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10.05.03 / Neuer ÖL-Multi / Fusion in Russland

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 10. Mai 2003


Neuer ÖL-Multi / Fusion in Russland

Als "Geschäft des Jahrhunderts" bezeichneten russische Medien die kürzlich beschlossene Elefantenhochzeit der beiden Ölkonzerne "Jukos" und "Sibneft", die schon einmal im Jahr 1998 geplant war, aber daran scheiterte, daß die Vorstände sich über die Bedingungen nicht einig werden konnten.

Durch die aktuelle Fusion der unangefochtenen Nummer eins des russischen Ölgeschäfts mit dem sechstgrößten Konzern wird Rußlands Wirtschaft insgesamt bessere Chancen auf dem Weltmarkt vorausgesagt: Für Kreditaufnahmen bei ausländischen Banken wird sie sich besser darstellen lassen, viele Investitionen werden in Zukunft eher realisiert werden können.

Der bisherige Konzern "Jukos" wird vom reichsten Mann Rußlands, Michail Chodorkowskij, 41, geleitet, der Schätzungen zufolge acht Milliarden Dollar sein eigen nennt. Milliardär Chodorkowskij erlebte als neuer Russe eine typische Oligarchenkarriere. In Zeiten von "Glasnost" und "Perestroika" noch Chemiestudent in Moskau und Mitglied bei den Komsomolzen, verdiente er schon sein Geld mit dem Import von Computern. Anfang der neunziger Jahre, als in Moskau neue Banken wie Pilze aus dem Boden schossen, gründete er die Bank Menatep und ersteigerte 1995 45 Prozent der Anteile am Ölkonzern Jukos, den er bald auf 78 Prozent aufstockte. Nach der Entwertung des Rubels 1998 mußte seine Bank Konkurs anmelden, und Chodorkowskij konzentrierte sich fortan auf das Ölgeschäft.

Er wird auch dem neu gegründeten Konzern "Jukos-Sibneft", gemeinsam mit Sibneft-Präsident Jewgenij Schwidler, vorstehen. Jukos- Sibneft fördert täglich 2,3 Millionen Barrel Erdöl und steht damit für 29 Prozent der russischen Erdölproduktion. In diesem Jahr wird der Ölmagnat 70 Millionen Tonnen exportieren. Daneben verfügt der Konzern über sechs erdölverarbeitende Betriebe und 2.500 Tankstellen.

Mit der Übernahme von Sibneft hält Chodorkowskij - ebenso wie viele Politiker, die um ihren Einfluß fürchten - die Gefahr der Übernahme durch ausländische Ölkonzerne für gebannt. Die Besorgnis vor einem Ausverkauf der russischen Ölwirtschaft verbreitete sich Anfang des Jahres, als BP 50 Prozent der Anteile der Tjumener Ölgesellschaft TNK aufkaufte. Analysten zufolge könnte der neu gegründete Konzern Jukos-Sibneft schon bald zu den zehn größten Ölgesellschaften der Welt zählen. MRK