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28.06.03 / Im Osten Im Osten gehen die Lichter aus... / Stunden- zur Null-Stunden-Woche - der von der IG Metall angezettelte Streik droht alles zu zerschlagen, was in mehr als einem Dutzend Jahren seit der Wende mit viel Geld und Fleiß aufgebaut wurde.

© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 28. Juni 2003


Im Osten gehen die Lichter aus...
"Abbau Ost": über die Fünfunddreißig Stunden- zur Null-Stunden-Woche - der von der IG Metall angezettelte Streik droht alles zu zerschlagen, was in mehr als einem Dutzend Jahren seit der Wende mit viel Geld und Fleiß aufgebaut wurde.

Im Osten geht die Sonne auf - mit diesem flotten Slogan wirbt die IG Metall für ihren Arbeitskampf im Osten der Bundesrepublik Deutschland. Allen Ernstes wollen die Gewerkschaftsfunktionäre den Menschen in Mitteldeutschland weismachen, ihre Zukunft, ihr Glück, ihr Wohlstand hingen nur davon ab, ob sie pro Woche 38 oder nur noch 35 Stunden arbeiten müssen. Als ob wir - in Ost und West - derzeit nicht andere Sorgen hätten!

Der Arbeitskampf in der mitteldeutschen Metallindustrie beschert uns Fernseh-Bilder, wie wir sie in früheren Zeiten eher aus streikerprobten Ländern wie England oder Italien, Frankreich oder Griechenland zu sehen bekamen: Belagerung von Fabriktoren und Zufahrtsstraßen, Spießrutenlaufen für Arbeitswillige, die lautstark als "Streikbrecher" und "Kapitalistenknechte" beschimpft, genötigt und manchmal auch mit körperlicher Gewalt am Betreten ihres Arbeitsplatzes gehindert werden. Die Nerven liegen blank, die Stimmung ist von Tag zu Tag mehr aufgeheizt, langjährige Arbeitskollegen werden zu Feinden.

Auf der anderen Seite Arbeitnehmer, die einfach die Welt nicht mehr verstehen: Sie wollen nicht streiken, sie wollen nicht weniger arbeiten, sie wollen überhaupt noch arbeiten dürfen und nicht ins Heer der Erwerbslosen eingereiht werden. Vor allem aber wollen sie selbst bestimmen und sich nicht von Funktionären vorschreiben lassen, wie sie sich ihr (Arbeits-)Leben einrichten.

Die Menschen in Sachsen und Thüringen, in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, in Brandenburg und den östlichen Bezirken Berlins, sie wissen aus eigener Erfahrung, wie man sich fühlt, wenn man gegängelt wird von Gewerkschaftlern, die sich plakativ "frei" (FDGB!) nennen, in Wahrheit aber Schergen eines staatlichen Unterdrückungsapparates sind. Hier hatte der Aufstand vom 17. Juni 1953 ebenso seinen Ursprung wie die friedliche Revolution von 1989/90.

Und diese Menschen haben nun den - keineswegs unbegründeten - Verdacht, daß sie erneut gegängelt werden sollen, von Funktionären einer Gewerkschaft, die sich nicht mehr F..., sondern nur noch DGB nennt, ansonsten aber ebenso "frei" ist, eigenmächtig zu bestimmen, was die wahren Interessen der Arbeitnehmer sein sollen.

Schlimmer noch: Die weitaus meisten der Aktivisten, die da vor mitteldeutschen Werkstoren illegalen Zwang und Nötigung praktizieren, wurden aus dem Westen der Republik herangekarrt. So führen sich all die bösen und dummen Klischees von "Wessis" und "Ossis" vollends ad absurdum: Die angeblich faulen und zu geregelter Arbeit unfähigen "Ossis" wollen arbeiten, wenn es sein muß, auch lieber ein paar Wochenstunden mehr als überhaupt nicht. Und die edlen Helfer aus dem Westen, die "Wessis" mit dem unübertrefflichen wirtschaftlichen und politischen "Know-how" und der dicken Brieftasche - die inszenieren nun das Dümmste, was einem in der gegenwärtigen Lage Deutschlands überhaupt einfallen kann: einen Streik, der mit zunehmender Dauer alles zugrunde richtet, was in Mitteldeutschland in einem Dutzend Jahren seit der Vereinigung mühsam aufgebaut wurde. Darüber hinaus wird durch diese sinnlose Aktion in ganz Deutschland die ohnehin angespannte wirtschaftliche Entwicklung weiter gebremst; bei BMW in München und Regensburg beispielsweise stehen die Bänder schon still. Wird dieser unselige Spuk nicht schnell beendet, werden Arbeitsplätze aus Mitteldeutschland abwandern. Al-lerdings wohl nicht in westliche, sondern in östliche Richtung; unsere polnischen und tschechischen Nachbarn (und demnächst EU-Partner) können sich angesichts der Nachrichten von der deutschen Streikfront bereits fröhlich die Hände reiben.

Vielleicht haben die IG-Metall-Kader ja genau daran gedacht, als sie ihre Transparente malten: Wenn schon, dann geht die Sonne aus mitteldeutscher Sicht etwas zu weit im Osten auf. Im eigenen Land aber, zwischen Ostsee und Riesengebirge, zwischen Elbe und Oder gehen die Lichter aus - wenn Gewerkschaftsfunktionären das egal ist, müssen sie sich fragen lassen, wessen Interessen sie eigentlich vertreten - die der mitteldeutschen Arbeitnehmer jedenfalls nicht. H. J. M.