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© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 31. Mai 2003 |
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Greuelgeschichten ohne Ende Die Geschichte des Dritten Reichs: Zwischen Wahrheit und Übertreibung von Hans-Joachim von Leesen Am 23. April dieses Jahres konnte man, ausgestrahlt vom Südwestrundfunk, Baden-Baden, im deutschen Fernsehen den in der Tschechei produzierten Film "Lebensborn - Gestohlene Liebe" sehen. Er war beim tschechischen Kinder- und Jugendfilmfestival mit dem Hauptpreis in der Kategorie "Jugendfilm" ausgezeichnet worden. In den vom SWR versandten Presseunterlagen konnte man lesen, dem Drehbuchautor "gelang mit der Geschichte zum ‚Lebensborn' ein fesselnder Plot über ein bislang filmisch vernachlässigtes Verbrechen der Nationalsozialisten." Der Inhalt ist so haarsträubend, daß eine knappe Zusammenfassung genügt, um eine ausdrück- liche Beurteilung überflüssig zu machen. Das 16jährige blonde tschechische Mädchen Gretka wird von den Nazis in ein "Lebensborn"-Heim namens "Isolde" gesteckt, um dort für die "Züchtung von Herrenmenschen" bereitzustehen. Als "hordenweise SS-Männer eintreffen, um ihren Zuchtauftrag zu erfüllen", hat Gretka Glück. Eine lesbische (!) "Lebensborn"-Oberschwester schützt sie. Dafür verliebt sie sich in den Sohn der jüdischen früheren Besitzerfamilie des Heimes, der sich im Garten versteckt hielt. Ihm gibt sie sich schließlich hin. Ein solches Schmuddelwerk, in der Tschechei preisgekrönt, wird von einem deutschen Sender als Beitrag zur politischen Bildung ausgestrahlt! Und allen Ernstes wird behauptet, der Film greife "ein bisher kaum beachtetes Kapitel aus dem blutigen Buch des sogenannten Dritten Reiches auf". Tatsächlich hat der Film mit der historischen Wirklichkeit nicht das geringste zu tun. Bereits in dem Prozeß vor dem amerikanischen Militärgerichtshof I in Nürnberg 1947/48 gegen die Verantwortlichen des "Lebensborn" wie auch in der Untersuchung des Deutschen Bundestages 1955 ist die Organisation von allen Vorwürfen, sie habe "Menschenzüchtung" getrieben, freigesprochen worden. Sie war nichts anderes als eine soziale Einrichtung, die vor allem den Zweck hatte, Abtreibungen zu verhindern. Das wurde in seitdem erschienenen ernsthaften historischen Werken bestätigt, vom im wissenschaftlichen Böhlau-Verlag, Köln, erschienenen Buch "Der Lebensborn e.V." von 1985 des ansonsten strikt antifaschistischen Autors Georg Lilienthal bis zu der Untersuchung des norwegischen Reichsarchivars Karel Olsen (deutsche Fassung unter dem Titel "Vater: Deutscher. Das Schicksal der norwegischen Lebensborn-Kin- der ..." von 2002). Vor bald sechzig Jahren ist der Nationalsozialismus untergegangen, aber noch immer quellen die Medien, von Zeitungen und Zeitschriften über Fernsehen bis zum Kinofilm, über von Greuelgeschichten, von denen nicht wenige aus der psychologischen Kriegführung von Deutschlands Gegnern während des Krieges stammen und die damals den Sinn hatten, die Deutschen zu diskriminieren und die Alliierten von ihrer "gerechten Sache" zu überzeugen. Längst ist die historische Wissenschaft darüber hinweggegangen und hat die wirklichen Geschehnisse aufgedeckt. Welchem Zweck die Verbreitung der alten Propagandathesen der alliierten Psychokrieger heute noch dienen soll, kann man nur schlußfolgern. Was soll man dazu sagen, wenn zwei ehemalige Redakteure der Süddeutschen Zeitung in einem seriösen, zur Bertelsmann-Gruppe gehörenden Verlag ein Buch über "das schwere Erbe der prominenten Nazi-Kinder", mit dem Titel "Denn Du trägst meinen Namen" erscheinen lassen, in dem zu lesen ist, ein Sohn Martin Bormanns habe den Journalisten berichtet, bei einem Besuch in der Wohnung Heinrich Himmlers habe er "Tische und Stühle, gemacht aus Teilen menschlicher Körper", gesehen. "Bei einem Stuhl war die Sitzfläche ein bearbeiteter Beckenknochen, bei einem anderen waren die Stuhlbeine aus Menschenbeinen samt Menschenfuß." Außerdem habe Himmler Hitlers Buch "Mein Kampf" in Menschenhaut einbinden lassen und an bewährte Nationalsozialisten verschenkt. Nun mag es sein, daß der Bormann-Sohn solches erzählt hat, doch stellt sich die Frage, wo diese Gruselstücke geblieben sind. Hätte es sie wirklich gegeben, dann darf man sicher sein, daß sie auf Wan-derausstellungen in der ganzen Welt gezeigt worden wären. Man hätte sicherlich noch Menschen gefunden, die sie hergestellt haben, und man wäre wohl auch auf andere Zeugen als auf diesen verwirrten Bormann junior gestoßen. Die Story trägt alle Züge von Greuelpropaganda. In der lieblichen Stadt Freiburg im Breisgau führte das Theater ein Stück mit dem Titel "Die Kommandeuse" auf, in dem das angebliche Wirken der Ehefrau des KZ-Kommandanten Koch geschildert wird. Dazu laut Badischer Zeitung: "Sie (Ilse Koch) ließ sich aus der Haut eines Bettgefährten tätowierte Lampenschirme schneiden, spazierte ohne Unterwäsche über das Lagergelände und