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© Das Ostpreußenblatt / Preußische Allgemeine Zeitung / Landsmannschaft Ostpreußen e.V. / 28. Juni 2003 |
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Namen für die unbekannten Toten "Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa e. V." überführt gefallene Soldaten zur letzten Ruhestätte von H.-J. von Leesen Mehrmals bereits hat das Ostpreußenblatt über die verdienstvolle Arbeit des "Vereins zur Bergung Gefallener in Osteuropa e. V." (V.B.G.O.) berichtet. Der private Verein, dem zur Zeit 180 Mitglieder angehören, von denen fünfzig in drei Gruppen auf den früheren Schlachtfeldern in Osteuropa suchen, ist in den vergangenen Jahren auch in Ostpreußen tätig gewesen und konnte nicht zuletzt durch Hinweise von Lesern des Ostpreußenblattes bislang unbekannt gebliebene Grabstätten gefallener Soldaten finden. Die Mitglieder des V.B.G.O. bargen die Gebeine, damit sie vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf den von ihm eingerichteten Sammelfriedhöfen eine würdige Ruhestätte finden. Der "Verein zur Bergung Gefallener" war aber nicht nur in Ostpreußen tätig, sondern auch im Großraum Stalingrad, jetzt Wolgograd, Leningrad, jetzt St. Petersburg, Ungarn und Polen. Seit ihrem Bestehen im Jahre 1992 haben sie etwa 2.500 gefallene deutsche und noch mehr sowjetische Soldaten gefunden und ihre sterblichen Überreste bergen können. Entdecken sie dabei persönliche Wertgegenstände wie etwa Ringe, so werden sie über den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge den Angehörigen zugestellt. Viele der Gefundenen haben so ihre Namen wiedererhalten, und ihre Angehörigen bekommen die Gewißheit, daß der, der seit Jahrzehnten als vermißt gilt, tatsächlich gefallen ist. Und sie erfahren, wo er seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Nach der letzten Veröffentlichung über die Arbeit des V.B.G.O. im Ostpreußenblatt (Folge 49 vom 11. Dezember 1999) erhielt die Gruppe weitere Hinweise, denen sie nachgehen konnte. So teilte eine Leserin mit, sie habe bei der Flucht ihrer Familie in Worleinen eine größere Gruppe gefallener deutscher Soldaten an einer bestimmten Stelle, die sie gut beschreiben konnte, gesehen. Sie seien damals notdürftig begraben worden. Die Gruppe konnte die genaue Stelle mit Hilfe ihrer immer mehr verfeinerten Suchgeräte finden und entdeckte die Gebeine von 14 deutschen Soldaten und einem sowjetischen Rotarmisten. Bei zehn von ihnen konnte die Erkennungsmarke sichergestellt werden, so daß deren Namen bekannt sind. Ein anderer Ostpreußenblatt-Leser beschrieb die Stelle in Engelswalde nördlich von Mehlsack, wo nach seiner Erinnerung nach den letzten Kämpfen ein deutscher Soldat begraben worden sei. Auch er wurde gefunden und konnte umgebettet werden auf einen der großen Friedhöfe des Volksbundes. Der Verein ist weiterhin sehr interessiert an Hinweisen aus dem Kreise der Leser der Preußischen Allgemeinen. Wer sich daran erinnert, daß deutsche Gefallene irgendwo provisorisch bestattet wurden, möge sich an den Verein wenden (Anschrift: "Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa e.V.", Herrn Albrecht Laue, Postfach 50 03 25, 22767 Hamburg). Zwar nicht in Ostpreußen, wohl aber in Hinterpommern fand die Gruppe im vergangenen Jahr aufgrund der Hinweise eines Zeitzeugen das provisorische Feldgrab von 16 Männern, die in den letzten Februar-Tagen 1945 bei der Verteidigung im Kreis Rummelsburg gefallen waren und von den eigenen Kameraden nicht hatten geborgen werden können. Der Zeitzeuge, damals ein zehnjähriger Junge, mußte mit seiner Familie nach der mißlungenen Flucht in sein Heimatdorf