24.04.2024

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24.05.03 / Über das Gartenglück

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 24. Mai 2003


Freude oder nur Arbeit?
Über das Gartenglück
von Annemarie Meier-Behrendt

Ich blättere mich durch ein Gartenjahr, das heißt durch ein Album mit Aufnahmen, die ich bei Spaziergängen durch die Gartenkolonien machte, in Gärten von Freunden und Bekannten, und ich frage mich, die ich selber kein Stückchen Land besitze, worin liegt das Gartenglück?

Ein Garten ist kein Landgut, aber sicherlich macht er, ins Verhältnis gesetzt, auch ebenso viel Freude, zuweilen Verdruß, vor allem aber Arbeit, bringt nicht nur Gewinn, sondern verursacht auch Kosten. Ein Stück Erde sein eigen zu nennen bedeutet nicht, sich hinzusetzen und sich von der Sonne bescheinen zu lassen, den Vögeln zu lauschen, den Schmetterlingen zuzuschauen, abzuwarten, wie Beeren und Obst reifen, Gemüse und Blumen wachsen.

Damit sie es tun, müssen sich Gärtnerin und Gärtner bücken, müssen graben und hacken, Wucherndes entfernen und zurück schneiden, sie müssen säen und pflanzen und wässern, gegen Unkraut und Ungeziefer ankämpfen.

Wenn dann alle Voraussetzungen erfüllt sind und der Himmel ein Einsehen mit Nässe und Trockenheit hat, dann, ja dann kann vielleicht geerntet werden.

Welche Jahreszeit mag wohl den Gärtnern die liebste sein? Der Frühling, wenn die Tage heller werden, die Säfte aufsteigen, die Zugvögel heimkehren?

Ist es der Sommer, wenn Ergebnisse der Arbeit sichtbar werden, ein Schwatz über den Gartenzaun stattfindet, beim sonntäglichen Kaffeeplausch auf der Terrasse sich Gedanken einstellen, was im nächsten Jahr zu verbessern und zu ändern wäre?

Ist es vielleicht doch der Herbst, wenn das Laub gerecht wird, die Beete kahl sind, der Gärtner sich reckt und streckt, den schmerzenden Rücken reibt, Hacke, Spaten, Holzpantinen und Gummistiefel in die Ecke gestellt werden?

Kann es der Winter sein, wenn es Ruhe gibt, die Erde zu schlafen scheint, sich der Mensch der vergangenen Tage, die nicht immer ohne Mühsal waren, erinnert, sich aber im Stillen bereits Gedanken an den krummen Rücken und die erd-reichverkrusteten Hände beiseite schiebend, auf Tage freut, an denen er dem Wachsen, Grünen, Blühen zuschauen kann, während draußen vor den Fenstern Schneeflocken vom Himmel fallen und auf seinen Knien der bunte Gartenkatalog liegt ...?