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© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 26. April 2003 |
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Ein bekehrter König Liebespaare der Kulturgeschichte: David und Bathseba von Esther Knorr-Anders Durch die Geschichte der Menschheit zieht sich als Schicksalsgarn "Sex and Crime". Kaum hatte die Schöpfung die ersten Aufrechtgänger hervorgebracht, gerieten sie sich in die Haare, raubten, betrogen, logen, mordeten, machten die Erde zur Hölle. Viele Schriften der Völker überlieferten Verbrechensgeschehnisse, deren Antriebsfeder Sex war. So auch das Alte Testament mit dem Musterbeispiel "David und Bathseba". David, aus dem Stamme Juda, schon als Knabe legendär berühmt durch die Tötung des Riesen Goliath, machte als gewählter König etwa 1000 bis 960 v. Chr.) Israel für lange Zeit zum führenden Staat, mit der Hauptstadt Jerusalem. Sein Reich weitete sich von der Nordspitze des Roten Meeres und den Grenzen Ägyptens bis nach Damaskus in Syrien. David schätzte Macht, Prunk und abwechslungsreichen Sex. Legitime Kinder hatte er von seinen beiden Ehefrauen und den Damen seines Harems. Diese "Vielweiberei" mißfiel seinen jüdischen Glaubensgenossen aus Gründen ihrer Religiosität. Als Despot, der er war - und als funktionstüchtiger Erotiker - nahm David Ausnahmerechte für sich in Anspruch: er liebte die, die sein Begehren erregten. In einer schwülheißen Nacht wanderte er auf dem Flachdach des Palastes umher. Er blickte in die Tiefe, ins Gartenbad eines Hauses. Eine Frau entkleidete sich, stieg ins Wasser - "und das Weib war sehr schöner Gestalt". Sie hieß Bathseba und war die Frau Urias, eines Hauptmannes Davids, der fernab bei seiner Truppe gegen die aufständischen Ammoniter kämpfte. David schickte einen Boten zu Bathseba mit der Bitte, unverzüglich zu ihm zu kommen. Was heißt Bitte? Es war ein Herrscherbefehl - und Bathseba ging. Gegen Morgen verließ sie Davids Lager. Sie hatte Ehebruch begangen, für sie eine verabscheuungswürdige Verunreinigung ihrer selbst. Nicht so für David; seiner Selbstherrlichkeit entsprechend hatte er lediglich einer Gewohnheit nachgegeben und eine reizvolle Frau ins Bett gerufen. Erst als Bathseba ihm mitteilte, daß sie schwanger sei, sah er sich zum Handeln gezwungen. Ein Kind einer verheirateten Frau, Gattin eines ihm untertanen Offiziers, war dem König David unerwünscht. Kurzerhand schrieb er an den Feldherrn Joab, er möge ihm Uria senden mit Nachrichten über die Truppen. Uria erschien - und David dankte ihm mit einer Überraschung: Uria sollte nicht gleich ins Kriegsgebiet zurückkehren, sondern mit seiner Frau eine erholsame Nacht verbringen - und als Vater des Kindes gelten. Zum ersten Mal erlebte David für ihn Unverständliches. Uria nächtigt nicht bei Bathseba; er schläft im kargen Raum der Palastwache. Er will keine Vergünstigung; er ist Soldat, denkt an seine Frontkameraden, die im Augenblick im Kampf getötet werden könnten. David - er kann nicht anders - hält Uria für den letzten Tölpel. Ist dieser Mann denn noch zu retten? Ist er keinem vernünftigen, gut gemeinten Angebot zugänglich? An diesem Punkt rückt die Schicksalsgeschichte kurzfristig ins Grotesk-Humoristische. David versucht es noch einmal. Eine weitere Nacht billigt er Uria zu. Vorher lädt er ihn zu sich, beköstigt ihn königlich mit reichlich Wein. Der Wein wird es schaffen, ist sich David sicher. Doch nichts dergleichen. Uria läßt sich das Mahl munden - und schläft wiederum auf der Pritsche im Wachraum. Jetzt muß gehandelt werden. Der "Uriasbrief", der weltweit bekannte Mordauftrag, wird verfaßt. Die Botschaft, die Uria dem Kommandanten Joab überbringt, enthält sein eigenes Todesurteil. David schrieb: "Stellet Uria an den Streit, da er am härtesten ist, und wendet euch hinter ihm ab, daß er erschlagen werde und sterbe." Und so geschah es. Joab ließ David die Nachricht zukommen, daß der Offizier Uria heldenhaft im Einzelkampf gegen eine Vielzahl ammonitischer Soldaten gefallen sei. Davids kühle Reaktion: "Das Schwert frißt jetzt diesen, jetzt jenen." Vielleicht war Bathseba über Urias Tod erleichtert, entband er sie doch von einem späteren Bekenntnis ihrer Verfehlung. Vielleicht! Wir wissen es nicht. Die Alte Schrift schildert nur den reinen Sachverhalt, keine seelischen Empfindungen; uns bleibt lediglich der Versuch, sie zu erspüren. Wir erfahren auch nicht, was David bewog, die Witwe Bathseba zu sich zu holen, ihr im Palast ein Zuhause zu bieten. Der von ihr geborene Sohn wird erkranken und am siebten Tag sterben. Der Prophet Nathan trat ins Geschehen. Er, der die Wahrheit um Schuld und Verstrickung erahnte, wenn nicht gar kraft Menschenkenntnis erriet, erzählte David die Schurkerei eines machtvollen, reichen Mannes, der einen anderen Mann seines kostbaren Gutes beraubt, das ist ein von ihm behütetes Lamm. Der Reiche läßt das Lamm um eines lustvollen Gastmahls willen töten. "Der Mann ist des Todes", empörte sich David. Ruhig erwiderte Nathan: "Du bist der Mann." David schwieg - dann gesteht er den Ehebruch und Mordbefehl, und weil er sich zu der Tat bekennt, wird Nathan ihm im Namen "des Herrn, des Gottes Israels" Vergebung zusichern. Und weiter? David erhob Bathseba zur Königin. Schuldbegleichung oder Liebe? Mutmaßlich sowohl als auch. Als Königin, nicht mehr eine unter vielen Frauen Davids, gebar sie einen zweiten Sohn, David gab ihm den Namen Salomo, "der Friedliche", und setzte ihn zum alleinigen Thronerben ein. Er wurde der berühmteste König, Richter und Prediger, den die jüdische alttestamentliche Geschichte kennt. n Die Königsberger Autorin Es-ther Knorr-Anders hat einmal die Geschichten von Liebespaaren aufgeschrieben, die die Welt bewegten, sei es in der Wirklichkeit, sei es in der Literatur. In lockerer Folge werden wir einige dieser spannenden oder zu Herzen gehenden Schicksale veröffentlichen. Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553): David und Bathseba, Foto: Kunstsammlungen Weimar |