Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 10. Mai 2003 |
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"... nur unter meinen Augen" Die alten Preußen und ihre Könige hatten so manche Eigenart / Anekdoten von Uwe Greve Friedrich Wilhelm I. (1688 bis 1740), der Soldatenkönig, hatte eine Abneigung gegen Universitäten und Bücher. Selbst der Königlichen Bibliothek strich er die Zuschüsse. Daß die Universitäten noch solche erhielten, war dem Friedrich Wilhelm I. allein einleuchtenden Argumenten zu verdanken, daß an ihnen auch die Feldärzte ausgebildet wurden. Sein Sohn Friedrich II. (1712 bis 1786), später der Große genannt, war das krasse Gegenteil seines Vaters. Die geistige Welt interessierte ihn über alle Maßen. Klammheimlich legte er sich eine beachtliche Bibliothek zu, die schließlich rund 3.000 Bände umfaßte. Neben Wörterbüchern, Grammatiken, Lehrbüchern der Poetik, Rhetorik und Konversation befanden sich darunter jede Menge historische Schriften, zum Beispiel über griechische, römische, englische, spanische, schwedische, insbesondere jedoch französische Geschichte. Kunst und Musik waren ebenso vertreten wie Philosophie und Literatur. Über die Geschichte Brandenburgs war nur ein einziges Buch in dieser heimlich geführten Bibliothek - und auch dieses, wie beinahe alle anderen, in französischer Sprache. Zur deutschen Sprache versuchte der große König erst am Ende seines Lebens zu einem positiven Verhältnis zu gelangen. Seine Bücher mußte der junge Friedrich vor den Augen seines Vaters konsequent fernhalten. Er versteckte sie in einem Haus in der Nähe des Schlosses. Wann immer er sich den kronprinzlichen Pflichten entziehen konnte, zog er sich zu seinen Buchschätzen zurück. 1727 fertigte er selbst einen Katalog seiner Bücher an. Die umsichtige Zusammensetzung der Bibliothek läßt auf einen erfahrenen Geist schließen. Sein Lehrer Jacques Egide Duhan de Jandun war es, der ihn bei der Auswahl der Titel und der Beschaffung der Bücher fachmännisch beriet. Keine Buchzensur in Preußen "Gazetten, wenn sie interessant sein sollen, dürfen nicht genieret werden", heißt es in einer der Randbemerkungen Friedrichs des Großen, die Georg Borchardt in den dreißiger Jahren gesammelt hat und in der Akademischen Verlagsanstalt Athenaion zu Potsdam veröffentlichte. Schon 1854 war eine erste "Zusammenstellung einiger der vorzüglichsten Marginalien Fried-richs des Großen aus den Jahren 1765 bis 1776" in Posen erschienen. Was für Zeitungen galt, das hatte der berühmteste König von Preußen auch für den Buchhandel im Sinn. Die Potsdamer Buchhändler Voß und Spener veröffentlichten eine Schrift des französischen Materialisten La Mettrie, eines gelernten Wundarztes, der bei Friedrich wie andere Freigeister Zuflucht fand und hin und wieder mit ihm plaudern durfte. Die philosophische Schrift erschien ohne Genehmigung, obwohl bekannt war, daß der König die Thesen dieses Mannes keinesfalls teilte. Hofkreise forderten, die Verleger zu bestrafen. Sie fanden bei Friedrich keine Billigung: "Was in Potsdam gedruckt wird, geschieht unter meinen Augen und wen es vohr fafen (Pfaffen) nicht gefelt, so verbittet man ihnen auch nicht, dergleichen Impertinentzien zu drucken", schrieb er an den Rand. La Mettrie konnte die Gastfreundschaft des Königs jedoch nur begrenzte Zeit genießen. In einem Brief vom 21. November 1751 schrieb Friedrich höchstpersönlich an Schwester Wilhelmine: " ... Wir haben den armen La Mettrie verloren. Er starb infolge eines Spaßes: aß zum Zeitvertreib eine ganze Fasanenpastete auf, hatte eine schreckliche Magenverstimmung, ließ sich einfallen, einen Aderlaß zu verordnen, um die deutschen Ärzte zu überzeugen, daß Aderlaß gut für Magenverstimmung sei. Aber es bekam ihm schlecht: er fiel in ein heftiges Fieber, das in ein Faulfieber überging und ihn hinwegraffte. Er wird von jedermann bedauert. Er war lustig, bon diable, ein guter Arzt und sehr schlechter Autor: wenn man vermied, seine Bücher zu lesen, konnte man mit ihm selbst schon ganz zufrieden sein." Friedrich Wilhelm I.: Ein lesefauler Herrscher mit dem Hang zum Militär. Foto: Archiv |