Hölkewiese zurückkehren. Man fand die Gefallenen auf den Feldern. Mit Schaufeln und Spaten begruben sie die Toten in einer alten Sandgrube, legten deren Stahlhelme auf die Grabstelle und errichteten ein kleines Holzkreuz. Der damalige Junge, heute ein gestandener Mann, erinnerte sich noch genau dieser Ereignisse, die ihn stark beeindruckt hatten. Als er von der Arbeit des "Vereins zur Bergung Gefallener in Osteuropa" hörte, teilte er seine Kenntnisse mit. Nach längeren Nachforschungen konnte die Gruppe im vergangenen Oktober Hölkewiese aufsuchen. Die notwendigen Genehmigungen für die Bergung bekamen sie vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und von den polnischen Behörden. Mehrere Mitglieder der polnischen Partnerorganisation "Pomorcze" aus Stettin halfen kräftig mit. Natürlich hatte sich in den zurückliegenden fast 60 Jahren die Gegend verändert. Es waren aber noch Spuren früherer Wege erkennbar, die eine grobe Orientierung ermöglichten. Nachdem man systematisch Suchgräben angelegt hatte, stieß man in einer Tiefe von 1,20 Metern auf die Gefallenen. Ihre Überreste wurden sorgsam mit Schaufeln, mit der Hand und mit Bürsten freigelegt. Neben manchen Resten von Ausrüstungsgegenständen konnten Erkennungsmarken geborgen werden. Sie wiesen aus, daß die Soldaten zur 7. Kompanie des SS-Panzergrenadierregiments 7 gehörten. Nach der Bergung hielten die Mitglieder der Gruppe eine kurze Andacht und gedachten der toten Soldaten. Insgesamt konnte man bei den 16 Gefallenen neun Erkennungsmarken finden. Eine gehörte dem Kompanieführer, dem Obersturmführer Eugen Hadamovsky, von dem auch einige Auszeichnungen gefunden wurden. Hadamovsky war eine Person der Zeitgeschichte. Schon früh war er der NSDAP beigetreten. Er gehörte zu den ersten Mitarbeitern des von Goebbels gegründeten Boulevard-Blattes "Der Angriff" in Berlin und organisierte die ersten Rundfunkübertragungen von Großereignissen. Im März 1933 wurde er Sendeleiter des Deutschlandsenders und Reichssendeleiter. Diese Position nahm er bis Mitte 1942 ein, als er sich mit Goebbels überwarf. In den neun Jahren seiner Tätigkeit beim Reichsrundfunk war er einer der Gründerväter des deutschen Fernsehens. Am 22. März 1935 wurde von ihm in Berlin der regelmäßige Programmdienst des deutschen Fernseh-Rundfunks eröffnet. Das Programm lief bis Herbst 1936 nur dreimal wöchentlich von 20 bis 21 Uhr und wurde dann noch einmal wiederholt. Empfangen werden konnte es in Berlin und seinem Umland. Ab Herbst 1936 wurde das deutsche Fernsehprogramm dann täglich ausgestrahlt. Hadamovsky war auch Förderer des "Volksempfängers", eines einfachen, aber qualitätsvollen Rundfunkempfängers, dessen Anschaffung auch ärmeren Familien möglich war, denen die aufwendigeren großen Radiogeräte, mit denen man die ganze Welt empfangen konnte, zu teuer waren. Nach dem Ausscheiden aus dem Rundfunkbetrieb meldete sich Hadamovsky, der eigentlich bei der Luftwaffe gedient hatte, freiwillig zur Waffen-SS, die ihn mit dem bisherigen Dienstgrad übernahm. Gegen Ende des Krieges fiel er an der Spitze seiner Kompanie in Hinterpommern. Nun ruhen er und seine Kameraden auf dem deutschen Soldatenfriedhof von Neumarkt bei Stettin. Zur Zeit sind die Gruppen des V.B.G.O. wieder unterwegs, um Hinweisen auf bislang noch nicht gefundene und geborgene Gefallene nachzugehen. Sie bestreiten alle Reisekosten aus eigener Tasche und können die immer leistungsfähiger werdenden Suchgeräte nur durch Spenden finanzieren. Mühselige Arbeit: Nach langwieriger Suche bergen die Mitglieder des "Vereins zur Bergung Gefallener in Osteuropa e.V." die Überreste achtlos verscharrter Soldaten. Foto: privat |