25.04.2024

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10.05.03 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 10. Mai 2003


Offene Rechnungen
... von Polens Besatzungstruppe, politischen Zugvögeln und zwischen Powell und Schröder unter den Linden / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Polen bekommt eine eigene Besatzungszone im Irak! Das ist aber mal eine kleine Überraschung. Umgehend bedankte sich Warschau für den Vertrauensbeweis, schob allerdings sofort nach, daß für die Kosten seines Aufmarsches die "übrigen an der Operation beteiligten Alliierten" aufkommen sollen. Das war keine Überraschung. Staatspräsident Kwasniewski zeigte sich im Augenblick seines Triumphes großherzig und lud die Deutschen (die nach US-Wunsch gar nicht mitspielen sollten) ein, im polnischen Sektor mitzumachen. Das ist nett von ihm - und praktisch, da so ja auch die Frage mit den Rechnungen geklärt wäre, auf denen sonst die Amerikaner sitzenbleiben würden.

Das schönste am Frühling sind doch die Zugvögel, wie sie zwitschernd und tirilierend die Welt erobern. Rezzo Schlauch ist als Grünen-Politiker besonders naturverbunden und muß dann immer mit. Diesen Frühling in die USA zu seinem Bruder, letztes Frühjahr per Bonusmeile nach Thailand zu ... (das geht uns überhaupt nichts an). Kaum war er wieder hier, ging das Genörgel los wie damals mit den "Bonusmeilen". Ein Besuch beim Bruder sei Privatsache und müsse auch privat bezahlt werden, selbst wenn man wie Staatssekretär Schlauch mit 17.000 Euro im Monat zurechtkommen müsse. Schlauch kontert: Er habe in Neu-Mexiko (wo der Bruder wohnt) den "Deutschland-Tourismus angekurbelt". Vor Ort erst hat der Staatssekretär offenbar bemerkt, daß der Wüstenstaat fast menschenleer ist und zum Kurbeln kaum eine Gelegenheit besteht - außer beim Bruder eben. Und wenn der dann bald als Tourist nach Deutschland kommt, sind alle Schlauch-Kritiker Lügen gestraft.

Das mit den Reisen sei ja gar nicht weiter schlimm, wenn unsere Politiker nur einmal etwas für ihr Land und nicht bloß für sich samt Anhang täten, schimpfen die Querulanten. Um der "Nichtstuer"-Verleumdung entgegenzutreten, kam jetzt eine beeindruckende Bilanz des Bundeswirtschaftsministeriums gerade recht: Seit dem Machtwechsel 1998 hat die Bundes- regierung demnach nicht weniger als 128,8 Millionen Euro für Gutachten aufgewendet. In der kurzen Zeit wurden damit eintausendsiebenhundertzwanzig Expertisen erstellt! Der hierbei entstandene atemberaubende Papierberg kreißte nun und gebar - die Agenda 2010. Uns wird klar: Das Jahr ist nicht einfach so gewählt worden, weil es hübsch rund klingt. Nein, so lange wird es wohl realistischerweise dauern, bis alle Expertisen gelesen sind. Dann aber geht es richtig los, versprochen.

Brötchen können ganz schön gefährlich werden, meint Wirtschaftsminister Clement (SPD). Deswegen gehören Bäcker auch zu der Berufsgruppe, die trotz "Reform" weiterhin nur mit Meisterbrief einen Betrieb eröffnen dürfen: Das Risiko für die Verbraucher wäre einfach zu hoch, wenn da jeder Geselle ran dürfte, heißt es aus Berlin. Man denke doch nur an die messerscharfen Krümel und klebrige Plombensprenger. Klempner sind nicht so gefährlich und dürfen daher bald auch ohne Meisterbrief selbständig losschustern. Was sollte auch passieren? Wenn der Röhrenleger aus Versehen Zufluß mit Abfluß verwechselt hat, das schmeckt man schließlich.

Treckerfahren macht reich: Laut einem Bericht der New York Times soll Saddam Hussein am 18. März, zwei Tage vor Kriegsausbruch, 900 Millionen Dollar und 88 Millionen Euro außer Landes geschafft haben. Auf drei Traktoren! War er etwa gierig? Ansichtssache: Immerhin finden die Besatzer im Irak selbst ständig neue, millionenschwere Euro- und Dollarverstecke in Palästen und Häusern des gestürzten Machthabers und seiner Getreuen. Feuchte Augen bekommt man als Deutscher angesichts solcher Geschichten: Da gab es also im sagenhaften Morgenlande eine Regierung, die nach ihrem Abtritt dem Volk noch etwas von seinem Geld zurückließ! So etwas hatten wir in Deutschland schon sehr, sehr lange nicht mehr. Nachdem sich unsere Führer mit üppigen Ruhegeldern davongemacht haben, bleiben fürs blöde Volk immer nur deren Schulden und offene Rechnungen liegen.

Rentner sind die neue Zielscheibe deutschen Unmuts. Sie kosten zuviel und leben zu lange. Sie gehen abends um sechs einkaufen und sind widerlich gut gelaunt. Sie sind vor der Bildungsreform zur Schule gegangen und können lesen und schreiben. Sie müssen weg. Aber wie? Spitzenpolitikern in beiden großen Parteien kam da die Idee, das Pensionsalter soweit anzuheben, bis sich Renteneintritt und Ableben in etwa decken. Den von der Verrentung Bedrohten wird ein Stein vom Herzen fallen: Statt in diesen Stand der Geächteten verbannt zu werden, dürfen sie bald bis 67, 70 oder womöglich gar 75 stolze Arbeitslose bleiben.

Der Euro ist und bleibt ein Ärgernis. Das ist die Kehrseite einer Wabbelwährung: Weich, wie sie ist, kann sie nicht nur unverhofft zusammenschrumpeln, sie kann sich plötzlich auch wieder aufblähen wie zur Zeit. Dumm: USA-Reisen wären jetzt spottbillig, nur haben wollen die uns da im Moment bestimmt nicht. Und da umgekehrt eine Deutschland-Tour für die Amis dieser Tage sündhaft teuer würde, kommt auch keiner zu Besuch, dem wir hier den kurzen Prozeß wegen "Vorbereitung und Führung eines Angriffskrieges" (siehe Nürnberger Tribunal) machen könnten.

Einer wagt sich trotzdem her: Nächste Woche will US-Außenminister Colin Powell in Berlin nach dem Rechten sehen. Was führt er im Schilde? "High-noon" unter den Linden? Da bekam es Schröder dann doch mit der Angst zu tun und buchte für dieselbe Zeit schnell einen Südostasien-Trip. Bloß weit weg! Aber wenn der schießwütige Ami einfach solange wartet, bis er wiederkommt? Keine Sorge: Schröders Reiseroute ist mit Bedacht gewählt. Sollte Powell bei Kanzlers Rückkehr noch in Berlin umherstreichen, kann sich dieser nämlich solange in der SARS-Quarantäne (Asien!) verstecken, bis dem Cowboy die Lust vergeht.