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31.05.03 / Laibach ist auf dem Wege zu einer starken Region in Europa

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 31. Mai 2003


Neue Stabilität an der Save
Laibach ist auf dem Wege zu einer starken Region in Europa
von Karl-Peter Gerigk

Die Slowenen haben sich als erste der EU-Beitrittskandidaten in einer die Regierung bindenden Volksabstimmung mit einer überwältigenden Mehrheit für die Integration in und nach Europa entschieden. Darüber hinaus wollen sie auch der Nato beitreten. Bei einer Wahlbeteiligung von über 55 Prozent votierten 89,5 Prozent der Wahlberechtigten für den EU-Beitritt. Für den Eintritt in die westliche Verteidigungsallianz stimmten 66,3 Prozent.

Im Unterschied zu den anderen ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens ist Slowenien eine ethnisch geschlossene Region. 96 Prozent der Bevölkerung sind Slowenen, eine slawische Volksgruppe aus dem Dnjepr-Gebiet, die etwa im 7. Jahrhundert nach Christus in das Gebirgsland an der oberen Save einwanderten. Ansonsten leben heute noch einige Serben und Kroaten in dem sehr katholischen Land, das von 630 bis 820 das selbständige Fürstentum Karantanien war. Ab 945 wird das Land durch das fränkische Kaiserreich beherrscht und gelangt damit unter den Schutz der Karolinger, genauer des ostfränkischen Reichs. In der Folgezeit wurde das Fürstentum in die Regionen Kärnten, Steiermark und Krajn aufgeteilt. Im 13. Jahrhundert gelangte das Herzogtum der Krajn wie die Gebiete Kärntens, der Steiermark, des Karstgebietes und Triest unter die Herrschaft der Habsburger und wurden Kronland der Ostmark, des späteren Österreich. Während der napoleonischen Feldzüge wurden die slowenischen Siedlungsgebiete Illyrische Provinzen. Vormärz und nationale Romantik erfaßten auch die Slowenen, so daß ein starkes Streben nach Unabhängigkeit und Einheit der teilweise unter der Donaumonarchie lebenden Slawen zur Gründung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen - ab 1929 Königreich Jugoslawien genannt - führte. 1941, im Zweiten Weltkrieg, wurde Slowenien unter Italien, Ungarn und Deutschland aufgeteilt und nach dem Krieg Teil der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ) unter Marschall Tito. Es ist nicht zuletzt dem Einfluß katholischer Kreise in Slowenien und der Slowakei in-nerhalb Jugoslawiens zu verdanken, daß Tito und seine Diadochen stets versuchten, eine Politik des "Dritten Weges" zu verfolgen. Nach innen sozialistisch, blieb man zu Zeiten Stalins bis Breschnews immer auf Distanz zur Sowjetunion. Zwar war Jugoslawien Teil des RGW, des sozia-listischen Pendants der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, nutzte aber eine politische Nähe zum Eurokommunismus Italiens und Spaniens, um mit dem Westen ins Gespräch zu kommen und Geschäfte zu machen. Auch finanzierte man große Teile der Wirtschaft mit westlichen Krediten. So kam es, daß Jugoslawien nach der DDR das wirtschaftlich stabilste Land der östlichen Hemisphäre war. Slowenien war innerhalb der SFRJ ökonomisch am weitesten entwickelt. Das mittlere Pro-Kopf-Einkommen übertraf das der übrigen Teilrepubliken um mehr als das Zehnfache.

Neben dem Reichtum an Hölzern begünstigen auch Bodenschätze die Region an der oberen Save. Abgebaut werden Eisen, Blei, Zink und Uran. Daneben existiert ein Braunkohlebergbau, und es wird Öl gefördert. Es haben sich um Laibach und Maribor bedeutende Industriezweige in Maschinenbau, Textil und Nahrungsmittelindustrie entwickelt. Das Straßennetz des kleinen Landes umfaßt 14.000 Kilometer. 1991 wurde der neue Karawankentunnel eröffnet, der das slowenische Schnellstraßennetz mit der Tauernautobahn verbindet. Hochseehafen ist Koper, und Laibach hat den internationalen Flughafen. Wie bei den meisten EU-Beitrittsländern ist Deutschland einer der wichtigsten Handelspartner, für Slowenien sogar der größte und wichtigste, denn Laibach erzielt mit Deutschland auch seinen größten Außenhandelsüberschuß. Hinsichtlich der ausländischen Investitionen steht Deutschland nach Österreich und Kroatien an dritter Stelle. Die deutsche Regierung unterstützte und unterstützt den Reformprozeß in dem ehemals kommunistischen Land auch durch massive Beratungshilfe für die öffentlichen und privaten Träger der Transformation. Daneben gibt es Kontakte auf Landes- und Kommunalebene. Einen regen kulturellen und ökonomischen Austausch ermöglicht auch das Gastarbeiterabkommen, das rund 1.200 Slowenen jährlich die Möglichkeit gibt, Technik- und Arbeitswissen in Deutschland zu erlernen und wieder mit in ihre Heimat zu nehmen. Angesichts des EU-Beitritts zum Mai 2004 eröffnet sich für Deutschland und Slowenien die Möglichkeit des weiteren freizügigen Austausches von Waren, Dienstleistungen und Menschen. Das Land hat eine Bevölkerung von knapp zwei Millionen Menschen, wovon alleine 320.000 in Laibach wohnen. Damit stellt Slowenien hinsichtlich Struktur und Kaufkraft perspektivisch eine Region dar wie Lothringen/ Saar/Luxemburg.

Laibach: Der Drachen ist symbolhafter Wächter der Stadt an der Save Foto: slovenia-tourism