19.04.2024

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24.05.03 / Leserbriefe

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 24. Mai 2003


Leserbriefe

Abzug der US-Truppen als Strafe?

Betr.: "Deutschland im Abseits" (Folge 15)

Es ist eine grundsätzliche Neukonstellation zwischen Europa und den USA sichtbar geworden. Die USA sind dabei, durch ihre "Politik der Kooperationsverweigerung" ihre territorialen Gewinne in Europa zu verlieren. Das bedeutet, es wird ein Zustand, der über ein halbes Jahrhundert gedauert hat, nicht mehr so fortgesetzt werden können. Wenn die Amerikaner ihre Truppen aus Deutschland abziehen wollen, um uns zu bestrafen, können wir uns nur bedanken.

Wir werden unsere scheinbar festgefahrenen Gleise zwangsläufig verlassen müssen. Ob gegenwärtige deutsche Politiker fähig sein werden, in dieser auf uns zukommenden neuen Welt- und Europakonstellation Schaden von uns abzuwenden und Nutzen zu mehren, ist allerdings fraglich.

Nach diesem gegenwärtigen Krieg, der der Auftakt zum III. Weltkrieg sein kann, wird nichts mehr so sein, wie es einmal war, aber nicht infolge deutscher Unbotmäßigkeit.

Günter Hagner,München

US-Militär in Deutschland: Ist es 58 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs notwendig, noch so viele amerikanische Militär-Stützpunkte im Land zu erhalten? Foto: US-Militärstützpunkt Karlsruhe

 

 

Die Zerrissenheit der Deutschen zu ihrer Kultur

Betr.: "Er geht nicht unter" (Folge 18)

Bezüglich des Berichtes von Herrn Arp und des auf Seite 5 ebenfalls erschienenen Essays "Er geht nicht unter" über den preußischen Geist möchte ich doch ein paar Anmerkungen darlegen. Das von Herrn Arp beschworene Deutschtum ist schon von unserem geistigen Preußen Prof. Hans-Joachim Schoeps in seinem Buch "Der Weg ins Kaiserreich" kritisiert und diskutiert worden. Dieses gleichzeitig erschienene Essay in der Preußischen Allgemeinen Zeitung bestätigt nur diese wirkliche Zerrissenheit der Deutschen zu ihrer eigenen Kultur. Das Deutschtum Bismarcks und des Kaiserreiches differierte von den preußischen Tugenden und wurde schon im 19. Jahrhundert entsprechend von den Reichsdeutschen als "ostelbisch" herabgewürdigt. Sogar im Ausland findet der Preußische Geist immer wieder eine höhere Anerkennung und Respekt als im eigenen Deutschtum unserer heutigen Bevölkerung. Obwohl ich als 45jähriger rigoros für das Preußen Friedrich Wilhelms IV. eintrete, ist mir klar geworden, das dies ein Kulturkampf der preußischen Werte von Toleranz, Freiheit und Gerechtigkeit entgegen dem deutschen Begriff von Einigkeit und Massendenkens ist. Gerade die Ostpreußen, Schlesier, Pommern, Bayern und Österreicher sind noch der lebendige Beweis dafür, das der "Deutsche" zwar ein übergeordneter Begriff ist, sich jedoch aus vielen kleinen Kulturgruppen zusammensetzt, der nicht einfach in einen Topf geworfen werden kann und auch nicht sollte.

Aus diesem Grunde ist der Begriff Preußen dem sicherheitsorientierten und massenkonformen Deutschtum ein Dorn im Auge. Sehe ich die heutigen Tendenzen unserer Gesellschaft in einem rot-grünen Neodeutschtums als Wegweiser zur Weltverbesserung, so wird mir übel. Einen alles überwachenden, vollorganisierten Rechtsstaat mit Gummiparagraphen als Quasigrundgesetz mit dem Anspruch auf das einzige Weltenheil dem Volk als Dogma anzubieten ist nicht preußisch. Es fehlt der Begriff "Bescheidenheit" und "Freiheit" durch den Satz "suum cuique". Und dieses alte Preußen bestand auch aus den Namen Mendelssohn-Bartholdy´s, Alexander v. Humboldt, Lassale, Mommsen, Virchow und letztendlich Ballin, Severing, Braun und Hirsch.

Es ist schon bezeichnend, das ausgerechnet 1969 Prof. H.-J. Schoeps als Vertreter des preussischen Erbes für seine Auffassung von 69er-Studenten mit Tomaten und Eiern beworfen wurde. Und diese neodeutsche Saat ist in Schröder, Fischer und Trittin sowie ihren rot-grünen Kadern aufgegangen.

Ulrich Drübbisch, Ahrensburg

 

 

Heimkehr

Betr.: "Familiengrab auf See" (Folge 18)

Große Anerkennung und Dank dafür, daß ein Hamburger Unternehmen Bestattungen in der Heimat anbietet. Der Verlust der Heimat ist für die Vertriebenen zweifellos ein schweres Schicksal, dessen Bürde aber hoffentlich nicht von allen bis zu Ende getragen werden muß. Zu hoffen ist, daß noch zu Lebzeiten der Vertriebenen ein Prozeß der Heilung des Unrechts der Vertreibung einsetzt, und daß eine Heimkehr in die Heimat - unabhängig von den Neigungen der örtlichen Gemeinden - nicht erst nach ihrem Tod möglich sein wird.

