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14.06.03 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 14. Juni 2003


Goldene Katastrophen ... und zickige Engländer
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Woran erkennt man eigentlich, daß man blank ist? Sehr einfach: Sobald einem die eigenen Schecks mit säuerlicher Miene über den Ladentisch zurückgeschoben werden, weiß man: Jetzt hat der Pleitegeier bei mir sein Nest gebaut. Demnach steht es um Deutschland weitaus besser, als es uns die täglichen Unkenkonzerte mit ihrem Lied vom Staatsbankrott vordudeln wollen. Soeben haben die Polen nämlich mit "deutlicher Mehrheit" beschlossen, unsere Schecks in großer Zahl über den EU-Tresen hinweg anzunehmen. "Ich zahle, also bin ich!" Der inoffizielle Wappenspruch der alten Bonner Republik hat - zumindest bei unseren polnischen Freunden - nichts vom Glanze seines Glückes verloren.

Die Polen haben auch hart gearbeitet und mit dem (damals dänischen) EU-Ratspräsidenten nächtelang geschachert, bis noch diese oder jene Milliarde herausgeschlagen war. Das fordert Respekt, den wir unseren britischen Nachbarn leider versagen müssen. Die Insel erfülle die "Konvergenzkriterien" für den Euro nicht, sagte deren Finanzminister Gordon Brown, und könne daher der Gemeinschaftswährung zur Zeit nicht beitreten. Was bilden die sich ein? Überhaupt diese Engländer. Seit Jahren schon weigern sie sich, ins gemeinschaftliche Glied zu treten und ihre Wachtumszahlen zu "europäisieren", d. h. auf das Niveau der beiden ökonomischen Abbruchkandidaten Deutschland und Frankreich abzusenken.

Dabei waren sie schon einmal viel weiter. Als in den 70er Jahren die Gewerkschaften Britannien regierten, ging es den Insulanern sogar noch europäischer als uns heute. Prompt traten sie der EWG bei. Aber jetzt zickig werden, wie? Man sollte DGB-Chef Sommer als Verwalter über den Kanal schicken, damit er diese verschrobenen Nebelgestalten wieder auf den Pfad europäischer Tugend bringt. Dessen umsichtige Politik würde der britischen Wirtschaft und dem Pfund Sterling schnell eine Entwicklung bescheren, welche den Briten die Euro-Perspektive wieder attraktiv erscheinen ließe.

Ja, die guten alten Zeiten. Früher war sogar die Zukunft besser, lautet ein abgedroschener Spruch, der

leider wahr ist. Was haben wir gelacht, damals vor zwanzig Jahren, über die skurrilen Filmkomödien der britischen Schauspielertruppe "Monty Python". Besonders über eine Szene, die im finsteren Mittelalter spielt: Da zieht ein zerlumpter Mann auf einem Handwagen die pestbleichen Körper der Dahingeschiedenen durch ein Elends-Kaff. Dazu schwingt er die Glocke und ruft immerzu: "Bringt mir eure Toten! Bringt mit eure Gebrauchten!" Ein stämmiger Mann schleppt darauf einen Greis heran, der wimmert: "Ich bin noch gar nicht tot. Es geht mir schon viel besser. Ich will spazierengehen!" Der Alte kriegt eins mit der Keule und ist hin.

Dergleichen fanden wir, seinerzeit so um die 16, 17 Jahre, zum Schießen. War ja bloß geschmackloser Kino-Klamauk. Wir konnten nicht ahnen, daß wir eines Tages im wahren Leben selbst in die Rolle des winselnden Opas geraten könnten, wenn wir älter als 75 werden sollten. Denn daß wir einmal eine Regierung bekommen könnten, die unser Land in eine schwarze Komödie, eine Art "Monty-Python"-Klamotte verwandeln würde, erschien Anfang der 80er Jahre selbst noch als schlechter Scherz.

Demnächst jedoch soll die Gesundheitsversorgung für Höherbetagte vermutlich auf Stützstrümpfe und Gutzureden gekürzt werden. Bis jetzt fordern das nur "Experten" aus dem Kabinett des Dr. Calligari. Aber wir wissen ja, wie so etwas weitergeht. Was heute noch wüste Phantasie ist, entpuppt sich morgen als "Sachzwang". Dabei geht es nicht bloß um Behandlungskosten. Der Staat braucht Geld, viel Geld - und zwar schnell. Und er weiß auch schon von wo: Die Deutschen hätten keinen "Anspruch auf hohe Erbschaften", grollte SPD-Fraktionschef Franz Müntefering auf dem jüngsten Parteitag. Die Erbschaftssteuer solle rauf, und zwar ordentlich. Doch kann der Fiskus auf das Ableben der Erblasser noch Jahre warten? Kaum. Also hilft man dem Sensenmann gesundheitsreformerisch auf die Sprünge. Ulla Schmidt zieht den Handwagen, Münti schwingt die Glocke und durchsucht die Ladung nach Verwertbarem.

Feinde sind Freunde, die man nicht gerufen hat. Eine häßliche Wahrheit, die vier deutsche Soldaten soeben mit ihrem Leben bezahlt haben. Verteidigungsminister Struck aber bleibt tapfer: Am Hindukusch werde Deutschlands Freiheit verteidigt. Und im Kosovo, in Bosnien, in Mazedonien, in Kuweit, in Kenia, in Dschibuti, in Georgien, in Usbekistan und demnächst auch im Kongo. Überall verteidigen uns (und die Menschheit) deutsche Truppen.

Der Kaiser konnte nur träumen von dieser weltumspannenden Präsenz unserer Fahne. Seine paar Kolonien verfügten bloß über lächerliche Garnisonen. Der altertümliche Geist des Monarchen konnte sich echte Landesverteidigung offenbar nur für Objekte im näheren Umkreis vorstellen. Etwa für die Staatsgrenzen. Die hielt man damals kleinlich dicht, mit Kontrollen und ähnlich reaktionärem Unfug. Das hatte seinen Preis: Seinerzeit konnte uns kaum jemand besuchen, der so gerne auch mal gesungen hätte: "Ich hab' noch einen Koffer in ... Dresden." In jenen dumpfen Tagen verstand man unter der heute gefeierten "Weitsichtigkeit" eine Augen- erkrankung, die einen vor lauter Blick in die Ferne das Nächstliegende übersehen läßt - wie herrenlose Gepäckstücke oder harmlose Prediger mit Turban auf dem Kopf und dem Heiligen Krieg auf der Zunge.

Das ist der Unterschied zwischen Amis und Franzosen: Während sich die prolligen Cowboys im irakischen Öl suhlen, verlangt es die edlen Gallier nach Feinerem. Nach Gold beispielsweise, das ihnen aus dem Boden Nordost-Kongos entgegenfunkelt. Nachdem Paris das Metall entdeckt hatte, mutierte der vierjährige Bürgerkrieg dort unten über Nacht zur Menschenrechts-Katastrophe. Da müssen wir sofort eingreifen, erschallt es von der Seine, der Humanität wegen. Deutschland kommt diesmal mit. Vom Gold und den anderen Bodenschätzen bekommen wir wohl nichts ab. Dafür wartet auf uns ein viel wertvolleres, ja unbezahlbares Geschenk: Der Dank der ganzen weiten Welt! Es tut so gut, so gut zu sein, nicht wahr? Zumindest von zu Hause aus.