ließ begehrliche Blicke mit tödlichem Auspeitschen bestrafen." Und so wird dem uninformierten Publikum im Theater angebliche deutsche Geschichte vorgeführt. Wer weiß denn, daß bereits 1983 im wissenschaftlichen Verlag Böhlau, Köln, eine detaillierte Untersuchung des Professors Dr. Arthur L. Smith jr. von der California State University erschienen ist, der akribisch die vier Prozesse, die gegen die Frau des ehemaligen Kommandanten des KZ Buchenwald geführt worden sind, analysiert hat. Der erste Prozeß, geführt von einem SS-Gericht während des Krieges gegen den Kommandanten wegen Mordes an Häftlingen und wegen Unterschlagung von Häftlingseigentum und gegen seine Frau wegen Beihilfe, endete mit dem Todesurteil gegen den Kommandanten und mit Freispruch mangels Beweisen gegen seine Frau. Die Nachkriegsprozesse - zwei vor amerikanischen Gerichten, einer vor einem deutschen ergaben, daß die Behauptung, Ilse Koch habe KZ-Häftlinge mit Tätowierungen umbringen lassen, um sich aus deren Haut Lampenschirme und ähnliches anfertigen zu lassen, nichts waren als Gerüchte. Der US-Professor schließt sich dem Urteil des deutschen Richters Morgen an, der zu dem Schluß gekommen war, Ilse Koch sei kein Unschuldsengel gewesen. "Sie war eine ordinäre Frau, die in sexuell aufreizender Unterwäsche an den Gefangenen vorbeiritt und die Nummern derjenigen, die sie anschauten, für eine Bestrafung notierte ... Sie war einfach primitiv, aber mit Lampenschirmen hatte sie nichts zu tun. Sie verdiente es nicht, so streng bestraft zu werden. Sie war ein Opfer der Horrorgeschichten." In das Kapitel der Greuelpropaganda gehört auch die "Installation" von Hannes Heer, dem Macher der 1. Reemtsma-Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht". Heer hatte Akten und Aufzeichnungen aus dem sowjetischen Schauprozeß in Minsk gegen zahlreiche deutsche Soldaten zu einem sogenannten "Textkörper" zusammengestellt, der den Anschein erwecken sollte, die Soldaten hätten sich entsetzlicher Greueltaten gegen die Zivilbevölkerung schuldig gemacht und würden nun nach rechtsstaatlichen Gesichtspunkten von einem Sowjetgericht abgeurteilt. Tatsächlich ist längst erwiesen, daß der Prozeß wie fast alle großen Schauprozesse in der Zeit des Sowjetkommunismus aus Fälschungen, erpreßten Geständnissen, vorgefertigten Urteilen bestand und nichts mit dem wirklichen Geschehen in der UdSSR zu tun hatte. Das hatte sogar der Initiator und Finanzier der Ausstellung, Jan Philipp Reemtsma, erkannt, und Heers Vorschlag abgelehnt, die Minsker Prozeßakten zu veröffentlichen. Reemtsma gibt zu, daß wahrscheinlich in vielen Fällen die Aussagen der deutschen Gefangenen durch Folter erpreßt worden waren. Trotzdem wurden die Fälschungen von Heer zu einer Art Schauspiel verarbeitet, das am 17. November 2002 im Neuen Haus der Münchner Kammerspiele mit der Begründung aufgeführt wurde, hier werde "die Inszenierung der Wirklichkeit deutlich". Und so reiht sich eine Geschichtslegende an die andere, eine Greuelgeschichte an die nächste, obgleich die eher im stillen arbeitenden Wissenschaftler längst ihre Unhaltbarkeit nachgewiesen haben. Wie ist das zu erklären? Nach dem Ersten Weltkrieg unterstützten die Reichsregierungen der Weimarer Republik, gleichgültig, welche Partei die Mehrheit hatte, Bestrebungen, die während des Krieges und nach ihm von den Feindmächten gegen Deutschland erhobenen Falschvorwürfe, Kriegsverbrechen begangen zu haben, zu entkräften. Es gab historische Kommissionen, die den Vorwürfen nachgingen und sie, soweit es die Beweise zuließen, widerlegten. Offizielle deutsche Stellen förderten solche Untersuchungen, obgleich sie sich auf den Standpunkt hätten zurückziehen können, die damaligen gegnerischen Anschuldigungen hätten sich gegen ein kaiserliches Regime gerichtet, von dem sich die Weimarer Demokratie distanziere. Damals war jedoch der politischen Klasse klar, daß mit den Verleumdungen Deutschland getroffen wer- den sollte, gleichgültig, welches Regime an der Macht war. Also stellte man die Lügen und Verleumdungen richtig. Nichts dergleichen gab es nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch nachdem 1949 wenigstens im Westen ein im Ansatz souveräner deutscher Staat etabliert worden war, hielt man sich auf deutscher Seite zurück aus Angst, durch den Widerspruch der Sympathie zum Nationalsozialismus bezichtigt zu werden. So blieben die Lügen in der Welt und pflanzen sich in der Öffentlichkeit fort. Daß dadurch Deutschlands Stellung in der Welt permanent geschwächt wird und daß ein latentes Schuldgefühl bei vielen Deutschen am Leben gehalten wird, was wiederum dem Willen zur Selbstbehauptung entgegensteht, wird in Kauf genommen. Die Folgen sind für jeden, der sehen will, offenbar. Preisgekrönt: Der tschechische, fern jeglicher Realitäten handelnde Spielfilm "Lebensborn - Gestohlene Liebe" von dem Regisseur Milan Cieslar wurde sogar mit einem tschechischen Jugendpreis gewürdigt. Foto: Happy Celluloid |