Hartmut Klingbeutel, Hamburg

 

 

Dank Ihnen bin ich kein Aussenseiter

Betr.: Preußische Allgemeine Zeitung/Ostpreußenblatt

Ich kenne das Ostpreußenblatt von früher (vor ungefähr 40 Jahren). Wie habe ich gestaunt, als ich Anfang des Jahres die jetzige Zeitung neu kennenlernte.

In meinem Leben habe ich nie eine Tageszeitung abonniert, allenfalls hin und wieder eine Wochenzeitung gelesen, aber zufrieden war ich mit keiner. Sie treffen den Punkt. Sie finden den Ton und Sie vertreten meine Rechtsauffassung und meine Art zu denken. Danke dafür, denn ich habe längst an mir gezweifelt. Em-pfand mich als Außenseiter und Fossil. Jetzt mit Ihrer Zeitung begann eine Seite in mir wieder zu leben. Ich sah mich bisher als Einzelkämpfer für preußische Tugenden, wie wohl tat mir da Ihr Artikel in der neusten Ausgabe.

Christine Schober, Stuttgart

 

 

Autor Kossert wurde zu hart abgeurteilt

Betr.: "Masuren: Deutsche Kulturarbeit" (Folge 17)

Über anderthalb Jahre hat Wulf Dietrich Wagner zusehen müssen, wie das unbedarfte deutsche Feuilleton - von der Preußischen Allgemeinen Zeitung/Ostpreußenblatt bis zur Zeit (hier war es Klaus Bednarz) - ein Buch durchweg positiv besprochen hat, das sein Mißfallen offensichtlich von Anfang an und mit steigendem Ruhm zunehmend erregt hat: Andreas Kosserts "Masuren. Ostpreußens vergessener Süden". Auch der Preußische Mediendienst bewarb das Buch zwischenzeitlich. Nun, nach mehreren Auflagen und nachdem es zu einem Standardwerk avancierte, ist es endlich an der Zeit, daß "fachliche Kritik" geäußert wird. Und die will beziehungsweise kann nach eigenem Ermessen nur Herr Wagner leisten. Fachlich sollte allerdings auch sachlich bedeuten! Doch der Tenor dieser "kritischen Betrachtung" spricht eine andere Sprache.

Im Gegensatz zu Wagner maßt sich Kossert keine Deutungshoheit zu Masuren an. Zwar ist er sehr wohl Fürsprecher der dortigen polnischsprachigen Bevölkerung, er wettert deshalb allerdings nicht gegen die Untertanen deutscher Zunge; sie alle waren Preußen. Was Kossert darstellen will, ist das durchaus produktive Spannungsverhältnis beider Kulturträger im Zeichen Preußischer Toleranz. Keineswegs geschieht das losgelöst von den Griffen des Nationalismus - im Gegenteil. Die vermeintliche Überbetonung der Konflikte im 19. und 20. Jahrhundert liegt nun einmal im Aufblühen des polnischen und deutschen Nationalismus nach der vornationalen Zeit der Jahrhunderte zuvor. Beide Seiten suchten, die Masuren für sich zu vereinnahmen. Allerdings ist ein elegischer Gesang auf eine der Kulturen Kosserts Sache nicht; und er betrachtet auch unsere deutsche Kultur keineswegs abschlägig. Er will Ursachen aufzeigen, zu denen nun einmal auch die Bismarcksche Germanisierungspolitik gehört. Damit schmälert Kossert aber keineswegs die unvergängliche Größe der Leistungen des Reichskanzlers.

Immer wieder bemängelt Wagner, daß Kossert nicht "alle Bevölkerungsgruppen" einbeziehe - ohne zu sagen, welche er außer den Trägern der deutschen und der polnischen Sprache in Masuren meint. Kosserts Beschreibung sei von einer "negativen Grundhaltung" durchzogen; es überwiege ein "abwertender Schreibstil" - behauptet Wagner. Geschichte sei "nicht nur negativ", bemerkt Herr Wagner zu Recht; aber sie ist eben auch nicht nur positiv, wie es Herr Wagner wünscht. Deshalb ist ein kritischer Blick, zumal des Historikers, angebracht. Und so sei beispielsweise angemerkt, daß es trotz unbestreitbarer Leistungen der deutschen Architektenschaft noch während des Ersten Weltkrieges der gesamten Provinz und insbesondere Masuren durch die Folgen des Versailler Diktats schlecht ging. Wer wollte dies ernsthaft leugnen? Erst die Nazis brachten Aufschwung - und der Preis war hoch, nicht nur für Masuren.

