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24.05.03 / Barockmeister Johann Sebastiani

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 24. Mai 2003


Barockmeister Johann Sebastiani

Nur wenige ausgewiesene Musikliebhaber werden mit seinem Namen noch etwas anfangen können: Johann Sebastiani am 30. September 1622 in Weimar geboren, angesehener Komponist des Barock und Vorläufer von Johann Sebastian Bach. Sebastiani hat einen großen Teil seines Lebens in Königsberg verbracht, wo er um 1650 eintraf. 1661 soll er als Kantor am Dom gewirkt haben, obwohl sein Name im Kantorenverzeichnis von Küsel nicht aufzufinden ist, wie Hermann Güttler in der "Altpreußischen Biographie" (1963) schreibt. Vor nunmehr 440 Jahren wurde Sebastiani zum Hofkapellmeister berufen, noch im gleichen Jahr schrieb er zur Vermählungsfeier von Anna Beata Goldstein, der Stieftochter des Kanzlers Wallenrodt, mit Gerhardt von Dönhoff ein Stück unter dem Titel "Verliebtes Schäferspiel". Die vollständige Partitur entdeckte der Musikwissenschaftler Joseph Müller-Blattau 1923 in den Beständen der Wallenrodtschen Bibliothek im Domturm. Diese Partitur galt damals als die älteste erhaltene Orgelpartitur Königsbergs.

Neben etwa 40 Gelegenheitskompositionen, einer Liedsammlung "Parnaßblumen" und Königsberger Begräbnis-Gesängen mit Instrumenten, die noch in Uppsala erhalten sind, schuf Johann Sebastiani auch eine Matthäus-Passion "Das Leiden und Sterben unsres Herrn und Heilands Jesu Christi". Er widmete sie dem Großen Kurfürsten und ließ sie 1672 bei Friedrich Reußner in Königsberg drucken. In seinem Buch "Musikstadt Königsberg" würdigt Erwin Kroll dieses Werk als wichtige Komposition des Barock, "da in seiner Musik ... durch eingestreute Choräle, übrigens Eccardscher Prägung, aber jetzt von einer Singstimme arienhaft mit Streicherbegleitung gesungen, eine über den Bibeltext hinausgehende erbauliche Betrachtung Platz greift, womit der Komponist sich der Art der Bachschen Passionen nähert". Das Vokal-ensemble der Bonner Heilandskirche, unter der Leitung von Kantor Hans-Peter Glimpf, hat in der diesjährigen Passionszeit nun dieses Werk wieder zur Aufführung gebracht und damit nicht zuletzt auch die große Tradition Königsberger Musikschaffens in Erinnerung gerufen. - Johann Sebastiani, der als Schüler aus dem Umkreis von Heinrich Schütz gilt, starb vor jetzt 420 Jahren, im Frühjahr 1683, in Königsberg.