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21.06.03 / Alltag des Dritten Reiches in Hanau erforscht

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 21. Juni 2003


Geschichtsaufarbeitung
Alltag des Dritten Reiches in Hanau erforscht

Es war eine gute Idee des Hanauer Magistrats, anläßlich des 70. Jahrestages der Machtergreifung das bereits in den Jahren 1983 bis 1991 erschienene imposante Werk "Hanau im Dritten Reich" von Gerhard Flämig in Neuauflage erscheinen zu lassen. Band II wurde noch einmal überarbeitet. Weniger glücklich allerdings ist der Titel "Hanau im Dritten Reich". Er dürfte dazu beigetragen haben, daß die Trilogie bisher nicht die gebührende Aufmerksamkeit erfahren hat. Vorteilhafter wäre es wohl, die Untertitel "Wie es zur Machtergreifung kam", "Verfolgung und Widerstand" und "Alltag im Dritten Reich" an die erste Stelle zu setzen. Diese Äußerlichkeit mindert indes nicht den Wert der drei Bände, die zu einem außergewöhnlich günstigen Preis, dazu noch in Ganzleinen, im Handel erschienen sind. Autor, Magistrat und der Hanauer Geschichtsverein haben sich große Verdienste um die Erhellung der dunkelsten Epoche der deutschen Geschichte erworben.

Der erfahrene Kommunalpolitiker, jahrzehntelange Bundestagsabgeordnete und Europaparlamentarier und, was sich als besonders vorteilhaft erweist, gelernte Journalist konnte in jahrelanger Forschungsarbeit dank der Unterstützung des Hanauer Magistrats und des Hanauer Geschichtsvereins eine unglaubliche Materialfülle zusammentragen. Diese entwirft ein abgerundetes Bild vom Aufstieg, der Machterhaltung und dem Niedergang des Dritten Reichs, wie es nicht nur für die Goldschmiedestadt, sondern, von manch örtlichen Verhältnissen abgesehen, für ganz Deutschland typisch war. Dank seiner plastischen Schilderung versteht es Flämig, Tatsachen, Hintergründe und Zusammenhänge der hinter uns liegenden Epoche so fesselnd darzustellen, daß es schwerfällt, die Bücher aus der Hand zu legen. Der Autor scheut nicht davor zurück, ausländische Geldgeber beim Namen zu nennen, ohne die der "Führer" wohl schwerlich an die Macht gekommen wäre. Für diejenigen, die sich nicht "gleichschalten" ließen, gab es keine Freiräume. Dennoch versuchten zahlreiche Gruppen, den Ungeist des Regimes abzuwehren. Vertreter der verbotenen Parteien wie kirchliche Kreise und Bürgerliche waren zwar aus unterschiedlichen Gründen Gegner der Diktatur, jedoch unterlagen sie ein- heitlicher Verfolgung. Nicht wenige mußten ihren Einsatz mit dem Leben bezahlen. In einer Zeit, da radikale Kräfte von links und rechts unsere demokratische Ordnung zu untergraben suchen, sei daran erinnert, daß dort, wo das Recht gebrochen wird, die Freiheit stirbt.

Das gründlich gearbeitete, pakkend geschriebene Werk ist allen wärmstens zu empfehlen, ganz besonders auch unseren Geschichtslehrern, die sich nicht damit begnügen, einer durch die Political Correctness einseitig dargestellten "Vergangenheitsbewältigung" zu huldigen, sondern Geschichte so darzustellen, "wie es gewesen ist". Für die Bewahrung des Rechtsstaats gilt, daß Wachsamkeit der Preis der Freiheit ist. Golo Mann sagte einmal, daß der Mensch blind werde gegenüber sich selbst und der Zukunft dadurch, daß er blind und unwissend wird gegenüber seiner Vergangenheit. Gerhard Flämig hat zur Überwindung der Blindheit und Unwissenheit einen hervorragenden Beitrag geleistet. Lothar Groppe

Gerhard Flämig: "Hanau im Dritten Reich", Dokumentation, Herausgegeben vom Magistrat der Stadt Hanau in Zusammenarbeit mit dem Hanauer Geschichtsverein. Band 1: "Wie es dazu kam - Die Machtergreifung", 7,80 Euro; Band 2: "Verfolgung und Widerstand", 14,80 Euro; Band 3: "Der Alltag", 7,80 Euro; Band 1 bis 3 zusammen 29,80 Euro