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© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 31. Mai 2003 |
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"Ein grosser Ostpreusse" Pastor August Marburg nach bedeutendem Lebenswerk gestorben von Wilhelm v. Gottberg Am Sonntag, 18. Mai 2003, verstarb in Hannover im 84. Lebensjahr Pastor Ernst-August Marburg. Er war Jahrgang 1919 und gebürtig aus Osterode/Ostpreußen. Schon früh fand der Verstorbene Verbindung zur Kirche, beispielsweise als Helfer im Kindergottesdienst, Mitglied im Posaunenchor oder als Amtsträger im ostdeutschen evangelischen Jungmännerwerk. Marburg selbst berichtete, daß die hochragende evangelische Kirche in Osterode mit dem unverwechselbaren Doppelturm frühzeitig sein zweites Zuhause wurde. Das Abitur legte der Verstorbene 1939 am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Osterode ab; sofort danach trat er als Freiwilliger beim Artillerieregiment 21 in Mohrungen ein. Diesem Verband gehörte er als Reserveoffizier bis zum Kriegsende an. Die dritte Kriegsverwundung rettete ihn 1945 aus dem Heiligenbeiler Kessel kurz vor dessen Ende. Schon während des Krieges nahm Marburg das Theologiestudium an der Albertina in Königsberg auf (als Studienurlauber der Wehrmacht nach Lazarettaufenthalt). Da die Theologiestudenten während des Krieges an Sonntagen als Hilfsprediger eingesetzt wurden, um an den kriegsbedingt vakanten Pfarrstellen gelegentlich Gottesdienste anzubieten, hat Marburg noch in der Heimat in einigen Gemeinden berufliche Anfangserfahrungen als Seel- sorger machen können. Nach dem Krieg setzte der Ostpreuße sein Theologiestudium in Göttingen fort und konnte es 1949 abschließen. 1951 trat Marburg in den Dienst der evangelischen Landeskirche Hannover. Über den Beginn seiner Arbeit als Gemeindepastor schreibt er: "Die Arbeit in der für uns Ostleute doch unbekannten Kirche wurde mir durch die große Zahl von Flüchtlingen und Vertriebenen erleichtert, denen ich mich von Anfang an verbunden fühlte." 1952 erfolgten die Heirat und die Übernahme einer Pfarrstelle in Gillersheim. Hier lebten damals überproportional viele Flüchtlinge. Ab 1961 wurde er durch seine Kirche mit der Aufgabe eines Volksmissionars betraut - Kirche unterwegs -. Dazu wurde ihm ein eigens dafür umgebauter Sattelschlepper - Kirchenwagen - zur Verfügung gestellt. Acht Jahre hat Marburg diese Aufgabe wahrgenommen und segensreich wirken können. Sein Betätigungsfeld war das gesamte Gebiet der Hannoverschen Landeskirche. Die Aufgabe umfaßte Seelsorge für Schausteller und Angehörige des Gaststättengewerbes, aber auch Blindenmission und Binnenschiffermission, Sondergottesdienste zur Zeit der Hannover-Messe und Gottesdienste bei Schützenfesten und auf Campingplätzen. In dieser Zeit begann auch seine Mitarbeit im Ostkirchenausschuß der EKD. Von 1969 bis 1984 wurde Marburg zum Leiter der Hannoverschen Stadtmission berufen. Daneben übernahm er ehrenamtlich viele zusätzliche Dienste in der immer umfangreicher werdenden Aussiedlerarbeit. In dieser Position verblieb er bis zum Eintritt in den Ruhestand 1984. Von 1971 bis 1986 wirkte er ehrenamtlich und nebenamtlich als Leiter der Dienststelle für Vertriebene und Aussiedler in seiner Landeskirche. Auf diesem Sektor wurde er zum Fachberater für Landesbischof Lohse. Er knüpfte Kontakte zum gesamtdeutschen Ministerium, zum BdV und zur Landsmannschaft Ostpreußen. Der Verstorbene beriet auch den vormaligen Sprecher der LO Bock bei dessen Gesprächen mit der EKD. Die offizielle Verabschiedung in den Ruhestand durch die Hannoversche Landeskirche erfolgte nicht mit Erreichung der Altersgrenze, sondern erst zwei Jahre später 1986. Gleichwohl hat der Osteroder auch danach in vielfältiger Weise seiner Kirche und seinen vertriebenen Schicksalsgefährten gedient. Von 1972 bis 1990 hatte er den Vorsitz des Kuratoriums des Hauses der Heimat in Hedemünden inne. Hier handelte es sich um eine Tagungs-, Bildungs- und Seniorenversorgungsstätte; der Vorsitzende war verantwortlicher Tagungsleiter für Vertriebenen- und Aussiedlerfreizeiten. Ebenfalls ehrenamtlich trug Marburg von 1975 bis 1991 die Verantwortung für die Flüchtlingsfürsorge in Hannover. Er wurde der Begründer und Organisator der regelmäßigen Ostgot- tesdienste in der Lukaskirche