Erst heute habe ich von einem Kollegen erfahren, daß eine der ältesten Postkarten aus meiner Sammlung nicht Königsberg in Ostpreußen zeigt, sondern mit Königsberg N/M signiert ist, also aus Königsberg in der Neumark stammt", erzählt Paul Gerß sichtlich erregt. "Ich hatte zwar gewisse Schwierigkeiten, die abgebildeten Gebäude der mir bekannten Stadt zuzuordnen, doch bei einer Ansichtskarte, die am 25. September 1896 abgestempelt wurde, ist das auch nicht immer leicht", gesteht der langjährige "Ostpreußen-Spezialist" Gerß.

Das sind spannende Momente im Leben eines Sammlers, die beweisen, daß bei einem Treffen mit Gleichgesinnten immer wieder etwas Neues entdeckt und gelernt werden kann.

So geschehen auch beim nunmehr 45. Ost- und Mitteldeutschen Sammlertreffen, das im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus stattgefunden hat. Der in Lötzen geborene Paul Gerß gehört zu jenen begeisterten Ausstellern, die seit vielen Jahren regelmäßig zu den Begegnungen in die Bismarck-Straße kommen. Er ist bemüht, das Interesse an den Post- und Ansichtskarten, Briefmarken, Stempeln und Reiseprospekten aus der alten Heimat wachzuhalten. Sein Sammelschwerpunkt hat sich inzwischen auf Königsberg konzentriert, denn er nimmt an, daß die Stadt heute auch bei der jüngeren Generation ein bekannter Begriff ist.

Der in Düsseldorf lebende Gerß weiß, daß die "große Zeit" der früheren Treffen unter der Leitung des Ostpreußen Heinz Marenski längst vorbei ist, doch er will weitermachen. Das bekundete er auch, als Dr. Walter Engel, Direktor des Gastgeberhauses, sich mit den An- wesenden über die Zukunft der traditionellen Sammlertreffen unterhielt.

Zu den Ausstellern, die auf eine recht lange Sammlertätigkeit zurückblicken können, gehören auch Karl Stampfuß und Gerhard Onasch. Der gebürtige Danziger Onasch beschäftigt sich bereits seit 1968 leidenschaftlich mit seinem Hobby, das er als ernste Aufgabe betrachtet. Auf Schautafeln zeigt der Sammler seine Karten zusammen mit kurzen Erklärungstexten. So ist beispielsweise ein virtueller Rundgang durch Danzig anhand von historischen Postkarten nachzuvollziehen.

Trotz zum Teil fortgeschrittenen Alters denken die meisten Sammler noch lange nicht ans Aufhören. Im November wollen sie Auszüge ihrer wertvollen Kollektionen wieder ins Gerhart-Hauptmann-Haus mitbringen und hoffen, neue Interessenten kennenzulernen. M. D.

Wenn einen die Sammelleidenschaft gepackt hat, gibt es kein Halten mehr: Paul Gerß ist schon seit vielen Jahren aktiv dabei. Foto: M. D.