18.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
17.05.03 / Die Königsbergerin Irene Mann war eine begnadete Tänzerin

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 17. Mai 2003


Ballettschuhe aus Flammen gerettet
Die Königsbergerin Irene Mann war eine begnadete Tänzerin

Irene Mann stammte aus Ostpreußen, wo sie am 12. April 1933 in Königsberg geboren wurde. Ersten Tanzunterricht erhielt sie an der dortigen Oper. Daß in ihr ein eiserner Wille steckte, bewies sie schon als Mädchen, als sie nach der Einnahme ihrer Heimatstadt durch die Russen noch einmal in ihr geliebtes Opernhaus zurückrannte, um ihre Ballettschuhe aus den Flammen zu retten. Von Ostpreußen kam sie auf der Flucht nach Hamburg, wo sie an der Staatsoper ihr Studium beendete. Anschließend war sie in Bremen, Oberhausen und München tätig. Natascha Trofimowa war ihr großes Vorbild und Ansporn für die Arbeit auf der Tanzbühne.

Als Primaballerina tanzte sie an der Frankfurter Oper. Sie beherrschte dort den modernen Ausdruckstanz genauso gut wie die klassische Schule des Balletts. Oftmals waren die Solotänzer Paul Herbinger und Marcel Luitpart ihre Partner. In diese Zeit fallen auch ihre ersten Filmrollen "Tanz auf dem Regenbogen", "Der letzte Walzer", "Regina Amstetten" und "Solang es hübsche Mädchen gibt". Als Schauspielerin und Tänzerin feierte sie Erfolge neben Marika Rökk, Johannes Heesters und Caterina Valente.

Irene Mann hat auch Schallplatten besungen. Titel wie "Junger Mann, junger Mann", "Liebe mich oder verlaß mich noch heute", "Das hab' ich in Paris gelernt", "Ich kenn' die Männer", "So ist Paris" und "Ich weiß, was dir fehlt" befinden sich in ihrem Repertoire (sämtlich erschienen bei Austroton).

Später wandte sie sich dem Showtanz zu und choreographierte mehr als 200 Fernsehshows, unter anderem für Peter Alexander. Zwischen 1969 und 1972 war sie Chef-Ballettberaterin des ZDF, wo sie auch eine eigene TV-Show hatte. Seit 1970 inszenierte und choreographierte sie mehrere Musicals und Operetten. Mit dem Tenor René Kollo drehte Irene Mann 1991 den Fernsehfilm "Der Star und seine Stadt". Den Vertrag als Ballettdirektorin des 60köpfigen Ensembles am Friedrichstadtpalast unterzeichnete sie 1993 an ihrem 60. Geburtstag. "Mein großes Anliegen: Die Talente im Ballett fördern - aber durch harte Arbeit auch fordern", sagte sie damals.

Im Dezember 1994 erkrankte die Ostpreußin an Krebs. Operationen, Bestrahlungen und Chemotherapie mußte sie über sich ergehen lassen. Mit eisenhartem Willen kämpfte Irene Mann gegen ihre Krankheit.

1996 wurde sie in die Berliner Charité eingeliefert. Als ihre Lage hoffnungslos war, wurde sie nach Pfaffenhofen bei München entlassen, wo sie am 19. September 1996 verstarb. Für den August hatte sie Ferien an der Kurischen Nehrung geplant, dem Spielplatz ihrer Kindheit, den sie nicht mehr wiedersehen durfte.

Über 30 Jahre war sie mit dem Schauspieler Berno von Cramm verheiratet, einem Neffen des berühmten Tennisspielers der 30er Jahre. Die Königsbergerin wurde auf dem Familienfriedhof derer von Cramm in Oelbel am Weißen Weg in der Nähe von Braunschweig beigesetzt. Berlin verlieh Irene Mann am 1. Oktober 1996 im Rahmen eines Festaktes posthum den Verdienstorden der Stadt. kai-press

Irene Mann: Ballett oder Showtanz, Foto: Archiv kai-press