in Hannover. Von 1982 bis 1990 war Pfarrer Marburg Vorsitzender des Konvents der zerstreuten evangelischen Ostkirchen mit Sitz in der Kirchenkanzlei Hannover. Hier galt es, die Hilfskomitees, 21 an der Zahl, vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer, von der Ukraine bis Brandenburg und von Ostpreußen bis Schlesien zu koordinieren und die Stimme der evangelischen (Exil-)Ostkirche ge-genüber der Gesamt-EKD zur Geltung zu bringen. In dieser Position war es ihm ein besonderes Anliegen, zur Verwirklichung der Zielsetzung der Charta der Heimatvertriebenen beizutragen. So wurde er zum Brückenbauer zwischen Ost und West, als Werber und Mahner, aber auch als Warner. In mehreren Gesprächen zwischen dem Rat der EKD und dem Präsidium des BdV hat er in diesem Sinn seinen Einfluß geltend gemacht: Werbend um Verständnis, warnend vor verhärteten Positionen, aber auch mahnend, über allen grundsätzlichen Fragen die betroffenen Menschen nicht zu vergessen. 1986 übernahm das damalige Vorstandsmitglied Ernst-August Marburg von Pfarrer Marienfeld auch noch das Amt des Schriftführers der Gemeinschaft evangelischer Ostpreußen. Als langjähriges Vorstandsmitglied dieser Vereinigung trat Pfarrer Marburg, bereits seit 1965 im Wechsel mit Pfarrer Marienfeld, als Sprecher des geistlichen Wortes bei den Sitzungen der ostpreußischen Landesvertretung auf. Darüber hinaus hielt er Gottesdienste bei Kreistreffen der Heimatkreisgemeinschaften Osterode und Neidenburg. Unvergessen sind seine Predigten beim Deutschlandtreffen 1991 und 1994 in Düsseldorf sowie seine Predigt in Langgut, Kreis Ostero-de/ Ostpreußen, im Sommer 1992 zur Wiedereinweihung der restaurierten Dorfkirche. Die Arbeit der Landsmannschaft Ostpreußen in der Bundesrepublik und in der Heimat verfolgte er bis zuletzt mit regem Interesse. Als preußischer Johanniter seit 1976 lag ihm die Entwicklung der Johanniter-Sozialstationen am Herzen. Die vielseitige und intensive Beanspruchung und Belastung Marburgs durch seine Kirche und die Vertriebenenorganisationen erforderten ein hohes Maß an Energie, Schreibtischarbeit, Organisationstalent und die Befähigung zum Koordinieren und zum Delegieren. Ebenso waren weitsichtiges Planen, Takt, Herzensgüte und ostpreußische Beharrlichkeit für die Bewältigung seines Alltags notwendig. Diese Fähigkeiten und ausgeprägtes Einfühlungsvermögen gegenüber seinen unterschiedlichsten Gesprächspartnern halfen Pfarrer Marburg bei der Bewältigung seiner Aufgaben. Dennoch konnte sein Lebenswerk nur gelingen, weil er in seiner Ehefrau über fünf Jahrzehnte die zuverlässigste Beraterin und Zuarbeiterin hatte. Dem Verstorbenen wurde für sein Wirken vielfältige Anerkennung zuteil. Schon 1977 zeichnete ihn der Bundespräsident mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande aus aufgrund seiner großen Verdienste in der Vertriebenen- und Aussiedlerarbeit. Die Landsmannschaft Ostpreußen ehrte ihn mit der Verleihung ihres Goldenen Ehrenzeichens. Die Stadt Hannover würdigte seine Verdienste mit der Verleihung der Stadtplakette. Der BdV zeichnete ihn mit der nur sehr selten vergebenen Wenzel-Jaksch-Medaille aus, aufgrund hervorragender Verdienste um die Zusammenarbeit der europäischen Völker im Geiste von Freiheit und Recht. Die Kreisgemeinschaft Osterode würdigte ihr Mitglied Ernst-August Marburg mit der Ernennung zum Ehrenmitglied. Der Verstorbene hat bekundet, daß ihn diese Ehrung besonders bewegt habe. Der Verfasser dieses Nachrufes lernte Ernst-August Marburg 1967 anläßlich einer Evangelisation im östlichen Niedersachsen kennen. Dabei stellte sich heraus, daß der Verstorbene bereits 1943 Gast in seinem Elternhaus in Groß-Klitten bei Domnau war, woran sich der Chronist als damals Dreijähriger freilich nicht erinnern kann. Marburg wurde dem Unterzeichner ein väterlicher Freund und mit manchem klugen Rat ein ständiger Begleiter. Der Verstorbene lebte unter uns als ein im Glauben fest begründeter Seelsorger in ständiger Fürsorge für seine Mitmenschen. Preußische Pflichterfüllung und Be- kenntnis des Glaubens an den persönlichen Heiland Jesus Christus waren die Leitlinien seines Lebens. Ein großer Ostpreuße ist abberufen worden. Ostpreußen und die Ostpreußen haben ihm sehr zu danken. Seinen Weggefährten bleibt Ernst-August Marburg unvergessen. |