheit, erst Teilautonomie, als Sozialistische Republik Slowakei 1968, und 1990 erfolgt die Umwandlung in eine föderative Republik innerhalb der Tschechoslowakei. Durch die Wahlsiege der nach Unabhängigkeit strebenden "Bewegung für eine Demokratische Slowakei" unter Meciar erlangte die Slowakei nach der Auflösung der CFSR im Jahr 1993 ihre Unabhängigkeit und wurde auch durch Deutschland anerkannt. Die deutsch-slowakischen Beziehungen sind traditionell gut. Auf allen Ebenen, von der Kommunal- bis zur Bundesebene, gibt es gute und funktionierende Kontakte. Eine spezielle ethnische Brücke bilden die Karpatendeutschen sowie 30.000 slowakische Emigranten in Deutschland, die nach 1968 einreisten. Unter den Ländern Mittel- und Osteuropas ist die Slowakei für Deutschland der viertgrößte Handelspartner. Bei den Importen aus der Slowakei liegt Deutschland vor der Tschechischen Republik an erster Stelle. Die wichtigsten Ausfuhrgüter der Slowakei sind Fahrzeuge, Maschinen und Anlagen. Auch bei den Exporten in die Slowakei liegt Deutschland an erster Stelle vor der Tschechischen Republik. Deutschland ist der größte ausländische Investor, gefolgt von den Niederlanden und Österreich. Die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und der Slowakei sind durch ein Abkommen vom 1. Juni 1997 geregelt. Es existiert ein Goethe-Institut in Preßburg. Schwerpunkt deutscher Kulturarbeit in der Slowakei ist die Förderung der deutschen Sprache. Es gibt derzeit 4.000 Deutschlehrer an slowakischen Schulen, an denen etwa 350.000 Schüler Deutsch lernen. Die Bundesregierung unterstützt zudem die Arbeit der karpatendeutschen Minderheit, die derzeit 5.000 Menschen umfaßt. Die Integration in das EU-Europa ist hohes außenpolitisches Ziel der Slowakei schon seit ihrer Unabhängigkeit gewesen. Es waren Demokratiedefizite unter der Regierung Meciar, die zunächst Beitrittsverhandlungen mit der EU unmöglich machten als auch das Verhältnis zu den slawischen Nachbarn wie Polen, Tschechien und auch den Ungarn erschwerten. Erst nach dem Regierungswechsel zu Dzurinda haben sich die Beziehungen wieder normalisiert. Auch mit Tschechien konnten die letzten Vermögensfragen geregelt werden. Der Vertragskontext, der die Staaten Polen, Ungarn, Tschechien und die Slowakei verbindet, nützte Preßburg, um bei der Integration der Länder in die NATO und EU Schritt zu halten. Dieser Beitritt zur EU wird von 70 Prozent der Bevölkerung befürwortet, ein Beitritt zur EU entspricht damit dem Wunsch, ein Teil des Europäischen Hauses zu werden. Preßburg: Das Rathaus in der Haupstadt gehört seit der Loslösung von Prag zu den Symbolen der Freiheit für die Slowaken. Foto: ap |