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21.06.03 / Blick nach Osten

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 21. Juni 2003


Blick nach Osten

Späte Bestrafung

Prag - In der vergangenen Woche wurde in Tschechien der Prozeß gegen den einstigen kommunistischen Parteifunktionär Karel Hoffmann abgeschlossen. Hoffmann, der von 1959-67 als Direktor des Tschechoslowakischen Rundfunks amtierte sowie zwischen 1971 und 1989 als Präsidiumsmitglied des KP-Zentralkomitees, wurde wegen seiner pro-sowjetischen Handlungen während der Niederschlagung des Prager Frühlings zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Während des Einmarsches der russischen Panzer hatte er als Leiter der Zentralen Kommunikationsverwaltung dafür gesorgt, daß die Sendeanlagen des Landes zunächst lahmgelegt wurden und dann in die Hände moskautreuer Kräfte gerieten. Karel Hoffmann ist der bislang ranghöchste rote Funktionär der früheren Tschechoslowakei, der wegen der Ereignisse von 1968 verurteilt wurde. Auch diesmal ließ sich eine Verurteilung wegen "Hochverrats" juristisch nicht durchsetzen, da sich der Angeklagte strikt an die seinerzeitigen Gesetze des kommunistischen Staatswesens gehalten hatte. Statt dessen verklagte das Gericht Hoffmann am 10. Juni wegen Überschreitung seiner damaligen Kompetenzen.

 

Baltische Sorgen

Berlin - Skepsis und Kritik hinsichtlich der Zukunft EU-Europas prägten eine Berliner Tagung unter dem Titel "Kulturen in Bewegung - Estland, Lettland, Litauen vor der EU-Erweiterung". An der am 12. Juni von der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Hauptstadtbüro des Goethe-Instituts/Inter Nationes durchgeführten Veranstaltung nahmen Intellektuelle und Künstler aus dem Baltikum teil, von denen etliche angesichts des Brüsseler Zentralismus ihre Sorge vor einem möglichen Verlust der gerade erst wiedergewonnenen kulturellen Freiheit betonten. Charakteristisch für ihre Stimmung ist eine Äußerung des litauischen Literaturprofessors und Lyrikers Tomas Venclova, eines Ex-Dissidenten und Emigranten. Venclova begrüßt zwar den EU-Beitritt seines Landes, sieht Europa aber vor allem als die Summe vieler verschiedener Werte und Traditionen. In der EU falle den neuen Mitgliedern vor diesem Hintergrund eine wichtige Aufgabe zu, sagte er und formulierte wörtlich: "In meiner Heimat hört man oft, daß das westliche Europa das Gefühl für ethnische Werte, für nationale Identitäten verloren hat. Während die Litauer, wie alle anderen Balten, diese Werte im Kampf gegen den sogenannten sowjetischen Internationalismus bewahrt haben. Deshalb können wir jenen Völkern ein Beispiel geben, die schon übergegangen sind zur universellen, gleichförmigen Massenkultur."