Es geht nicht um einen heutigen Blick auf die Dinge, wie Wagner ihn Kossert vorwirft, sondern darum, aus dem Verständnis der damaligen Zeit heraus zu beschreiben, wie es zur Katastrophe kam. Welche "unerträglichen Klischees" könnte es bei einem Krieg wie dem Zweiten denn geben? Kossert fehlt an keiner Stelle das "Verständnis" für die Ursachen des Polenfeldzugs (Stichwort: Korridor). Doch soll er diesen deshalb gutheißen? Der Vorwurf, Kossert kenne die "neueren Forschungen auch zur Vertreibung" nicht, erübrigt sich durch die Lektüre des Literaturverzeichnisses. Und dem vermeintlich "unsensiblen und einseitigen" Blick auf die Vertriebenenverbände sei die Tatsache entgegensetzt, daß Kosserts Familie aus Masuren stammt und er seit Jahren bei der Kreisgemeinschaft Ortelsburg mitarbeitet.

Masurens Größe und nicht nur landschaftliche Einmaligkeit stellt Kossert an keiner Stelle in Abrede; sein Herz hängt an dieser Gegend, was an vielen Stellen deutlich wird. Sehr wohl vermag er diesen "Reichtum" aufzuzeigen, aber nicht anhimmelnd und schwelgend, sondern mit der klaren und kritischen Sicht des Wissenden. Das ist keine "verengte Geschichtsbetrachtung", wie Wagner sie pflegt, Kossert dagegen vorhält. Ebenso wenig hegt Kossert "Angst vor der positiven Beurteilung unserer deutschen Kultur"; im Gegenteil. Nur ist eben nicht jede Handlung eines Kulturvolks wie uns Deutschen von vornherein auch eine positive.

Wagner ist einseitig in seiner Sicht auf die Geschichte; das konnte und wollte Kossert nicht. Aber genau dies dürfte Wagners eigentlicher Kritikpunkt sein: Kosserts preußisch-tolerante Ausgewogenheit paßt nicht in seine ignorant-selbstgewisse, nachgerade deutsch-nationale Sicht auf Masuren. Mit ihr widerfährt Masuren und seinen deutsch- wie polnischsprachigen Bewohnern garantiert keine Gerechtigkeit.

Uwe Neumärker, Berlin

 

 

Glauben gerettet

Betr.: "DGB - Der Koloß wankt" (Folge 17)

Wir Ostpreußen waren zu 80 Prozent freie Bauern. Leider wurden wir nach 1945 Lohnabhängige des westdeutschen Kanonenkapitalis-mus, und wenn wir damals keine Gewerkschaften gehabt hätten, würden sie uns zu ihren Sklaven gemacht haben. So hat aber die Gewerkschaft den Glauben an das Bessere in dem Menschen erhalten. 

Dieter Bartschat, Berlin

Streiken für die eigenen Rechte: Es ist unbestritten, daß die Gewerkschaften in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland viel für Arbeitnehmer geleistet haben. Doch die Zeiten ändern sich, und die Kampfmittel müssen gemäß den neuen Gegebenheiten dosiert werden. Foto: IFM

 

 

Mein Onkel unterrichtete mit Ernst Wiechert

Betr.: "Erlebnisse eines Regentropfens" (Folge 10)

Als Nichte des einstigen Kunstlehrers Dr. phil. Ernst-Georg Handschuck, der mit dem ebenfalls Lehrer, aber auch Dichter und Schriftsteller Ernst Wiechert befreundet war, möchte ich noch einiges Persönliches zum Artikel über das Königsberger Hufen-

gymnasiums ergänzen. Vor wenigen Jahren habe ich das noch heute intakte Hufengymnasium gefunden. Dort ist am Haus ein Erinnerungsstein für E. Wiechert in russischer und deutscher Schrift aufgestellt. In seinem Buch "Jahre und Zeiten" beschrieb er sehr ausführlich und lobend meinen Onkel als tüchtigen Lehrer. Im Roman "Das einfache Leben" (heute wieder als Taschenbuch erhältlich) kann man wohl in der Hauptfigur Ernst Wiechert selber wiederfinden, wie er sehr romantisch die Natur in Masuren erlebte.

Vor vielen Jahren telefonierte ich zufällig mit einer mir nicht bekannten Frau. Wir kamen über Ostpreußen, Königsberg und schließlich über das Hufengymnasium ins Gespräch. Schließlich erzählte sie von Lehrer Handschuck, wie sie ihn als jüngere Schülerin angehimmelt hat. Mein Onkel war verheiratet, hatte leider selber keine Kinder. Er fiel im November 1942 in der russischen Steppe im Kaukasus im Alter von 42 Jahren als Hauptmann und Batteriechef in einer leichten Flak-Abteilung. Ernst Wiechert widmete ihm "Die Totenmesse". Das kleine Büchlein ist heute noch in unserem Besitz. 

Irene Dietz, Berlin

 

 

Kant ist kein Russe

Betr.: "Streit um Jubiläum von Königsberg" (Folge 19)

Schon 1951 sprach unser verehrter Bundespräsident Theodor Heuss: Kant hat die Welt gedanklich von Königsberg und nicht von Kaliningrad erleuchtet. Damit ist alles gesagt. Fehlt nur noch, daß auch Kant noch "einverleibt" werden soll. 

Helga Ruhnke, Stuttgart